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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Frau von oben bis unten. Dabei verweilte sein Blick länger als nötig auf ihren Brüsten, bevor er ihr ins Gesicht sah. Er lächelte, sichtlich angetan von ihrem Anblick. Hoheitsvoll bot er ihr seine fleischige Hand, die sie ohne Scheu ergriff, dann knickste sie anmutig ein zweites Mal.
    „Und Sie, werter Herr“, sagte sie, wobei sich ihr sinnlicher Mund zu einem bezaubernden Lächeln verzog, „welcher ‚Jack‘ mögen Sie wohl sein? Jack Sprat, die Sprotte, kann es ja wohl kaum sein.“
    Gütiger Himmel . Hatte sie etwa gerade auf Berties Umfang angespielt? Aus den Reihen seiner Begleiter war ein leises „Hört, hört“ zu vernehmen, das in unterdrücktes Gelächter überging. Der Prinz ließ ihre Hand los und zog sich die Jacke zurecht, um seinen stattlichen Bauch zu kaschieren. Er schien darüber nachzudenken, ob er ihre Bemerkung durchgehen lassen könne oder nicht.
    Dieses Weib musste wahnsinnig sein, denn sie fuhr unbeirrt fort.
    „Nein, warten Sie, sagen Sie nichts. Sie können auch nicht Jack O. Lantern sein – für einen Halloween-Kürbis sind Sie zu gut aussehend. Auch nicht der Henker Jack Ketch – dafür sind Sie zu lebendig. Oder Jack A. Dandy – obwohl Ihre elegante Kleidung dafür sprechen würde.“ Sie biss sich auf die Lippe und sah ihn mit einem aufreizenden Augenaufschlag bewundernd an. „Ein Mann Ihres beeindruckenden Aussehens und vornehmen Auftretens kann nur … Union Jack sein.“
    Seine Begleiter brachen in zustimmendes Gebrüll aus.
    Sie schenkte dem Prinzen ein verschmitztes Lächeln, das dieser erwiderte.
    „Verdammt noch mal, Sie sind ein ganz schön helles Köpfchen, was?“ Er ergriff ihre Hand, um sie näher an sich heranzuziehen.
    „Das ist wohl wahr, mein Herr.“ Sie widersetzte sich ihm gerade so weit, dass sie nicht auf seinen Schoß gezogen wurde. „Und mein ‚helles Köpfchen‘ sagt mir, dass Sie und Ihre Freunde heute Abend in bester Feierlaune sind.“
    Die Antwort war ein Chor rauen Gelächters. Sie spielte mit dem Feuer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jack setzte sich nervös auf. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie in enorme Schwierigkeiten geraten.
    „Ich habe es mir erlaubt, meinen Wirt zu bitten, Ihnen unseren Spezialpunsch vorzubereiten. In der ganzen Grafschaft werden Sie keinen besseren finden.“ Spielerisch lächelnd ließ sie ihren Blick über die Männer schweifen. „Weit und breit dafür bekannt, selbst Gottesmänner vom rechten Weg abzubringen, das Aussehen alter Jungfern zu verbessern und sieben Arten von Skorbut zu heilen.“
    Das laute Lachen des Prinzen zauberte ein unwiderstehliches Lächeln auf ihr Gesicht, das eine winzige Spur von Erleichterung zeigte.
    „Und Sie sagten, dies sei Ihre Herberge?“, fragte der Prinz und sah sie forschend an. „Als ich das letzte Mal hier war, begrüßte mich der Eigentümer höchstpersönlich. Ein Mann namens Eller.“
    „Gutsherr Eller war mein Ehemann, Sir. Nach seinem Tod vor zwei Jahren übernahm ich das Haus und die Gaststätte.“
    „Dann sind Sie also Witwe.“ Der Prinz zog eine Augenbraue hoch und lächelte.
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und der Wirt erschien mit einem großen Kessel aromatisch duftenden Punschs. Der Prinz ließ es widerstandslos zu, dass die Hausherrin sich von ihm löste, um allen reihum einschenken zu können. Kurz darauf ertönten die fröhlichen Klänge einer Geige im Wirtshaus, und es erschien ein alter Mann, der sich offensichtlich warm spielte.
    Musik . Jack sah die tolldreiste Witwe überrascht an. Um die wilden Tiere zu zähmen. Was für ein geschickter Schachzug.
    Der alte Mann stimmte nun das erste Lied an, das passender nicht sein könnte: das lebhafte „Drink Little England Dry“. Während die Witwe den Punsch ausschenkte, begann sie zu summen und mitzusingen. Als sie dem Prinzen seinen vollen Becher reichte, bedeutete sie ihm, mit einzustimmen. Er sah sie prüfend an, als müsse er abwägen, ob sie die Mühe wert sei. Dann öffnete er den Mund und sang aus voller Kehle. Seine Begleiter sahen ihn ungläubig und fassungslos an. Sie warfen sich verstohlene Blicke zu und als die Wirtin sie bediente, stellte sich ein jeder unter seinem falschen Namen vor und stimmte mit ein.
    Bald sang und trank die ganze Gruppe, mit Ausnahme von Jack, der seinen Stuhl ein wenig nach hinten gerückt hatte und die gewiefte Witwe und seine Jagdkameraden durch halbgeschlossene Lider beobachtete. Wenn sie auch noch so schlau war, so konnte sich die Situation doch

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