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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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Auf dem Nachhauseweg hat sie kein Wort mit mir gesprochen.
    Es war Frühling, und in Südkalifornien gibt es in manchen Jahren heftige Frühlingsregenfälle. Nun ja, auch an diesem Tag begann es dann noch zu regnen. Und zwar nicht nur ein bisschen. ›Regentropfen so groß wie Suppenteller‹, hat meine Mutter oft gesagt. Nach dem Abendessen habe ich meine Hausaufgaben gemacht und Porry ist in ihr Zimmer gegangen, um zu spielen. Nach einer Stunde oder so hat meine Mutter sie gerufen, aber Porry hat nicht geantwortet, und wir konnten sie nirgendwo im Haus finden.«
    »Hättet ihr nicht einfach den Haus-Server fragen können?«
    »Damals waren die Häuser noch nicht so schlau wie heute.«
    »Also bist du sie suchen gegangen.«
    »Ja. Wahrscheinlich hätte ich das auch nicht tun sollen, aber mein Dad war schon drauf und dran, die Polizei zu rufen … und ich hatte das Gefühl, dass ich wüsste, wo sie hingegangen war.«
    »Du hättest es erst deinen Eltern sagen sollen.«
    »Hätte ich, aber ich wollte nicht verraten, dass ich selber auch wusste, wie man in den Regenkanal kommt. Aber du hast recht – es wäre mutiger gewesen, es ihnen zu sagen.«
    »Du warst erst elf.«
    »Ich war erst elf und habe nicht immer das getan, was am mutigsten gewesen wäre, also bin ich aus dem Haus geschlichen und durch den Regen bis zur Lücke im Zaun gerannt, bin untendurch gekrochen und hab nach Porry gesucht.«
    »Ich finde, das war mutig. Hast du sie gefunden?«
    »Du weißt, wie die Geschichte ausgeht.«
    »Ich tu aber so, als wüsste ich’s nicht.«
    »Porry hatte sich einen Eimer genommen und war runter in den Kanal geklettert, um sich ihre eigenen Kaulquappen zu fangen. Aber als sie die steile Böschung bis zur Hälfte wieder hochgeklettert war, hat sie plötzlich Angst bekommen. Es war diese Art Angst, wo man nicht mehr vorwärtskommt, aber auch nicht zurückkann, und deshalb bleibt man einfach da, wo man ist, und macht gar nichts. Sie kauerte weinend auf der Stelle, und das Wasser im Abzugskanal wurde immer reißender und stieg schnell an. Noch ein paar Minuten, und sie wäre vielleicht weggeschwemmt worden.«
    »Aber du hast sie gerettet.«
    »Na ja, ich bin runtergeklettert, hab ihren Arm genommen und ihr raufgeholfen. Die Böschung war ziemlich rutschig von dem Regen. Wir waren schon fast am Zaun, als sie sagte: ›Meine Kaulquappen!‹ Also musste ich noch mal runter, um den Eimer zu holen. Dann sind wir nach Hause gelaufen.«
    »Und du hast sie nicht verpetzt.«
    »Ich sagte, ich hätte sie bei den Nachbarn im Garten beim Spielen gefunden. Den Eimer haben wir in der Garage versteckt …«
    »Und ihn dann vergessen!«
    »Und ihn dann vergessen, aber die Kaulquappen haben das gemacht, was Kaulquappen nun mal machen – nämlich angefangen, sich in Frösche zu verwandeln. Ein paar Tage später macht mein Vater die Garage auf, und der ganze Fußboden ist voller kleiner grüner Frösche, Frösche springen an seinen Beinen hoch, Frösche sitzen überall auf dem Auto, eine Lawine von Fröschen. Er hat vor Schreck aufgeschrien, wir kamen alle aus dem Haus gelaufen und dann hat Porry angefangen zu lachen …«
    »Hat aber nicht gesagt, warum.«
    »Sie hat nicht gesagt, warum.«
    »Und du hast es nicht verraten.«
    »Niemandem. Bis jetzt.«
    Tess lächelte zufrieden. »Ja. Ging’s den Fröschen gut?«
    »Größtenteils ja. Sie haben sich in die Hecken und Gärten verzogen, die ganze Straße runter. Das war ein lauter Sommer in dem Jahr, das kann ich dir sagen. Das ganze Gequake immerzu.«
    »Ja.« Tess schloss die Augen. »Danke, Chris.«
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken. Glaubst du, du kannst schlafen?«
    »Yeah.«
    »Ich hoffe, dass der Wind dich nicht wachhält.«
    »Könnte schlimmer sein.« Wieder lächelte Tess, erst zum zweiten Mal an diesem Tag. »Könnten zum Beispiel Frösche sein.«
     
    Von der Tür aus lauschte Marguerite dem ersten Teil der Geschichte, dann zog sie sich in ihr Arbeitszimmer zurück und schaltete den Wandbildschirm ein. Nicht um zu arbeiten, nur um zu gucken.
    Die Dämmerung nahte auf dem im Bild gezeigten Abschnitt von UMa47/E. Das Subjekt durchquerte, parallel zur untergehenden Sonne, den flachen Grund einer Schlucht. Vielleicht lag es an der tiefstehenden Sonne, aber das Subjekt sah heute besonders unwohl aus, fand Marguerite. Es hatte jetzt schon lange Zeit mit wenig Nahrung auskommen müssen, war meistenteils auf die moosartige Substanz angewiesen, die überall wuchs, wo es Wasser und

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