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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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mit dem Schiedsrichter feilscht, sondern mit heiterer Miene über das Spielfeld spaziert, dem Kontrahenten die Hand reicht und etwas Edelmütiges sagt wie „Der Bessere gewinnt!“ – mag es ihn innerlich auch in tausend Stücke zerreißen. Im Übrigen wird a good sport im Falle eines Sieges selbstverständlich auch nicht die Fäuste zum Himmel strecken und auf den Knien herumrutschen oder seine Mitspieler abküssen. Denn angeben will man um Himmels willen auch nicht! Hier die wichtigsten Sportarten, in denen England irgendwo unter ferner liefen steht, aber eisern versucht, sich das nicht anmerken zu lassen:
    Football 39 : Jeder Engländer kennt zwei Sorten von Fußballern. Erstens: die Spieler des eigenen Vereins, dessen Mitgliedschaft man in die Wiege gelegt bekommen hat und dem man bis in den Tod treu bleibt. Zweitens: Wichser. Das sind die Spieler aller anderen Mannschaften, vor allem die Spieler ausländischer Mannschaften. Und hier natürlich insbesondere die Spieler der deutschen Nationalmannschaft. Alle zwei Jahre geben sich die Engländer die größte Mühe, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie Europa- oder Weltmeister werden können. Und sind, ganz egal, wie schlecht sie in vergangenen Europa- oder Weltmeisterschaften waren, völlig grundlos davon überzeugt, dass sie diesmal bestimmt besser sein werden. Um diesem Erlebnis live beiwohnen zu können, kaufen sie Tickets, die mehr kosten als ein zweiwöchiger All-inclusive-Urlaub auf Teneriffa und reisen kreuz und quer durch die Weltgeschichte, um ihr Nationalteam zu unterstützen. Wie zu erwarten, sind sie nach dem Turnier jedes Mal bis ins Mark erschüttert und zutiefst beleidigt, weil sie wieder mal zu früh ausgeschieden sind oder gegen die Krauts verloren haben. Warum das so ist? Tja, die Engländer sind zwar die Erfinder des Fußballs, aber eben leider nicht die des Elfmeterschießens, das bei großen Turnieren deshalb für sie auch regelmäßig ‚Endstation’ bedeutet. Nur ein einziger englischer Spieler behält hier die Nerven: Owen Hargreaves. Zu ärgerlich, dass er gar kein richtiger Engländer ist, sondern gebürtiger Kanadier. Der – noch viel ärgerlicher! – sein Handwerk in Deutschland gelernt hat.
    Apropos Nerven behalten: Erklären Sie einem Engländer doch mal in aller Ruhe, was Sie vom berühmten „Wembley-Tor“ von 1966 40 halten …
    Weil der englische Clubfußball dank nichtenglischer Spieler ungleich erfolgreicher ist als das Nationalteam, verdienen englische Topspieler dennoch genug, um rote Ferraris und Landrover mit lustigen Nummernschildern zu fahren, Designerklamotten zu tragen und in riesigen Villen mit gekachelten Brunnen und Marmorstatuen mit ihrem eigenen Konterfei zu leben. Oft sind sie mit Frauen verheiratet, die als Schauspielerinnen oder Wäschedesignerinnen Berühmtheit erlangt haben und als WAGS (kurz für Wives and Girlfriends of Footballplayers – „Frauen und Freundinnen von Fußballspielern“) die Blätter der Klatschmagazine füllen.
    Cricket: Wurde vor etwa 750 Jahren von den Engländern erfunden, vermutlich, um einen triftigen Anlass zu haben, möglichst viel Zeit im pub um die Ecke zu verbringen. Das Spiel ist ein bisschen wie Baseball (was sowohl Cricketspieler als auch Baseballspieler aufs Schärfste bestreiten), bloß langsamer; was dem Zuschauen einen Hauch fernöstlicher Meditation verleiht: Man glotzt vor sich, das Hirn leert sich und Stunden später, kurz bevor man vollkommen ins Nirwana abdriftet, ist das Spiel aus. Mit welchem Ergebnis, muss man nach einem komplett unverständlichen System Punkte ausklamüsern. Wer den Spielen nicht in persona beiwohnen kann, lauscht im Radio den Kommentaren altgedienter Sportreporter, die nebenbei hörbar ihren Tee schlürfen und Früchtekuchen mampfen.
    Rugby: Ziel dieses Spiels ist es, mit allen Mitteln einen seltsam geformten Ball über eine bestimmte Linie zu kriegen. Wobei „alle Mittel“ auch das Herumtreten in den Weichteilen des Gegners beinhaltet. Von den Zuschauern wird erwartet, dass sie möglichst viel Alkohol konsumieren und unflätige Lieder mit Titeln wie Hairs on her dickydido („Haare auf ihrem Dingsdabums“) singen. Anders als beim Fußball wird von den Fans allerdings nicht erwartet, dass sie nach dem Spiel die Anhänger der gegnerischen Mannschaft umlegen. Spieler, die gegen irgendwelche Regeln verstoßen, werden dafür angehalten, ein Bier durch eine Socke zu trinken, nackt um das Spielfeld zu rennen oder ein Sandwich mit oben

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