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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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hinzugehen, oder was meinst du?“
    Er nickte. „Wir werden hingehen.“ Er nahm sie in die Arme, und diese Umarmung verlieh ihnen beiden Kraft, durchzustehen, was auch immer geschehen möge.
    „Und wir werden ihm die Wahrheit sagen.“
    Der Wetherington-Club befand sich in einer herrschaftlichen Villa im Londoner West End, in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadthäuser reicher Familien. Mittlerweile galt er als das beliebteste Revier von einflussreichen Herren, die Geheimnisse zu hüten und Geld zu verwetten hatten. Dort konnten Männer sich offen mit ihren Geliebten zeigen und Anhänger des Glücksspiels so hohe Wetteinsätze riskieren, dass selbst die abgebrühtesten Gentlemen in Versuchung gerieten.
    Der Prinz kam schon am frühen Abend, verkündete, dass der Rauchsalon sein Stützpunkt für den Abend sei und wartete. Kurz danach erschien auch Sprat mit Lord Marchant im Schlepptau.
    „Da bist du ja!“ Bertie bedeutete Marchant, auf einem der Ledersofas Platz zu nehmen und bot ihm eine Zigarre an. Marchant wirkte nervös, und Bertie bemerkte, wie angespannt und übermüdet seine rotgeränderten Augen aussahen.
    „Wie schreitet denn eigentlich deine Mission voran, Edgar?“ Er rieb sich in gespielter Vorfreude die Hände. „Du weißt schon, die ganz spezielle Aufgabe, die ich dir und Jack St. Lawrence vor zwei Wochen anvertraute.“
    „Nun …“ Marchant sah aus als störe ihn sein enger Hemdkragen. „Ich habe noch gar nicht mit St. Lawrence gesprochen, seit ich Ihnen vor über einer Woche den erfolgreichen Abschluss melden konnte. Ich überließ ihm die Dame zur Regelung der Formalitäten. Ich bin sicher, dass alles gut verlaufen ist und die Dame Sie bald empfängt.“
    Beiläufig legte Bertie seine Zigarre in einen Aschenbecher. „Du hast dich nicht erkundigt, wie es seitdem gelaufen ist?“, fragte er.
    Marchant zuckte mit den Schultern und wählte seine Worte mit Bedacht.
    „Ich nehme an, dass Jack sich mit seiner üblichen Gründlichkeit und Schnelligkeit darum gekümmert hat.“
    „Gerüchten zufolge ist die Dame bereits in London. Mit St. Lawrence. Die beiden wurden zusammen gesehen.“
    „Wirklich?“ Marchant setzte sich auf und mimte Überraschung. „Davon hatte ich keine Ahnung.“
    „ Keine Ahnung?“ Bertie setzte ein freundliches, doch nahezu undurchschaubares Lächeln auf – ein Lächeln, vor dem sich die Männer, die ihn gut kannten, fürchteten.
    Eine Tür an der Hinterseite des Raums wurde nun geöffnet, und dahinter zeigte sich Jared St. Lawrence mit vor unterdrückter Wut gerötetem Gesicht. Es war nutzlos, dem Prinzen noch weiter etwas vormachen zu wollen. Marchant beschloss, alles zu beichten.
    „Ich ließ ihn mit der Anweisung zurück, sie innerhalb von zwei Wochen zu verheiraten, genau wie ich es Ihnen mitgeteilt hatte. Daher konnte ich es kaum glauben, als ich ihn vor Kurzem zufällig mit ihr hier in London sah. Im Claridge’s. Schienen ein Herz und eine Seele zu sein.“
    „Was meinst du damit?“, fragte Bertie.
    „Es war eine verdammte Katastrophe.“ Marchant hatte es aufgegeben, auf seine Wortwahl zu achten. „Ich bat seinen Bruder, mir zu helfen, ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Ich dachte, er würde seinen Fehler einsehen und Sie würden nie …“ Er unterbrach sich, als er sich seines Versprechers bewusst wurde, doch Bertie brachte den Satz für ihn zu Ende.
    „Ich würde nie erfahren, dass er die Dame schon vor mir beehrt hat“, sagte Bertie mit eisiger Stimme. „Edgar, wir haben in unserer Freundschaft schon einige Höhen und Tiefen überstanden. Ich habe dir deine Kavaliersdelikte stets nachgesehen, weil du mich oft aufgeheitert und manchmal auch ernste Ratschläge gegeben hast.“ Bertie legte seine Zigarre ab und stand auf. „Doch ein Prinz muss sich sicher sein, wem er vertrauen kann, und wem nicht.“
    Er drehte sich um und ging hinüber zu den Bücherregalen, als schaue er sich einige der Titel an. Marchant stand mühsam auf und sah Hilfe suchend zu Sprat und Dandy. Doch beide wichen seinem Blick aus. Die Geduld des Prinzen war zu Ende. Mit rotem Gesicht verließ Marchant den Raum.
    Bertie zog ein Buch aus dem Regal und wandte sich dann an Jacks Bruder, während er den alten Ledereinband inspizierte.
    „Jared, alter Junge, geh dich doch ein wenig amüsieren. Du siehst aus, als hättest du es nötig.“
    Als Jacks Bruder die Tür hinter sich schloss, drehte Bertie sich wieder zu Sprat und Dandy um.
    „Ist sie da?“
    „Gerade angekommen. Auch

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