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Quasikristalle: Roman (German Edition)

Quasikristalle: Roman (German Edition)

Titel: Quasikristalle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Menasse
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komplizierte Erzählung endete mit den bekümmerten Worten: Kuck, und dann hat Niklas Regenbogen gekauft, aber Regenbogen war richtig schlecht, damit kann man nicht mal die Wissenschaftler töten. Die Wissenschaftler sind nur umgefallen.
    Papa, Xane und Viola lachten, Emmy beobachtete den Koch. Er panierte immer noch Bananen. Emmys Mund stand ein wenig offen, die Zunge beulte die linke Wange aus. Nur deshalb sagte Viola manchmal Mongo zu ihr, das war nicht böse gemeint. Aber Papa wurde immer wild.
    Papa sagte, dass er, als Wissenschaftler, jetzt auch bald umfallen werde, mit Regenbogen oder ohne, und verlangte die Rechnung. Zu Hause setzten sie sich in die Küche, Viola und Papa, während Xane Amos und Emmy ins Bett brachte. Das schien Viola der geeignete Zeitpunkt zu sein. Sie holte das flache Ding aus ihrem Zimmer, schob es über den Tisch und murmelte, das schickt dir Lisa zum Geburtstag, und herzlichen Glückwunsch.
    Papa schaute komisch. Lisa schickt mir ein Geschenk? Über dich? Was ist es denn?
    Ich weiß es nicht, sagte Viola. Und das war die Wahrheit. Sie hatte Lisa zwar gefragt, aber die hatte nur gesagt, etwas Besonderes, Altes, ich habe es von drüben mitgebracht.
    Papa sah kurz zur Tür und riss das Papier auf. Dabei warf er ihr Blicke zu, als könnte sie etwas dafür, als führte sie etwas im Schilde. Ein Holzkästchen kam zum Vorschein, das Papa erst nicht öffnen konnte. Viola entdeckte winzige Scharniere an der Längsseite, so war wenigstens klar, wie herum man es aufmachen musste. Papa holte ein Messer und stocherte im Spalt, bis es aufging. Darin lagen zierliche Löffel in kleinen Buchten aus dunkelblauem Papier, sechs Stück, die Griffe irgendwie orientalisch verschnörkelt, so wie das Besteck in dem Lokal, wo man auf dem Fußboden aß. Na, ist doch ganz hübsch, sagte Papa mit aufgeräumter Stimme und schob das Kästchen beiseite.
    Was ist das, fragte Xane, als sie hereinkam. Sie holte eine Weinflasche aus dem Kühlschrank.
    Löffel, wie es scheint, antwortete Papa.
    Viola saß da und fühlte, dass ihr Gesicht heiß wurde.
    Löffel, wiederholte Xane, schenkte zwei Gläser ein und ließ sich seufzend nieder.
    Viola, ist alles in Ordnung? Du bist ganz rot im Gesicht, sagte Xane und schaute sie an. Viola starrte auf das Weinglas in Xanes Hand.
    Meine Mutter erlaubt mir zu rauchen, sagte sie. Das Weinglas zuckte nur ein kleines bisschen, dann hob Xane es an den Mund.
    Und du würdest jetzt gerne rauchen, fragte Papa.
    Viola nickte.
    Na, dann würde ich vorschlagen, du machst das einfach, sagte Xane, wenn deine Mutter es dir erlaubt.
    Xanes Stimme klang völlig normal.
    Möchtest du noch einen Schluck, mein Schatz, fragte Papa.
    Ohne jeden Zweifel, mein Liebling, danke, sagte Xane.
    Und Papa schenkte nach.

Was glaubst du, ist dem Geist gefährlicher:
Träume oder Ölfelder?
    – Robert Musil –
    9 An manchen Tagen schien es Martin Kummer, als wären er selbst und der Mann, mit dem seine Frau Sabina seit fast fünf Jahren glücklich verheiratet war, nicht genau dieselbe Person. Der Martin, den Sabina kannte, war gleichzeitig größer und kleiner als der, der er selbst vermeinte zu sein. Als wäre Sabinas Martin eine harte und manchmal schmerzhafte Klammer um den eigentlichen Martin-Kern, der sich, von Sabina unbemerkt, in so konvulsivisch-gurgelnder Bewegung befand wie die dunkelorangen Lavaströme des Erdinneren, die man früher gelegentlich in Filmen gesehen hatte.
    Es war Samstagmorgen; Martin hatte schnell irgendetwas übergezogen und Annalena über die Straße zu der jesusbewegten Nachbarsfamilie gebracht. Einer der Vorteile eines Wohnortes wie Lankwitz: die dörfliche Struktur. Martin träumte gelegentlich noch von einem Loft am Landwehrkanal, aber sobald man Kinder hatte, war das ja wirklich nicht mehr als berufsjugendliche Spinnerei.
    Jetzt streifte er das Irgendetwas wieder ab und kroch zurück ins Bett. Auf dem Nachttisch erwarteten ihn ein Glas Wasser und zwei Aspirin, sehr aufmerksam von Sabina, die ihre eigene Portion ausgetrunken hatte und mit laszivem Zeigefinger die letzten weißen Krümel aus dem Glas fischte.
    Langsam und stockend entrollte sich die Erinnerung, die bisher nur als glatter Schmerzknoten in seinem Kopf gesteckt hatte. Martin hatte auf der Party der Storteckis viel mehr getrunken als sonst. Er sah sich immer wieder in die Küche gehen, wo das Buffet aufgebaut war. Er hatte hier ein asiatisches Hühnerspießchen, dort ein Garnelenspießchen genascht, vor allem hatte er

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