Quellen Der Lust
Mut und die Hoffnung zu verlieren.
Auch sie beugte sich nun vor, um seiner Arroganz die Stirn zu bieten.
„Wenn Sie es genau wissen möchten, dann kann ich Ihnen anvertrauen, dass mein Mann sozusagen ein Frauenkenner war. Sehen Sie, er hat lange im Orient gelebt, wo sinnliche Vergnügungen als normal und sogar erstrebenswert angesehen werden.“
Jack erstarrte.
Sie hatte schon wieder dieses Wort benutzt. Vergnügungen . Sie hatte sich noch weiter vorgebeugt und schaute ihn geradeheraus an. Ihre stürmischen blauen Augen schienen nur darauf zu warten, ihn im ersten unachtsamen Augenblick unter die Oberfläche von Pflicht und Ehrbarkeit, und hinein in den Strudel des Sich-Vergessens zu ziehen. Doch was wäre dies für ein grandioser Untergang … wenn er dem Begehren gehorchte, das ihn in jener Nacht im Wirtshaus erfasst hatte … alles um sich herum vergessen und sich seiner wilden, alles verzehrenden Leidenschaft hingeben würde …
„Sie haben mir noch nicht auf meine Frage nach den Lieblingsfarben geantwortet“, erinnerte sie ihn mit einem kühlen Lächeln.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“ Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte vor Anspannung, als er sich zurücklehnte und wünschte, er befände sich in einer anderen Kutsche, die die entgegengesetzte Richtung von der ihren einschlagen würde.
„Sicherlich haben Sie schon einmal gehört, dass er eine Vorliebe geäußert hat.“
„Nein, noch nie.“
„Dann könnte die Wahl seiner eigenen Kleidung einen Aufschluss geben.“
„Karierter Plaid“, sagte er kurzangebunden. „Schottenmuster. Grau, braun und schwarz.“
Dieses vermaledeite Weib benahm sich, als handele es sich um eine geschäftliche Angelegenheit: Sie holte Informationen über ihren neuen Beschützer ein, plante wahrscheinlich Gott weiß welche Fallen und Versuchungen für ihr nichtsahnendes Opfer und machte keinen Hehl aus ihrem rein finanziellen Interesse an einer Verbindung mit dem Prinzen. Und was das Schlimmste war: Sie machte ihn zum Komplizen ihrer finsteren Pläne.
„Dann mag er vielleicht bestimmte Parfüms. Welche Düfte bevorzugt er?“
„Seife. Er riecht immer nach Seife . Und Zigarren.“
„Hmm. Ich bezweifle, dass ich bei einem Parfümeur ein Eau de Cigare finden werde.“ Sie tippte sich auf den Mund und zog so seine Aufmerksamkeit auf ihre vollen, rosigen Lippen … die so perfekt geformt waren. „Wie steht es mit Blumen?“
„Woher soll ich wissen, was – Gärten . Er mag Gärten“, verkündete Jack schroff, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute aus dem Fenster. „Redet ununterbrochen über wundervolle Gärten auf diesem oder jenem Landsitz.“ Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. „Vielleicht könnten Sie sich etwas dreckige Erde hinter jedes Ohr schmieren.“
„Erde hinter die Ohren“, wiederholte sie stoisch und machte sich Notizen. Er legte sich seinen Stock über die Knie und umklammerte beide Enden wie eine Keule, obwohl ihm klar war, dass ihm eine solche Waffe in dieser Art von Kampf nicht weiterhelfen würde.
„Was glauben Sie, ist er eher ein visueller oder ein taktiler Typ?“ Er sah sie finster an, und sie wurde deutlicher: „ Beobachtet er lieber oder berührt er lieber?“ Mit dem Stift in der Hand schien sie über ihre eigene Frage nachzugrübeln. „Es schien ihm zu gefallen, über meine Haare zu streicheln.“
„Dazu kann ich nichts sagen“, brachte er hervor, verwirrt und verärgert zugleich.
„Ich frage Sie bloß deshalb, weil Sie meine einzige Informationsquelle sind. Und manche Männer mögen es, wenn die Reize einer Frau ungehemmt und schamlos offenbart sind. Andere hingegen tragen lieber Schicht um Schicht ihrer spitzenverzierten Rüstung ab, um ihre intimen Geheimnisse zu entdecken.“
Die Reize einer Frau … spitzenverzierte Rüstung … intime Geheimnisse … Jedes ihrer Wörter war wie ein Zauberspruch, der aufreizende Vorstellungen in seinem Gehirn heraufbeschwor.
„Ihre Fragen sind völlig inakzeptabel“, stieß er hilflos hervor. „Es handelt sich hier um meinen zukünftigen König. So von ihm zu sprechen ist … ist unanständig. “
„Nicht unanständiger als von ihm ausgeschickt zu werden, um ihm eine Frau zu besorgen“, antwortete sie so spöttisch, dass ihm das Blut ins Gesicht stieg. „Und doch schien Ihnen das keine Schwierigkeiten zu bereiten.“
„Das ist etwas völl… völlig anderes“, brachte er mit glühendem Kopf hervor.
„Weil es lediglich um die Ehre einer Frau
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