Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
holländische Seeleute sich vor entscheidenden Schlachten Mut antranken. Nach drei Gin Tonics ist selbst der englische Mann so weit, dass er sich traut, romantischere Gefilde anzusteuern – in dem er umstandslos fragt: Er, fancy a shag? – „Öhm, Lust auf eine Nummer?“
Auch wenn im Lauf der Zeit einige bizarre Informationen über Zehen lutschende, mit Luftwaffenuniformen verkleidete oder mit Elektrokabeln, Stühlen und Plastiktüten herum hantierende Minister und Rockstars publik geworden sind, neigen normale englische Männer nicht zu sexuellen Absonderlichkeiten – sieht man mal davon ab, dass sie offenbar gerne ihre Socken anbehalten und Haustiere 38 mit im Bett schlafen lassen, sodass man auf dem Gipfel der Lust in England nicht nur Liebesgestöhn, sondern laute Ausrufe hört wie „Lässt du wohl meine Socken los? Runter, Barney! So ist’s brav!“
Wenn der Mann die Frau am nächsten Morgen nebst vielen Frotzeleien über die Vorkommnisse der Nacht – immerhin war man nackt, hihi! und naughty , haha! – mit Kosenamen wie duckie oder sweetpie versieht, ist das als Zeichen großer Leidenschaft zu werten. Und Achtung: Richtig ernst wird es, wenn beim nächsten Besuch zwar keine roten Rosen und Kerzen bereit stehen, aber dafür ein Paar Hausschuhe, eine eigene Teetasse und ein persönliches Nachtschränkchen!
Bevor geheiratet wird, steht aber erstmal der Junggesellen-Abschied an. Hen-night heißt die weibliche Version, auf Deutsch: „Hühnernacht“. Dabei sitzt die mit Brautschleier, Plastikglitter und Straßenabsperrhütchen geschmückte Braut in spe schmallippig vor einem Glas Weinschorle, während ihre mit „ Danger, woman drinking“- T-Shirts bekleideten Freundinnen eimerweise Cocktails kippen, schmutzige Lieder grölen und alles anbaggern, was bei „Drei“ nicht auf den Bäumen ist. Ein deutscher Freund von mir geriet einmal versehentlich in eine hen-night – er kam zwar mit ein paar Knutschflecken und kleineren Schürfwunden davon, behauptet aber, eine Begegnung mit Hooligans sei vergleichsweise wie ein Besuch im Streichelzoo. Das Programm auf einer stag night , „Hirschnacht“, wie man den klassischen Junggesellen-Abschied in England nennt, erschöpft sich dagegen schlicht darin, möglichst schnell möglichst viel Bier zu trinken und dann etwas Albernes mit dem Bräutigam in spe zu machen – zum Beispiel, ihn nackt an eine Litfasssäule zu binden.
Derlei Exzesse finden nach der Hochzeit natürlich nicht mehr statt. Und auch die zwischengeschlechtlichen Tätigkeiten gehen nach und nach in häusliche Aktivitäten wie Gärtnern oder Do-it-yourself - Arbeiten über. Das ist in englischen Augen mitnichten ein Anlass zur Sorge oder gar für hektische Versuche (Rosenblätter im Schlafzimmer, erotische Massagen, Wellness-Wochenenden), das Liebesfeuer am Lodern zu halten. Langt doch völlig, wenn der Teekessel warm ist, tut es nicht? Die Sehnsucht nach Geborgenheit (cosyness) erklärt auch, warum viele Engländer, wenn sie dann doch mal fremd gehen (das tun übrigens genau so viele wie in Deutschland, nämlich 70%), das nicht mit irgendwelchen Wildfremden tun, sondern mit Leuten, die sich schon in Haushalt und Garten auskennen: der nanny zum Beispiel – man denke hier an diverse namhafte Schauspieler und Sportler, die verhängnisvolle Techtelmechtel mit den Kindermädchen ihrer Kinder anzettelten! In diesem Zusammenhang leuchtet wiederum ein, warum immer weniger nannies und dafür immer mehr mannies – männliche nannies also – in englischen Haushalten arbeiten.
Gerade im zwischengeschlechtlichen Miteinander ist es von größtem Nutzen, ein paar englische Ausdrücke zu kennen:
Boiler: Eine sehr unattraktive Frau. Wie in „Mike hat sich zulaufen lassen und ist dann mit dieser totalen boiler abgezogen.“ In dem Zusammenhang gibt es auch das Wort beer goggles – „Bier-Brille“. Wenn man eine boiler durch beer goggles anguckt, hat das den Effekt, den man im Deutschen mit dem Begriff „schöntrinken“ bezeichnet. Noch unattraktiver als eine boiler ist allenfalls eine moose („Elch“) oder – uärggh! – munter . Besonders übel ist es, hat man eine bunny boiler am Hals: eine Ex-Geliebte, die einen stalkt. Wohin das führen kann, haben wir ja bei „Eine verhängnisvolle Affäre“ gesehen. Eine minger („Hackfresse“) ist eine Frau, die aus dem „Hässlich-Baum“ gefallen und auf dem Weg nach unten noch mal auf jeden einzelnen Ast geknallt ist. Man ahnt Böses. Frauen dieser Art
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