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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren Sie verheiratet?«
    »Neun Jahre.«
    »Hat er Sie misshandelt?«
    »Körperlich nicht. Nicht wirklich. Er hat schon mal mit der Faust gedroht, aber nie zugeschlagen. Das ist nicht Rays Stil. Aber er hat klar zu erkennen gegeben, dass er mir nicht vertraut, und er hatte weiß Gott immer etwas an mir auszusetzen. Ich hab alle fünfzehn Minuten einen Anruf gekriegt: wo ich bin, was ich mache, wann ich nach Hause komme, und wehe, ich komme zu spät. Er mochte mich nicht, aber ich durfte mich auch für niemand anders interessieren als für ihn. Zuerst habe ich mir gesagt, das sei nur eine Schrulle von ihm, eine Charakterschwäche, etwas, das er überwinden würde.«
    »Hatten Sie Freunde, Familie?«
    »Meine Eltern sind großzügige Leute. Sie sind Ray so lange entgegengekommen, bis ihnen klar wurde, dass Ray keinen Wert darauf legte, dass man ihm entgegenkam. Er mochte es nicht, wenn ich sie besuchte, mochte es auch nicht, wenn ich mich mit Freunden traf. Es sollte nur uns beide geben, keine gegenläufigen Kräfte.«
    »Die Art von Ehe, die man gern hinter sich lässt«, sagte Chris.
    »Ich glaube, er ist nicht unbedingt der Ansicht, dass es vorbei sei.«
    »Leute können leicht zu Schaden kommen in solchen Situationen.«
    »Ich weiß«, sagte Marguerite. »Ich kenne die entsprechenden Geschichten. Aber Ray würde mich niemals anfassen.«
    Chris ließ es dabei bewenden. »Wie ging’s Tess, als Sie ihr gute Nacht gesagt haben?«
    »Sie sah ziemlich müde aus. Total erschöpft, das arme Ding.«
    »Was glauben Sie, wie es dazu kam, dass sie das Fenster zerbrochen hat?«
    Marguerite nahm einen ausgiebigen Schluck Kaffee und schien etwas auf der Tischplatte bemerkt zu haben, das einer näheren Untersuchung bedurfte. »Ich weiß es ehrlich nicht, aber Tess hat in der Vergangenheit ein paar Probleme gehabt. Vor allem mit glänzenden Oberflächen, Spiegeln und dergleichen, die mag sie nicht. Sie muss etwas gesehen haben, das ihr nicht gefallen hat.«
    Und deshalb hatte sie mit der Hand durchs Glas gehauen? Chris verstand es nicht, aber es war Marguerite sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen, und er wollte sie nicht drängen. Sie hatte heute Abend schon genug durchgemacht.
    Er wechselte das Thema und sagte: »Was wohl das Subjekt gerade macht? Schlaflos in Hummerhausen.«
    »Ich habe oben alles angelassen, nicht wahr?« Sie stand auf. »Wollen wir mal gucken?«
    Er folgte ihr die Treppe hinauf in ihr Arbeitszimmer. Sie gingen auf Zehenspitzen an dem Zimmer vorbei, in dem Tessa schlief.
    Marguerites heimisches Büro war genau so, wie sie es zurückgelassen hatten, die Lampen brannten, die Interfaces leuchteten, der große Wandbildschirm folgte noch immer brav den Bewegungen des Subjekts. Aber Marguerite hielt die Luft an, als sie das Bild sah.
    Inzwischen war es wieder Tag auf Subjekts Abschnitt von UMa47/E. Das Subjekt hatte die hohe Brüstung verlassen und war auf dem Weg zu einer Straße, die auf Bodenebene verlief. Die Winde der vergangenen Nacht hatten alle Oberflächen mit feinem weißem Sand überzogen, eine neuartige Textur im schräg einfallenden Licht der Sonne.
    Das Subjekt näherte sich einem steinernen Torbogen, der fünfmal so hoch war wie es selbst, und schritt in den Sonnenaufgang hinein. Chris sagte: »Wo will der Kerl hin?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Marguerite. »Aber wenn es jetzt nicht umkehrt, verlässt es die Stadt.«

 
Dreizehn
     
     
    »Charlie Grogan hat angerufen«, sagte Sue Sampel, als Ray durchs Vorzimmer kam. »Ebenso Dajit Gill, Julie Sook und zwei weitere Abteilungsleiter. Oh, und für zehn Uhr ist Ari Weingart angesagt und für elf Schulgin, außerdem …«
    »Leiten Sie mir das Tagesprogramm auf meinen Desktop«, sagte Ray knapp. »Plus alle dringenden Nachrichten. Und keine Anrufe durchstellen.« Er verschwand in seinem Allerheiligsten und machte die Tür hinter sich zu.
    Gesegnet sei die Stille, dachte Sue. Allemal angenehmer als der Klang von Ray Scutters Stimme.
     
    Sue hatte eine Tasse mit heißem Kaffee auf seinen Schreibtisch gestellt, in Würdigung seiner zuverlässigen Pünktlichkeit. Sehr gut, dachte Ray. Aber er hatte einen schwierigen Tag vor sich. Seit das Subjekt letzte Woche zu seiner Pilgerwanderung aufgebrochen war, befanden sich die Deutungskommissionen in einem Zustand der Hysterie. Selbst die Astrozoologen waren in zwei Lager geteilt: Die einen wollten sich weiter auf Hummerhausen konzentrieren und einem neuen, repräsentativeren Subjekt folgen, die

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