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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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allerdings jemand entschlossen war, etwas Schlimmes zu tun, dann war wohl nicht anzunehmen, dass er dies wegen heftigen Schneefalls aufschieben würde.
    Tess kam in die Küche, setzte sich auf einen Stuhl und sah Marguerite zu, wie sie gelbe Paprika für den Salat zerschnippelte.
    »Geht es Chris gut?«, fragte Tess.
    »Ja, sicher. Er ist gerade oben, hat dort zu tun.« Telefonische Beratung mit Elaine Coster, als sie zuletzt nachgesehen hatte.
    »Aber er ist noch im Haus?«
    »Jawoll, immer noch da.«
    »Das ist gut«, sagte Tess. Sie klang ehrlich erleichtert. »Es ist besser, wenn er hier ist.«
    »Das finde ich auch.«
    »Wie lange bleibt er?«
    Interessante Frage. »Na ja – auf jeden Fall bis all die Probleme hier am Lake vorbei sind. Und vielleicht auch noch länger.« Vielleicht. Sie hatte mit Chris darüber noch nicht gesprochen. Würde es, wenn sie ihn nach seinen langfristigen Plänen befragte, bedürftig erscheinen oder anmaßend? Würde ihr die Antwort gefallen? Und konnte man unter den obwaltenden Umständen überhaupt langfristige Pläne haben?
    Die Beziehung fühlte sich für Marguerite ziemlich solide an. Hatte sie sich in Chris Carmody verliebt? Ja, sie glaubte es, aber sie hatte Angst vor dem Wort, davor, es auszusprechen, und fast ebenso davor, es zu hören. Liebe war ein Phänomen der Natur, oft flüchtig oder irreführend. Wie eine Wärmeperiode im Oktober konnte sie jederzeit zu Ende gehen.
    »Tess? Darf ich dich was fragen?«
    Tess zuckte die Achseln, schaukelte immer wieder sanft gegen die Rückenlehne.
    »Vorhin im Auditorium, da hast du gesagt: ›Du kannst sie nicht töten.‹ Wen hast du gemeint?«
    »Weißt du doch.«
    »Mirror Girl?«
    »Glaub schon.«
    »Ich glaube nicht, dass Dad Mirror Girl gemeint hat. Er hat über die Prozessoren im Auge gesprochen.«
    »Ist das Gleiche«, sagte Tess mit sichtlichem Unbehagen.
    »Das Gleiche? Wie meinst du das?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Aber das ist der Ort, wo sie eigentlich wohnt. Es ist alles irgendwie ein und dasselbe.«
    Als Marguerite Genaueres wissen wollte, reagierte Tess nicht mehr auf ihre Fragen; am Ende ließ Marguerite sie zurück zum Sofa gehen. Trotzdem, das war eine neue Wendung, die Vorstellung, dass Mirror Girl im Auge wohnte. Hatte vielleicht eine Bedeutung, aber Marguerite konnte sie nicht entschlüsseln. War das der Grund, warum Tess sich letzte Woche zur Alley geschlichen hatte? Um Mirror Girl zu ihrem Schlupfwinkel zu folgen?
    Wenn dieser Wahnsinn vorbei ist, dann, dieses Versprechen gab sich Marguerite, werde ich mit ihr wegfahren. Irgendwohin, wo es anders ist. Warm und trocken. Marguerite hatte schon oft daran gedacht, den Südwesten zu besuchen – Utah, Arizona, die Canyonlands, Four Corners –, aber Ray war immer dagegen gewesen. Vielleicht würde sie mit Tessa Urlaub in der Wüste machen. Trockenes Land, wenn auch vielleicht dem UMa47/E des Subjekts beunruhigend ähnlich. Rettung in der Einöde suchen.
     
    Chris rief bei Elaine an. Marguerites Büro-Server nahm den Ton auf und leitete ihn durch die Wandler in den Wänden, eine Verbindung herstellend, die so sauber war, dass Chris den Sturm an Elaines Ende der Leitung hören konnte. »Stehen Sie direkt am Fenster?«, fragte er sie. »Das hört sich ja wie Hundegeheul an.«
    Elaine kampierte in einer Zwei-Zimmer-Mehrzweckwohnung, unbenutzt zurückgelassen von einem Wartungsmonteur, der am Tag vor der Abriegelung nach Fargo gefahren war, um sich Blasensteine zertrümmern zu lassen. Die Wohnung befand sich im Erdgeschoss und bot Ausblick auf die Müllcontainer hinter Sawyer’s Steak & Seafood. »Hab nicht viel Bewegungsspielraum hier … ist es so besser?«
    »Ein bisschen.«
    »Das hat uns jetzt gerade noch gefehlt, noch einer von diesen Northeastern oder wie sie die Scheißstürme hier draußen im Land der Kühe nennen. Also, Sie haben die Mails gelesen? Was haben Sie ihnen entnommen?«
    Chris überlegte, bevor er antwortete. Die Dokumente waren genau das, was Sue Sampel vorausgesehen hatte: SMS-Nachrichten, die in den Servern der in Cancun auf der Jahrestagung weilenden Wissenschaftler geschmort hatten. Sie enthielten eine Neuigkeit, die vorläufig unter Verschluss war, jedoch auf der Konferenz öffentlich gemacht werden sollte: die Entdeckung eines künstlichen Gebildes auf der Oberfläche von HR8832/B. Es ähnelte einer stacheligen Halbkugel mit strahlenförmig angeordneten Armen. In einer Anmerkung wurde die Gestalt mit einem riesigen

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