Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
glänzendem Material, die zeigt, dass man in einer Sozialwohnung (council flat) wohnt und Arbeitslosengeld bezieht.
tartan: Das Karomuster, das die Schotten bei ihren Kilts verwenden.
tights: Strumpfhosen. Da Schulkinder selbst im Winter keine Strumpfhosen tragen dürfen und erwachsene Engländerinnen wiederum aus Sexyness-Gründen selten Strumpfhosen tragen, ist es ein Wunder, dass es überhaupt so etwas gibt wie eine englische Strumpfhosenindustrie.
trousers: Hosen. Machen Sie nicht den Fehler, bei Regenwetter zu sagen, Ihre pants („Schlüpfer“), seien feucht geworden, wenn Sie kein sehr anzügliches oder verlegenes Gelächter ernten wollen.
Wellies: Abkürzung für Wellington Boots , auf Deutsch: „Gummistiefel“. Ein in England nahezu unverzichtbares Kleidungsstück, das nach dem Herzog von Wellington benannt wurde.
Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss dieses Kapitels: Sollte man Ihnen ein Kompliment machen für irgendein Kleidungsstück, das Sie tragen, sollten Sie unbedingt 1) sofort eine abwertende Bemerkung über das betreffende Kleidungsstück machen, 2) betonen, dass es Ihnen sowieso gar nicht steht, 3) sagen, dass Ihr Gegenüber bestimmt viel besser darin aussähe und 4) behaupten, dass Sie das Kleidungsstück im sale, im „Ausverkauf“, gekauft haben – ganz egal, ob das voll gelogen ist oder nicht!
Heim und Garten
Pfeifende Fenster, verschollene Steckdosen, Toiletten mit Teppich, abgefräste Zehenkuppen und ein hübscher Zaun drumherum.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Deutscher bei einem Engländer eingeladen werden, ist verschwindend gering. Das liegt nicht daran, dass diese Deutsche nicht gerne zu Besuch haben 14 , sondern daran, dass ihnen ihr Privatleben heilig ist. Engländer, das muss man nämlich wissen, schätzen es ganz generell nicht besonders, wenn fremde Leute in ihrem Haus herum schlurfen, auf ihrem Sofa rumlümmeln, zwischen ihren Begonien herumtrampeln, eventuell gar beim Gang aufs Gästeklo im Medizinschränkchen herumschnüffeln, und man sie am Ende – Gott bewahre! – vielleicht gar nicht mehr loswird, wenn längst Bettgehzeit ist. Um diesem Elend von vorneherein zu entgehen, treffen Engländer sich lieber gleich im Restaurant, im Pub, im Kino oder, wenn es sein muss, auch irgendwo in einer gottverdammten, verregneten, abgerockten Fußgängerzone. Hauptsache, man kann jederzeit cheers , „Tschüssi“, sagen und die Biege machen. Hauptsache nicht zu Hause.
Nehmen wir trotzdem mal den rein hypothetischen Fall, Sie wären bei einem Engländer zu Hause eingeladen. Sie haben seine Adresse, sagen wir Chestnut Grove 42 , und schauen auf den Stadtplan. Damit geht das Übel los. Was Sie nämlich als Erstes feststellen werden, ist, dass es in der Gegend, in der besagte Straße sein soll, von Chestnut -Irgendwas nur so wimmelt, und diese Chestnuts zudem an jeder Biegung ineinander übergehen: Chestnut Street, Chestnut Road, Chestnut Place, Chestnut Mews, Chestnut Crescent, Chestnut Avenue, Chestnut Rise, Chestnut Lane, Chestnut Way, Chestnut Grove, Chestnut Park, Chestnut Gardens, Chestnut Alley, Chestnut Arch, Chestnut Path, Chestnut Walk, Chestnut Roadway, Chestnut Promenade, Chestnut Gate, Chestnut Terrace, Chestnut Vale, Chestnut View, Chestnut Hill und so weiter und so fort. Es gibt rund einhundert Synonyme für „Straße“, und wenn es nur irgend möglich ist, versuchen die Engländer sie alle auf einer Fläche von einem Quadratkilometer unterzubringen – alle mit demselben vorangestellten Namen, in diesem Fall Chestnut . Das wäre kein Problem, wären die Straßen so schön nach Planquadraten aufgereiht wie in Mannheim. Sind sie aber nicht, sondern meistens ineinander verknäult wie ein Haufen Spaghetti. Na gut, denken Sie mit deutschem Pragmatismus, fahren wir erstmal hin, dann sehen wir weiter – wozu gibt es Straßenschilder? Gute Frage. Englische Straßenschilder sind nämlich, obgleich an und für sich riesengroß und mit gut leserlicher Schrift versehen, traditionell so geschickt hinter Kletterpflanzen, Mauervorsprüngen oder im Schatten versteckt, dass man sie keinesfalls von der Straße oder dem Fußgängerweg aus sehen kann.
Haben Sie dennoch allen Widrigkeiten zum Trotz die richtige Straße gefunden, können Sie gleich weitersuchen. Hausnummern nämlich. Die wechseln sich in Deutschland für gewöhnlich im Zickzackmuster mit den Häusern auf der anderen Straßenseite ab, sodass die geraden Zahlen auf einer Straßenseite und die ungeraden Zahlen auf
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