Quellen Der Lust
knabberte an seinen Fingern.
Er biss die Zähne zusammen, und ein Stöhnen entrang sich ihm.
Dies war pure Folter.
Womit hatte er das verdient? Er hatte lediglich darauf geachtet, dass die Jagdpartien des Prinzen nicht außer Kontrolle gerieten, dass der Prinz es immer in sein Bett schaffte und … hatte es gewagt, sich mit einer Frau zu vergnügen, die der Prinz ohne jeden Zweifel für sich selbst bestimmt hatte .
Dieser Gedanke war reichlich ernüchternd.
„Ich kann das nicht tun“, sagte er mit letzter Kraft, zog seine Hand zurück und stand auf. Sie wich keine Handbreit zurück, und er musste den Stuhl mit den Beinen zurückschieben, um sich Platz zu machen.
„Im Gegenteil.“ Sie kam noch etwas näher und drückte sich so passgenau gegen die Ausbuchtung in seiner Hose, dass ihm die Knie schwach wurden. „Sie scheinen sogar sehr gut zu können.“
Er stöhnte. „Tun Sie das nicht, Mariah.“
„Was soll ich nicht tun?“ Ihr neckender Gesichtsausdruck wich einer eindringlichen Ernsthaftigkeit. „Wie eine Frau aus Fleisch und Blut reagieren, und nicht wie ein Objekt? Es mir anmaßen, Vergnügen und Leidenschaft zu genießen, wenn ich die Gelegenheit dazu habe? Einige Augenblicke des Glücks und angenehmer Gesellschaft zu stehlen, bevor mir gegen meinen Willen eine Ehe aufgezwungen wird?“
Vergnügen, Glück, angenehme Gesellschaft : jedes ihrer Worte traf ihn mit voller Wucht und meißelte sich in sein Herz hinein. Doch ihre Erwähnung von stehlen bewirkte, dass sich sein Gewissen regte.
„Sie gehören dem Prinzen“, sagte er mit belegter Stimme.
„Noch nicht, nein. Bis ich heirate und das Bett des Prinzen teilen muss, gehöre ich nur mir selbst.“
Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog sein Gesicht näher, sodass sein Mund dem ihren gefährlich nahe kam. Ihr süßer Atem verlieh ihren Worten zusätzliche Überzeugungskraft.
„In elf Tagen bin ich wieder verheiratet und gezwungen, das Bett eines Prinzen zu wärmen. Aber noch ist es einzig und alleine meine Entscheidung, wenn ich mein Bett mit irgendjemandem teilen möchte.“
Sie hatte recht. Zumal es den Prinzen kein bisschen interessierte, ob sie sich nun freiwillig oder nur mit äußerstem Widerwillen seinem Befehl fügte. Diese Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht, weil sie ihn die Fragwürdigkeit seines eigenen Handels vor Augen führte. Seine Zurückhaltung wurde nicht von wahrer Tugend oder Rücksicht auf den Prinzen diktiert: Sie war vielmehr lediglich ein Ausdruck seines eigenen Ehrgeizes. Seine Entsagung war egoistische Heuchelei.
„Nur einmal noch, bevor ich mich in mein elendes Schicksal füge, möchte ich jemanden lieben, weil es mich danach verlangt. Nicht, weil ich dazu gezwungen bin oder weil es sich um eine eheliche Pflicht handelt oder weil es das Vernünftigste ist. Ich möchte jemanden lieben nur um der puren Lust und des Vergnügens willen.“ Sie ließ ihre Hand zärtlich über seine Wange gleiten. „Und zwar jemanden, den ich sehr mag.“
Sie mochte ihn .
Als sie sich auf die Fingerspitzen stellte, um ihn zu küssen, hätte er aus Stahl sein müssen, um ihren Kuss nicht zu erwidern. Und trotz der Behauptungen seines alten Professors war er nicht einmal aus halb so hartem Material. Er schaffte es jedoch, der Versuchung zu widerstehen, sie an sich zu drücken …
… bis sie ihre Zunge mit solch aufreizender Provokation zwischen seine Lippen schob, dass er das Gefühl hatte, er fiele in einen glühenden Hochofen. Eine Hitzewelle durchströmte ihn, und er riss sie so fest an sich, dass kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte.
Er zitterte vor Verlangen, seine Hände in ihr honigblondes Haar zu tauchen, es zu lösen, sein Gesicht darin zu vergraben und es auf seiner nackten Brust, ja, an seinem ganzen Körper zu spüren. Fiebrig ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten, um jede Linie, jede Kurve zu erkunden, die er in den letzten drei Tagen in Gedanken schon liebkost hatte.
Mehr, er wollte mehr .
Als sie plötzlich innehielt, bemerkte er mit leichtem Schock, wie rasch er jegliche Kontrolle über sich zu verlieren drohte. Mühsam versuchte er, sich wieder zu fassen. Doch sie griff nach seiner Hand und zog ihn hinüber zum Bett.
Jeder Teil ihres Körpers vibrierte vor Verlangen. Doch dies war kein gewöhnliches Begehren, das sie nach einigen Gläsern Brandy wieder in den Griff bekommen könnte. Dies war ein tiefes Gefühl der Unvollständigkeit; ein Verlangen, das ihre Seele überkam und
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