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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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Schlangen in England: Egal, wie sie aussehen: Vorne ist vorne, und hinten ist hinten.
    Natürlich gibt es ab und zu einen Vordrängler – zum Beispiel einen dieser unhöflichen Ausländer aus dem Osten (= dem Kontinent) oder jemand, der die Schlange nicht wahrgenommen haben will, weil sie nur aus ein, zwei Menschen besteht. Über dessen Unverfrorenheit wird niemand auch nur ein Sterbenswörtchen verlieren. Allenfalls geht ein kollektives Lufteinsaugen durch die Reihe, das in diskretes Kopfschütteln, leises Seufzen oder Zungenschnalzen übergeht. Möglicherweise, wenn es hart auf hart kommt, wird einer der Wartenden in seinen Bart murmeln: „Also wirklich … manche Leute …“ (Ja, jetzt haben die Schlangesteher es dem Übeltäter aber ordentlich gegeben! Bestimmt fühlt er sich hundeelend da vorne am Bankschalter, wo er als Erster bedient wird und sich jetzt zum Dank das gesamte Guthaben seines account book , seines Sparbuchs also, in bar zeigen lässt. Die Engländer wissen eben, wie man austeilt.)
    Dass einer von den Wartenden so ausfällig wird wie deutsche Schlangesteher und mit schmalen Lippen Dinge sagt wie: „Entschuldigen Sie bitte, aber das hier ist eine Schlange!“ oder „Alle anderen müssen hier schließlich auch anstehen!“, kommt in England nur sehr, sehr selten vor. Schließlich will man sich ja nicht total daneben benehmen und die Verachtung aller auf sich ziehen! Das gilt selbst in der allerlängsten und allerwichtigsten Schlange, die man nicht nur in England sondern auch in Deutschland findet: Die Must-Have- Schlange, die sich immer dann bildet, wenn Joanne Rowlings neues Buch rauskommt, das neue iPhone im Apple Store ist oder H&M eine Designer-Kollektion rausbringt. Zu dieser Art Schlangen bringen versierte Schlangesteher am besten Klappstühle, Lesestoff und regenfeste Kleidung mit. Anlässlich der königlichen Hochzeit zwischen Prince William und Kate Middleton standen viele Engländer schon fünf Tage vorher mit Zelten, Thermoskannen, Picknickkörben und englischen Fahnen vor der Westminster Abbey an, um am Ehrentag auch ja einen guten Platz zu haben. Am fraglichen Tag kamen dann allerdings andere Neugierige – wahrscheinlich Deutsche –, die sich einfach vor die Zelte quetschten, um alles gut sehen zu können.
    Eine menschliche Schlange heißt im Englischen übrigens nicht etwa snake, sondern queue – ausgesprochen: kjüh. Das ist insofern besonders hübsch, als bei diesem Wort vier Vokale, die sonst nicht viel miteinander zu schaffen haben, hinter dem q Schlange stehen müssen.
    Eine weitere, sehr hübsche Form englischer Höflichkeit, die besonders häufig im Straßenverkehr zu beobachten ist, ist der britische Gehwegtanz – pavement dance - , der immer dann aufgeführt wird, wenn zwei Menschen sich auf einem Gehweg entgegenkommen und jeder von beiden versucht, den anderen durchzulassen – indem er mehrfach genau zu der Seite ausweicht, zu der auch das Gegenüber ausweicht. Solche Tänze können, untermalt von vielen sorrys , eine ganze Weile in Anspruch nehmen, bis es unweigerlich zu einem Gehwegstau oder einem Zusammenprall kommt, was natürlich wieder eine Flut von sorrys nach sich zieht.
    Selbstverständlich gibt es unzählige weitere Beispiele solcher gleichermaßen wunderbaren wie wundersamen englischen Höflichkeit. Was Sie sicher längst bemerkt haben ist, dass Höflichkeit das A und O des englischen Miteinanders ist. Sollten Sie also von Engländern hören, die sich sinnlos betrinken, zotige Witze reißen, Fans der gegnerischen Fußballmannschaft mit dem Baseballschläger eins überziehen oder Dinge wie fucking cunt oder stupid wanker brüllen, dann ist das zutiefst unenglisches Verhalten und liegt ausschließlich an ausländischem Einfluss – zum Beispiel an spanischem Bier!

Die Klassengesellschaft
    Kinnlose Wunder, Blaublütige auf Traktoren, Crrrassongs in Pardonia und Eiszapfen am Plumpsklo.

    Vor der industriellen Revolution gab es in England zwei Klassen, nämlich die ruling class, die den ganzen Tag an der Festtafel herumlümmelte, Fasanenbrüstchen knabberte und Rotwein becherte, und die working class , die den ganzen Tag auf dem Feld ackerte und Rüben erntete. Heute sind es in der Regel upper class und middle class , die arbeiten (oder zumindest irgendetwas Modernes am Computer machen) – während viele Vertreter der working class beim Arbeitsamt oder vor dem BBC-Nachmittagsprogramm herumlümmeln.
    Es gibt einige Briten, die behaupten, es sei heute kein

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