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Quasikristalle: Roman (German Edition)

Quasikristalle: Roman (German Edition)

Titel: Quasikristalle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Menasse
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Schweigen gebracht werden soll. Ob er also zumindest ein Mitwisser ist.
    Unglaublich spannend, jauchzt Jan. Wenn da etwas dran ist, kriegst du den Pulitzer-Preis.
    Den kriegst natürlich du, sagt Shanti und notiert sich Jans Fragen. Die Firmen-und Personennamen lässt sie sich zur Sicherheit buchstabieren.
    Sie verschweigt, dass Glubkowski sich längst hätte melden müssen. Wahrscheinlich haben sie ihn, oder er ist verrückt und hat sich irgendwo runtergestürzt. Wahrscheinlich war seine Aufregung wirklich zu groß, jedenfalls als Begründung für eine tote Neunzigjährige. Sie verschweigt, dass die Polizei den Zusammenhang erkannt haben könnte. Warum sonst wäre Karimi erst so aggressiv und danach so ungewöhnlich kooperativ gewesen?
    Während Jan sich eine Zukunft als hochgefährdeter investigativer Rechtsanwalt ausmalt, der den Fidelion-Filz durchdringt, rutscht dem Mann auf der Parkbank das Buch vom Schoß. Er hebt es nicht auf, sondern streckt einen Arm seitlich aus, in Richtung seiner Frau. Wahrscheinlich kann er sich nicht mehr so gut bücken und bittet daher sie.
    Shanti verspricht, sich zu melden, sobald sie erste Antworten von diesem Kevin hat.
    Und noch was, Shanti, sagt Jan zum Schluss, ist dein Sicherheitsprofil aktuell überprüft worden? Welche Software benutzt du? Hast du einen hinreichend neuen und großen Shield gegen Anrufrückverfolgung? Ich meine, dieser Kevin hat sich irgendwie deine Nummer besorgt, oder nicht? Entweder findest du schnell die Quelle oder du brauchst eine neue Nummer, am besten beides.
    Shanti nickt. Der Mann auf der Bank streckt immer noch die Hand nach seiner Frau aus, ohne sie zu erreichen. Er wedelt mit den Fingern, aber sie bemerkt ihn nicht. Warum spricht er sie nicht an?
    Shanti?!
    Ja, sagt Shanti, ich habe dir zugehört. Der Einzige, von dem Glubkowski die Nummer haben kann, bist du.
    Wieso ich, fragt Jan amüsiert.
    Sie spielen oft dieses Spiel, alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, auch die unwahrscheinlichsten.
    Angenommen, deine neue Freundin Maja Sackbauer hat letzte Nacht doch Dienst gehabt, sagt Shanti, angenommen, sie kennt Kevin Glubkowski, was weiß ich, woher, und glaubt ihm. Du hast ihr bestimmt von mir erzählt. Also bittet sie dich um meine Nummer. Oder sie schaut in deinem Smartpad nach …
    Mein Smartpad ist gesichert, unterbricht Jan, so wie bei jedem vernünftigen Menschen.
    Okay, sagt Shanti, also bittet sie dich darum. Sie sagt, es ist ein Notfall, ein guter Freund, ein Mensch in einer Notlage, und nur diese Shanti kann helfen. Jan, bitte, vertrau mir, es ist wichtig, sagt sie und versucht Majas kompetent-blonden Tonfall nachzuahmen.
    Voilà, sagt Jan, nicht unplausibel, als These. Nur war es so nicht. Denn ehrlich gesagt erzähle ich nicht jeder Frau beim ersten Rendezvous gleich von dir.
    War Fidelion über die Zelos-Kliniken nicht auch am Rettungswesen beteiligt, fragt Shanti, zumindest für kurze Zeit? Jan, wie alt ist diese Maja Sackbauer?!
    Shanti, hör auf, sagt Jan und lacht, sonst krieg ich paranoide Beklemmungen.
    Wie alt ist sie, wiederholt Shanti.
    So alt wie ich, sagt Jan.
    Das ist zwar knapp, würde aber reichen, neckt Shanti. Und wenn sie sich wegen schwerer Verliebtheit oder einer sinistren Agenda zwei, drei Jahre jünger gemacht hat, dann reicht es erst recht.
    Nachdem sie aufgelegt hat, steht sie auf und streckt sich.
    Der Mann auf der Parkbank hat sein Buch nicht aufgehoben und ist eingeschlafen. Das Kinn ist ihm zur Brust gesunken, die Arme hängen herunter. Seine Frau, mit dem Rücken zu ihm, liest und wackelt mit den Zehen. Die Arbeitslosen spielen noch immer Fußball, trotz der Hitze. Die Sheriff-Dame ist verschwunden, Shanti vermutet schon lange, dass sie zwischendurch heimlich einen heben geht. Sonst sind die Beschimpfungen der Falschparker wohl nicht zu ertragen.
    Shanti hebt ihr Smartpad, schaltet die Kamera ein und zoomt auf die Parkbank. Der Mann schläft, die Frau liest. Das Buch liegt vor seinen Füßen auf dem Kiesweg.
    Shanti beschließt, die Mailbox der alten Nummer abzuhören. Das hat sie heute noch nicht gemacht, wahrscheinlich hat sich wieder einiges angesammelt.
    Sie gibt den Code ein und schaut durch die Scheibe nach draußen. Die Luft flirrt. Die ersten drei Nachrichten löscht sie nach wenigen Sekunden, allein aufgrund des Tonfalls. Dann ist einer ihrer Informanten darauf, er bittet um Rückruf. Das ist von gestern Nacht. Eine Frau behauptet, sie sei von der niederländischen Organisation Dysis und lade sie

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