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Quellcode

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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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drückte einen Knopf am Autoschlüssel und öffnete die Fahrertür.
    »Ehrlich? Wie vermögend bin ich denn?«
    »Sehr.«
    »Und dank welchen Umstands?«
    »Internet-Pornographie.« Der Prada-Mann setzte sich hinters Steuer.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Hotels. Eine Kette von exklusiven Hotels. In Dubai.« Er ließ das Auto an. »Setz dich vorne neben mich, Tito.«
    Der Alte öffnete die hintere Autotür. Er sah sich zu Tito um. »Los geht's!« Er stieg ein und schloss die Tür.
    Tito ging um die lange, glänzende Motorhaube herum, registrierte das Nummernschild aus New Jersey und stieg ein.
    »Ich heiße Garreth«, sagte der Mann hinter dem Lenkrad und streckte ihm die Hand entgegen. Tito schüttelte sie.
    Dann schloss er die Tür und Garreth legte den Gang ein. Schiefersplitt knirschte unter den Reifen.
    »Obst und Sandwiches«, sagte Garreth und deutete auf einen Korb zwischen ihnen. »Wasser.« Er folgte der Straßenschleife in Richtung der Garage und der kleineren Häuser, bog dann rechts ab und nahm eine beige Straße in den braunen Wald.
    »Wie lange werden wir brauchen?«, fragte der Alte.
    »Dreißig Minuten zu dieser Jahreszeit«, meinte Garreth, »durch Amagansett und East Hampton auf der Route 27.«
    »Gibt es ein Torhaus?«
    »Nein. Ein Tor. Aber der Makler hat uns den Code gegeben.«
    Dunkle Klumpen aus totem Laub dämpften das Geräusch der Reifen auf dem Splitt.
    »Tito«, sagte Garreth, »du hattest den ganzen Flug über die Augen zu. Fliegst du nicht gerne mit Hubschraubern?«
    »Tito ist überhaupt nicht mehr geflogen, seit er Kuba verlassen hat«, sagte der Alte. »Wahrscheinlich war das überhaupt sein erster Hubschrauber.«
    »Ja«, sagte Tito.
    »Aha«, meinte Garreth. Während sie weiterfuhren, starrte Tito in die braunen Tiefen des Waldes. Seit dem Verlassen von Kuba hatte er sich nicht mehr so weit von einer Stadt entfernt.
    Garreth hielt bald an, die Motorhaube dicht vor einem niedrigen, schwer wirkenden Tor aus verzinktem Stahl. »Kannst du mir kurz helfen?«, sagte er und öffnete die Autotür. »Es geht automatisch auf, aber als ich mit dem Makler hier war, ist die Kette immer durchgerutscht.«
    Tito stieg aus. Direkt hinter dem Tor führte eine zweispurige Teerstraße vorbei. Garreth hatte einen grauen Metallkasten an einem weißen Holzpfosten geöffnet, und gab etwas auf einem Tastenfeld ein. Der Geruch des Waldes war satt und fremd. Ein kleines Tier huschte durch die Äste über ihnen, aber Tito sah nur den schaukelnden Ast, den es hinterließ. Ein Elektromotor heulte auf und etwas wie eine sehr lange Fahrradkette, die Teil des Tors war, begann zu hüpfen und zu rasseln.
    »Hilf mal nach«, sagte Garreth. Tito legte die Hände an das Tor und schob es nach rechts, dem Geräusch des Motors entgegen. Jetzt griff die Kette, und das Tor ratterte zur Seite entlang einer über ihnen verlaufenden Schiene aus demselben Metall. »Steig ein. Eine Lichtschranke schließt das Tor, wenn wir durch sind.«
    Als das Heck des Lincoln das Tor passiert hatte, blickte Tito zurück. Das Tor schien flüssig zuzugehen, aber Garreth hielt trotzdem an, stieg aus und prüfte nach, ob es ganz geschlossen war. »Das muss repariert werden«, sagte der Alte. »Macht ja auf jeden Interessenten den Eindruck, dass das Ganze hier schlecht in Schuss ist.«
    Garreth stieg wieder ein. Sie bogen auf die Teerstraße ab und Garreth beschleunigte. »Keine Hubschrauber mehr heute, Tito«, sagte er.
    »Gut«, meinte Tito.
    »Ausschließlich Starrflügel, für die nächste Etappe.«
    Tito, der gerade die Bananen im Korb betrachtete, kam ins Grübeln.
    »Etappe?«, fragte er.
    »Eine Cessna Golden Eagle«, sagte der Alte. »Sehr komfortabel. Leise. Wir werden schlafen können.«
    Titos Körper wollte sich noch fester in den Sitz pressen. »Wo fahren wir hin?«
    »Im Augenblick zum East Hampton Airport«, sagte Garreth.
    »Ein Privatflugzeug«, meinte der Alte. »Kein Sicherheitscheck, keine Passkontrolle. Wir werden dir etwas Tauglicheres verschaffen als einen Führerschein aus New Jersey, aber heute wirst du gar nichts mehr brauchen.«
    »Danke«, sagte Tito, weil ihm nichts Besseres einfiel. Sie passierten ein kleines Gebäude mit einem Schild, auf das LUNCH gepinselt war, mit Autos davor. Tito sah auf die Bananen hinunter. Er hatte seit dem Abend zuvor mit Vianca und Brotherman nichts gegessen, und die Guerreros waren nicht mehr bei ihm. Entschlossen schälte er eine Banane. Wenn ich schon fliegen lernen muss, sagte er seinem

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