Quantum
murmelt Isidore. Ihm zittern die Knie, und er setzt sich
auf die Stufen. Pixil kauert sich mit klirrender Rüstung neben ihm nieder.
»Also, was willst du?«, fragt sie.
»Ich habe nachgedacht«, sagt Isidore.
»Was du nicht sagst.«
Er wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Ich darf dich necken«, sagt sie. »Das ist nun einmal so.«
»Na schön.« Er schluckt. Es fällt ihm schwer, die Worte über die
Lippen zu bringen. Sie liegen ihm wie klobige, zackige Gegenstände im Mund. Er
erinnert sich, gelesen zu haben, dass Demosthenes, der große Redner,
Kieselsteine in den Mund nahm, um das Sprechen zu üben. Er beißt auf seine
Kieselsteine und spricht.
»Es wird nicht klappen. Mit uns«, sagt er und hält kurz inne. Sie
sagt nichts.
»Ich wollte mit dir zusammen sein, weil du anders bist«, sagt er.
»Ich konnte dich nicht durchschauen, und ich konnte dich nicht verstehen. Eine
Weile hat mir das Spaß gemacht. Aber es würde niemals anders werden.
Und du warst für mich nie an erster Stelle. Du warst immer nur … das
andere. Die störende Stimme in meinem Kopf. Und so will ich dich nicht sehen.
Du hast etwas Besseres verdient.«
Sie sieht ihn mit grimmiger Miene an, doch er erkennt, dass der
Ernst nur gespielt ist. »Deshalb bist du hergekommen? Um mir das zu sagen?
Daran hast du die ganze Zeit herumgerätselt? Und du hast es ganz allein
herausgefunden?«
»Ehrlich gesagt«, gesteht er, »hat Sherlock mir geholfen.« Sie wirft
ihm einen sonderbaren Blick zu. »Schon gut.«
Pixil setzt sich neben Isidore, stellt ihr Schwert auf eine der
Stufen und stützt sich darauf.
»Ich habe auch nachgedacht«, sagt sie. »Ich glaube, an dir gefällt
mir am besten, dass du die Vorsteher die Wände hoch treibst. Das ist ein
Heidenspaß. Und dass es zwischen uns keine Verschränkung gibt, keine
Verpflichtungen. Und ich bin gern mit jemandem wie dir zusammen, der ein
bisschen schwer von Begriff ist.« Sie streckt ihm die Zunge heraus und streicht
ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. »Dämlich, aber hübsch.«
Isidore zieht kurz und scharf die Luft ein.
»Der letzte Teil war nur Spaß«, sagt Pixil. »Mehr oder weniger.«
Eine Weile sitzen sie schweigend nebeneinander.
»Siehst du, das war doch gar nicht so schwer«, sagt Pixil. »Das hätten
wir schon vor einer Ewigkeit tun sollen.« Sie sieht Isidore an. »Bist du
traurig?«
Isidore nickt. »Ein wenig.«
Sie umarmt ihn fest. Die Platten der Rüstung drücken sich
schmerzhaft in seinen Brustkorb, trotzdem presst auch er sie an sich.
»Schön«, sagt sie und erhebt sich mit lautem Geschepper. »Ich muss
jetzt los und Monster töten. Und du hast einen Dieb zu fangen, wie ich höre.«
»Ja, da war noch etwas.«
»Hm?«
»Weißt du noch, wie du sagtest, du könntest mir verraten, wer der
Gentleman ist? War das auch nur Spaß?«
»In der Liebe und im Krieg«, sagt Pixil und schwenkt ihr Schwert,
»mache ich keine Späße.«
Isidore geht bis an den Rand des Staubviertels und schickt eine
Mit-Erinnerung an den Zaddik. Ich weiß, wer du bist ,
lautet die Botschaft. Dann setzt er sich in einen Liegestuhl auf einem kleinen
Platz dicht an der Grenze zur Kolonie, an die Linie, wo Stein zu Diamant wird.
Er schließt die Augen und lauscht dem Plätschern des Wassers. Er
lässt seine Gedanken treiben. Und plötzlich fühlt er sich selbst wie Wasser, er
fließt über einen Stein und spürt die Form, die er die ganze Zeit nicht fassen
konnte. Nun entfaltet sie sich in seinem Kopf wie eine riesige Schneeflocke.
Und sie macht ihn wütend.
Als er einen Luftzug spürt, öffnet er die Augen. Der Gentleman tritt
aus einem Hitzeschleier. Für einen Moment ist ihre Foglet-Aura im Wassernebel
des Springbrunnens zu sehen. Ihre Maske blitzt in der Sonne.
»Hoffentlich ist es wichtig«, sagt sie. »Ich bin sehr beschäftigt.«
Isidore lächelt. »Mme. Raymonde, ich bitte vielmals um
Entschuldigung. Aber ich muss über einige Dinge mit dir reden.«
Die Silbermaske zerfließt, und das sommersprossige Gesicht einer
rothaarigen Frau kommt zum Vorschein. Sie umschließt sich und ihn mit einem
festen Gevulot-Kontrakt. Sie sieht müde aus. »Nun gut«, sagt sie und
verschränkt die Arme. Ihre echte Stimme ist tief und klangvoll wie eine Glocke.
»Ich höre. Wie bist du …«
»Ich habe geschummelt«, gesteht Isidore. »Ich habe eine Gefälligkeit
eingefordert.«
»Pixil, natürlich. Das Mädchen konnte noch nie den Mund halten. Ich
hatte mich darauf verlassen, dass du zu stolz sein
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