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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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bewältigen, die Sie erwarten. Wir wollen doch nicht, daß mitten in Ihrer Attacke gegen BDI irrationale Ängste Sie am Kragen packen?«
    »Nein.« Ich lache wieder, diesmal gelingt es schon besser. »Aber ich werde bei BDI nicht viele Schlösser mit so einfachen Kombinationen finden. Zehn Neuner? Wohl kaum.«
    Lui schüttelt den Kopf. »Einfache Kombinationen? Was soll das heißen? Für Sie gibt es nur noch einfache Kombinationen.«
    Es dauert noch eine Woche, bis ich auch mit Schlössern zurechtkomme, die mit Schlüsseln geöffnet werden. Lui zeigt mir seine Berechnungen: Die Wahrscheinlichkeit, daß einige nur aus wenigen Atomen bestehende Transistoren auf dem Mikrochip eines Schlosses spontan auf die von mir gewünschte Weise reagieren, ist nicht geringer als die für eine Folge von hundert Einserpaaren beim Würfeln. Die Tatsache, daß normalerweise keines dieser Ereignisse in der gesamten Geschichte des Universums sich auch ereignen würde (wenn man diesen Zeitmaßstab so salopp anwenden darf, obwohl es möglich ist, daß sich – im üblichen Wortsinn – sowieso nichts ereignet, ganz gleich, wie lange der Beobachtungszeitraum ist), spielt keine Rolle. Es kommt einzig und allein darauf an, daß ich mich davon überzeugt habe, daß es möglich ist – und genau das scheint für den verschmierten Nick Stavrianos eine große Hilfe zu sein.
    Nur vor Überwachungskameras habe ich noch Angst.
    »Wenn ich gesehen werde, kollabiere ich. Ein ganz zufälliger Kollaps, weil irgend jemand auf einen Monitor blickt.«
    Lui sagt: »Nicht zufällig. Sie haben immer noch die Kontrolle über den Eigenzustandsgenerator. Und auch kein Kollaps – nicht, wenn Sie die Wahrscheinlichkeit klein genug machen. Sie bringen sich doch auch nicht selbst zum Kollaps, wenn Sie nicht wollen, oder? Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen. Aber Sie müssen aufhören, Ihr verschmiertes Ich als zerbrechliches, ungeschütztes, labiles System zu betrachten, das man mit einem einzigen Blick zerstören kann.«
    »Aber ein einziger Blick wird es zerstören…«
    »Nein. Kann, nicht wird. Ein Blick kann Sie kollabieren lassen, ja. Und Würfel können auf jede mögliche Art fallen – aber sie tun es nicht, nicht, wenn Sie es nicht zulassen. Es ist nicht das Beobachten an sich, das die Wellenfunktion kollabieren läßt. Sie sind doch auch nicht blind, wenn Sie verschmiert sind, nicht wahr? Der Kollaps ist kein völlig undifferenzierter Vorgang. Wenn jemand Sie beobachtet, dann treten die beiden Wellenfunktionen in Wechselwirkung, werden eine Einheit. Das gibt dem Beobachter die Möglichkeit, Sie kollabieren zu lassen – und Ihnen die Möglichkeit, den Beobachter zu manipulieren und den Kollaps zu verhindern.«
    »Dann kämpfen wir also um das Schicksal der Wellenfunktion? Gerade als ich mich mit dem Kampf gegen meine hypothetischen Ichs abgefunden habe, muß ich zum Tauziehen um die Realität antreten – gegen jemanden, der unbestreitbar ebenso real ist wie ich?«
    »Sagen Sie es so, wenn Sie wollen – aber es ist kein fairer Kampf. Ihre >Gegner< werden meistens nicht einmal wissen, was eine Wellenfunktion ist, geschweige denn, wie man sie zum eigenen Vorteil manipulieren kann.«
    »Das hindert einige Milliarden Leute nicht daran, sie kollabieren zu lassen, einige tausend Mal am Tag.«
    »Sich selbst zu kollabieren, dazu unbelebte Objekte und andere, genauso unwissende, genauso wehrlose Menschen. Sie mußten nie gegen jemanden wie Sie antreten.«
    »Sie sind gegen Laura Andrews angetreten.«
    Lui lächelt. »Genau. Und niemand konnte sie daran hindern, aus dem Hilgemann auszubrechen, zweimal – habe ich recht? Was für einen Beweis brauchen Sie noch?«
    In der ersten Nacht, in der ich meinen Posten verlasse, bleibe ich auf der Etage von Po-kwais Wohnung und beschränke mich auf Räume und Korridore, die höchstwahrscheinlich leer sind. Ich tummle mich im Blickfeld von einem Dutzend Kameras, passiere Bewegungsmelder – meine Kollegen in der Zentrale müßten zumindest eine Erklärung fordern, und zwar mit Nachdruck: Aber die Infrarotsender an der Decke spucken nicht die Spur eines Signals für Transmitter aus. Und das beweist – was? Daß ich Kameras und Sensoren unbemerkt manipulieren kann? Daß ich die Wachen beeinflussen, unaufmerksam machen kann? Oder daß ich vielleicht nur unempfänglich bin für jedes Indiz, daß man mich bemerkt hat – und die Konsequenzen nur aufgeschoben sind, bis nach dem Kollaps?
    Ich gehe an den Wohnungen der anderen

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