Quellen Der Lust
unvermittelt stehen blieb.
„Aber vielleicht haben sie es beide ernst gemeint“, sagte er. „Es könnte doch in der Tat eine Liebes heirat sein. So etwas soll vorkommen.“
Sprat sah ihn entsetzt an. „Jesus, Maria und Josef!“
Bertie gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Du befindest dich in einer Kirche, du Trampeltier. Und dann auch noch mit mir.“ Sprat schaute ihn verständnislos an, bis Bertie ihm auf die Sprünge half. „Mit mir, dem Prinzen von Wales, dem zukünftigen Oberhaupt der anglikanischen Kirche!“
„Ich bitte um Verzeihung, Hoheit“, sagte Sprat, der offensichtlich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Bertie wählte aber auch die unpassendsten Momente, um auf kirchlichen Feinheiten herumzureiten.
„Die beiden sehen glücklich aus“, ließ Dandy nicht locker. „Vielleicht haben sie sich tatsächlich ineinander verliebt.“
Bertie sah seine beiden Freunde an, als könne er seinen Ohren nicht trauen.
„Ihr zwei werdet wohl mit fortschreitendem Alter sentimental.“ Er drückte sich an ihnen vorbei durch die Tür und blieb draußen stehen, um sicher zu gehen, dass die Hochzeitsgesellschaft noch immer im Pfarrhaus war. Er winkte seinen Kutscher herbei und murmelte dabei: „Liebe, ach was. Ihr hättet hören sollen, wie sie heute Abend über ihn geredet hat. Wie sie aus ihm einen guten …“
Er blieb wie vom Blitz getroffen stehen, während sein Diener aus der Kutsche sprang, um die Tür zu öffnen und ihm die Stufen herunterzulassen.
„Sie ist ein ausgekochtes Frauenzimmer. Vielleicht hat sie absichtlich …“
„Was, Eure Hoheit?“, fragte Dandy und kam näher.
„Nein, das kann nicht sein.“ Bertie hielt sich am Türgriff fest und hievte sich in die Kutsche. „Nur eine Frau, die nicht recht bei Verstand ist, würde die Gelegenheit ausschlagen, die Bettgespielin eines Prinzen zu werden und so zu Vermögen zu kommen.“
Sprat und Dandy stimmten ihm im Chor zu: „Ganz genau.“
Bertie war offensichtlich in verdrießlicher Stimmung und schien den ganzen Weg zurück zum St. James’s Palace darüber nachzugrübeln, was er nun tun solle. Endlich hielt die Kutsche vor dem Palast, in dem Bertie manchmal die Nächte verbrachte, damit seine „Freizeitbeschäftigungen“ vor seiner Gattin in Marlborough House verborgen blieben.
Er hatte einen seiner Meinung nach gerissenen Plan entwickelt. Schade nur, dass er die Erfolgschancen seines Vorhabens nicht mit einem der wenigen Männer besprechen konnte, von denen er wusste, dass sie ihm die Wahrheit sagen würden: Jack St. Lawrence.
„Cranmer“, wies er Jack A. Dandy an, als sie vor der inneren Palasttür ausstiegen. „Besorge mir eine Wagenladung Rosen, Champagner und eine Brosche mit einem Diamanten so groß wie eine Walnuss. Wenn es nötig ist, wirf ein paar Leute aus den Betten – wir geben diese verdammten königlichen Urkunden für Hoflieferanten schließlich nicht ohne Gegenleistung aus. Und lass morgen früh alles in ihr Zimmer im Claridge’s liefern.“ Er wandte sich an Sprat. „Und du, Avery, bring mir Edgar Marchant herbei. Und zwar nüchtern. Und wenn du die Spielräume sämtlicher Clubs nach ihm durchsuchen musst.“
20. KAPITEL
Auch auf dem Weg zurück ins Claridge’s saß Mariah auf Jacks Schoß. Mercy hatte drei Gläser Wein getrunken und zwei Stücke Kuchen gegessen und war jenseits von Gut und Böse, sodass sie praktisch alleine in der Kutsche waren. Mariah betrachtete seine gerade Nase, sein markantes Kinn und sein weiches, dunkles Haar. Alles an ihm gefiel ihr. Erregte sie. Gab ihr das Gefühl, endlich vollständig zu sein. Womit hatte sie so viel Glück verdient?
„Ich kann es noch gar nicht fassen, dass wir verheiratet sind.“ Sie legte ihr Gesicht in seine Nackenbeuge und atmete seinen warmen Geruch ein. „Wir können im gleichen Bett schlafen und morgen zusammen aufwachen.“
„Aber nicht vor morgen Mittag“, flüsterte er und küsste ihre Schläfe, ihre Wange und ihren Hals. „Denn heute Nacht habe ich vor, dich noch ein Weilchen wach zu halten und über dich herzufallen.“
„ Über mich herzufallen – was für eine angenehme Vorstellung“, wisperte sie und keuchte leise, als seine Hand unter ihre Jacke glitt. „Ohhh.“ Sie schloss die Augen und hielt die Luft an, als seine Finger den oberen Rand ihres Mieders erreichten und ihre Brust berührten. „Soll ich dir meine neuen Morgenmäntel vorführen?“
Er lachte leise. „Ich bezweifle, dass du dazu Zeit haben wirst“, raunte
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