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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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sagst«, erwiderte Garreth, »ist das vielleicht keine schlechte Idee.«
    »Wie kann ich dich erreichen?«
    Er gab ihr ein Telefon. »Ruf niemanden sonst damit an. Ich melde mich bei dir, wenn die Lage bei uns wieder unter Kontrolle ist.«
    »Okay«, sagte sie, sprang aus dem Auto und rannte auf dem Gehweg zurück, um Heidi Hyde in Rocker-Lederjacke abzufangen, die mit Riesenschritten und so etwas wie einem in Papier eingepackten Golfschläger auf sie zukam. Hinter sich hörte sie den Lieferwagen wegfahren.
    »Was ist hier los?« wollte Heidi wissen und klopfte sich dabei ungeduldig mit dem Schläger in Geschenkpapier auf die Handfläche.
    »Wir hauen hier ab«, sagte Hollis und ging erstmal an ihr vorbei. »Wie lang seid ihr schon hier?«
    »Sind gerade erst gekommen«, sagte Heidi und drehte sich um.
    »Was ist das?« Hollis zeigte auf das eingepackte Ding.
    »Ein Axtstiel.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?«
    »Da ist sie ja«, meinte Inchmale, als sie zu dem blauen Wagen kamen, und nahm seinen Zigarrenstummel aus dem Mund. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Bring uns hier weg, Reg! Sofort!«
    »Ist das nicht dein Auto?« Er zeigte auf den Phaeton.
    »Ich hab den Schlüssel verloren.« Sie zerrte an der hinteren Tür des Autos. »Kannst du bitte aufmachen?« Die Tür wurde entriegelt. »Bring mich irgendwohin!«, sagte sie beim Einsteigen. »So schnell wie möglich.«
    »Ihre Handtasche«, sagte Bigend, »ist übrigens in der Nähe der Kreuzung von Main und Hastings Street. Momentan in südlicher Richtung auf der Main unterwegs. Anscheinend zu Fuß.«
    »Jemand muss sie mir geklaut haben«, sagte sie. »Oder sie gefunden haben. Wie schnell können Sie Ollie mit Zweitschlüsseln herschicken?« Wo sie derzeit waren, hatte sie ihm zu Beginn des Gesprächs erzählt. Sonst hätte sie sich wegen seines nächsten Satzes wirklich Sorgen machen müssen.
    »Praktisch sofort. Sie sind jetzt ganz in der Nähe der Wohnung. Ich kenne die Bar. Die machen einen recht anständigen Piso Mojado.«
    »Er soll mir die Schlüssel herbringen. Ich habe keine Lust, hier lange herumzuhocken.« Sie klappte Inchmales Handy zu und gab es ihm zurück. »Er meint, ihr sollt den Piso Mojado probieren«, sagte sie.
    Inchmale hob die Braue. »Weißt du, dass das ›nasser Fussboden‹ heißt?«
    »Sei mal kurz still, Reg. Ich muss nachdenken.« Bigend hatte Ollie wie befohlen von dem Künstlerloft an der Powell Street abkommandiert, kurz vor Mitternacht. Das GPS-Gerät im Scrambler war laut Bigend noch etwa fünfzehn Minuten länger dortgeblieben und hatte sich dann in westlicher Richtung bewegt. Der Geschwindigkeit nach zu schließen in einem Fahrzeug. Ein Bus, vermutete Bigend, weil mehrmals kurz an Stellen angehalten wurde, die keine Kreuzungen waren. Sie stellte sich vor, wie er das alles auf dem Riesenbildschirm in seinem Büro beobachtete. Die Welt als Videospiel. Er war davon ausgegangen, hatte er gesagt, dass sie auf dem Weg zurück in die Wohnung war, doch dann war die GPS-Petze auf Wanderschaft gegangen, durch den Stadtteil mit dem geringsten Einkommen in ganz Kanada, wie Ollie ihm gesagt hatte. Aus einem ebenso mysteriösen wie deutlichen Bauchgefühl heraus wusste Hollis, dass sie nichts mehr mit Jimmy Carlyles fünfzig Hundertern oder Bigends verwanztem Scrambler zu tun haben wollte.
    »Handy«, sagte sie zu Inchmale. »Und eine Visakarte.«
    Er legte sein Handy vor sie auf den Tisch und holte seine Brieftasche heraus. »Wenn du etwas kaufen willst, wäre es mir lieber, du benutzt die Amex-Card. Die ist für Geschäftsausgaben.«
    »Ich brauche nur die Servicenummer, um meine Kreditkarte sperren zu lassen«, sagte sie. Noch während sie mit den Visa-Leuten verhandelte, kam Ollie in die Bar, sodass sie sich nicht mit ihm zu befassen brauchte. Inchmale war sehr gut im Los-werden von Leuten wie Ollie. Der dann auch ganz schnell wieder weg war.
    »Trink aus«, sagte sie und zeigte auf Inchmales belgisches Bier. »Wo ist Heidi?«
    »Flirtet mit der Barfrau«, sagte er.
    Hollis lehnte sich aus der weißen Kunstledernische und sichtete Heidi im Gespräch mit der Blonden hinter der Theke. Inchmale hatte darauf bestanden, dass sie den Axtstiel im blauen Miet-Honda ließ.
    »Was macht ihr eigentlich hier?« fragte sie ihn. »Ich meine, ich finde es wirklich nett, dass ihr gekommen seid, um mich zu retten, aber wie habt ihr mich bloß gefunden?«
    »Die Bollards waren noch nicht so weit, dass sie ins Studio gehen konnten, wie sich herausstellte.

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