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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Warum er in Little Longstone war. Natürlich hätte er dann auch gestehen müssen, dass er ihr nachspioniert, ihr Haus durchsucht hatte. Und er bezweifelte nicht einen Moment lang, dass sie glauben würde, er hätte nur mit ihr geflirtet, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
    Und sie hätte recht.
    Aber was als berechnender Plan begonnen hatte, um ihr den Brief zu entwenden, war so viel mehr geworden. Als er sie verführt hatte, hatte er seine Mission bereits vergessen. Er hatte geglaubt, fähig zu sein, sie wegen seiner Pläne ins Bett zu locken, doch tatsächlich hatte seine Mission dabei überhaupt keine Rolle gespielt. Aber würde sie ihm das glauben? Verdammt, er wusste es nicht. Dessen ungeachtet würde er sie nach dem Brief fragen müssen, denn allein konnte er ihn nicht finden. Dann konnte er nur noch beten, dass sie ihm den Brief geben würde – und ihm seine Lügen verzeihen.
    Er runzelte die Stirn. Wenn er Little Longstone verließ, würde er sie nie mehr wiedersehen, also spielte es eigentlich keine Rolle, ob sie ihm verzieh oder nicht.
    Oder?
    Es spielt eine Rolle, flüsterte seine innere Stimme ihm zu. Es spielte eine verflucht große Rolle. Was verdammt viel mehr war, als es sein sollte.
    Seufzend blies er die Kerze aus und ging Richtung Ausgang. Er konnte genauso gut außen um das Haus herumgehen und nachsehen, ob alles in Ordnung war. Vielleicht würde die kühle Luft ihm den Kopf klären. Er betrat die Eingangshalle und griff nach dem Türknauf.
    „Keine Bewegung, oder meine Kugel durchlöchert Sie!“, hörte er eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Simon erstarrte und verfluchte sich innerlich, weil er sich hatte überraschen lassen. Die Stimme kam ganz aus der Nähe, nahe genug für Simon, um zu wissen, dass er die Schusswunde niemals überleben würde, wenn der Einbrecher auch nur ungefähr richtig zielte, und so weit weg, dass seine Chancen, den anderen zu entwaffnen, nicht besonders gut standen. Die beste Möglichkeit war, einfach zu tun, was von ihm verlangt wurde. Erst einmal.
    „Ich bewege mich nicht“, versicherte Simon.
    „Die Hände hinter den Kopf, schön langsam. Eine falsche Bewegung, und Sie haben eine Kugel im Rücken.“
    Simon stockte der Atem, als er ihn erkannte. Die Stimme – zum Teufel, er kannte diese Stimme. Er wünschte, die Vertrautheit würde ihn mit Erleichterung erfüllen, doch stattdessen wurde ihm beinahe übel. „Sie haben den Falschen“, sagte er, hob langsam die Hände, um Zeit zu gewinnen und hoffte, dass der Verdacht, den er zu hegen begann, sich als Irrtum herausstellte. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass das nicht der Fall war. Und dass der Mann hinter ihm nicht nur Ridgemoor ermordet, sondern auch Simon betrogen hatte und, schlimmer noch, auch sein Land.
    „Sie sind der Richtige, Kilburn. Traurig für Sie, aber Sie sind am falschen Ort.“
    In einem Tonfall, der nichts von seinem Zorn und seiner Enttäuschung verriet, sagte Simon: „Nicht gerade die herzlichste Begrüßung für einen alten Freund, Waverly.“
    Hinter ihm lachte John Waverly, sein Vorgesetzter, sein Mentor, der Mann, den er mehr als jeden anderen respektiert und dem er vertraut hatte, kurz und freudlos auf. „Wir sind keine Freunde, Kilburn.“
    Simon hatte das Gefühl, jemand raubte ihm die Luft zum Atmen. Er drehte sich um. „Ja, das ist offensichtlich.“
    „Ich sagte, Sie sollten sich nicht bewegen.“
    „Ja, ich weiß, aber ich muss mich umdrehen. Ein Mann kann sich schließlich nicht selbst in den Rücken schießen, und ich vermute, dass das Ihr Plan ist – mich zu erschießen und mir dann die Waffe in die Hand zu geben, damit es so aussieht, als hätte ich mir das Leben genommen.“
    „Aus Schuldgefühlen, weil Sie Ihr Land verraten und Ridgemoor erschossen haben“, stimmte Waverly zu, als würden sie über das Wetter sprechen. „Ihr Abschiedsbrief wird das alles erklären.“
    „Niemand wird das glauben“, sagte Simon und wünschte sich, es würde stimmen, obwohl er wusste, dass das nicht der Fall war. Eine glaubhafte Nachricht in Simons Handschrift zu verfassen würde kein Problem sein für einen Mann von Waverlys Geschick.
    „Doch.“ Waverly trat vor, die Pistole auf Simons Kopf gerichtet, genau dorthin, wo jemand, der Selbstmord begehen wollte, schießen würde. Waverly war ein ausgezeichneter Schütze, aber selbst wenn er das nicht wäre, würde es schwierig sein, aus dieser geringen Entfernung das Ziel zu verfehlen. Simon wäre tot, noch ehe er den Boden

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