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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Weib“, schalt sie verärgert und trieb den Spaten fester in die kalte, dunkle Erde. Die Herbstsonne war zu schwach, um das Stück Erde neben dem Weg zu erwärmen, in das sie Blumenzwiebeln setzen wollte. Ihre Handschuhe starrten vor feuchter Erde, ihre Finger waren halb erfroren und sie spürte kaum noch ihren Rücken. Doch sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihre geliebten Osterglocken zu pflanzen.
    „Hast dich benommen wie ein Flittchen .“ Sie richtete sich auf und stützte sich auf ihre schmerzenden Knie. „Nein, hab ich nicht .“
    Die Schamesröte war ihr ins Gesicht gestiegen und sie setzte eine weitere Reihe Blumenzwiebeln in die umgegrabene Erde.
    „Ich muss mir nichts vorwerfen. Er hat mich behelligt.“
    Der Gerechtigkeit halber war es jedoch nicht ganz korrekt, von behelligen zu sprechen. Er hatte sie nicht geküsst. Seine Hände hatten sie nicht berührt. Genau genommen gab es noch nicht einmal einen Namen für das, was er getan hatte. Sie wusste nur, dass es eine intime, höchst angenehme und verstohlene Begegnung gewesen war, die nach jedem Maßstab unsittlich und unmoralisch war.
    Und wieder brach die Erinnerung, die sie hatte verbannen wollen, über sie herein, und sie durchlebte erneut das lustvolle Aufeinandertreffen in der dunklen Kammer des Prinzen. Glühende Körper, die sich aneinander rieben und nach mehr verlangten … Bei dem Gedanken daran verengte sich ihre Kehle und ihr Atem ging schneller. Doch sie sagte sich, dass sie sich die Erinnerung an die Begegnung nur deshalb nicht aus dem Kopf schlagen könne, da sie so absonderlich und ungewöhnlich war.
    Und wünschte „Jack B. Nimble“ dafür zum Teufel, verloren geglaubte Begierden in ihr erweckt zu haben.
    Nach dem Tode Masons hatte sie jegliche sinnliche Lust aus ihrem Leben verbannt. Es war ihr nicht leichtgefallen, denn ihr weltgewandter älterer Mann war ein bemerkenswerter Liebhaber gewesen, der ihr alles, was es auf diesem Gebiet zu erleben gab, beigebracht und ihre eigenen Leidenschaften begrüßt hatte. Als er dann völlig unerwartet starb, stand sie in der Blüte ihrer weiblichen Begierden und kämpfte Nacht um Nacht darum, die Lust zu dämmen, die er so geschickt in ihr erweckt hatte. Doch schließlich musste sie erfahren, dass der Landbesitz ihres Mannes – und damit sein Vermögen – von Gesetzes wegen auf entfernte Blutsverwandte übergehen werde. Ohne Einkommen, doch im Besitz eines alten Hauses und einer Kutschenstation in schlechtem Zustand, schuftete sie hart, um zu überleben. In den folgenden Monaten verwandte sie all ihre Energie darauf, das Wirtshaus so herzurichten und zu führen, dass sie und ihre Leute davon leben konnten.
    Infolgedessen war das Eller-Stapleton Inn heute ein florierendes Wirtshaus mit mehr Kundschaft als je zuvor. Nach zwei Jahren harter Arbeit schien es, als stünde sie kurz davor, ihr Leben und ihr Einkommen – trotz der Schulden, die sie aufgenommen hatte – wieder in den Griff zu bekommen, und das reichte ihr als Befriedigung.
    Bis vor einer Woche.
    Zwiebel um Zwiebel steckte sie in die feuchte, würzige Erde, vergrub sie und warnte sie, sich bloß nicht vor dem Frühling herauszuwagen.
    Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie Carsons Sohn erst bemerkte, als er hinter ihr stand.
    „Mrs. Eller?“ Sie drehte sich so plötzlich um, dass sie auf ihr Hinterteil fiel und die Zwiebeln, die sie noch in der Hand hatte, über den Boden kullerten. Jamie grinste über das ganze, runde, vor Kälte rot angelaufene Gesicht. „Sie haben Besucher.“
    Sie drückte eine Hand auf ihre Brust, um ihr galoppierendes Herz zu beruhigen.
    „Ach ja? Wer ist es denn?“ Aufgrund der Kälte fing nun ihre Nase an zu laufen. Sie zog sie unüberhörbar hoch.
    „Irgendwelche Herren. Vater sagte, ich solle sie herüber bringen.“ Er trat zur Seite und gab den Blick auf zwei Männer frei, die in einiger Entfernung auf dem Weg standen.
    Mariah sah finster zu den Besuchern in ihren langen Reitmäntel und schwarzen Zylindern hinüber. Wer auch immer sie sein mochten, sie sahen aus wie Bankiers. Der Gedanke ließ sie vor Angst erstarren.
    Sie richtete sich auf und sah, dass ihre Röcke sich so nach oben geschoben hatten, dass nun ihre alten wollenen Strümpfe und ihre dreckigen Stiefel zu sehen waren. Ihr Gesicht war mit getrockneter Erde verschmutzt, da sie sich kurz vorher die Haare aus dem Gesicht geschoben hatte. Kurz: sie sah unmöglich aus. Doch sie hatte die mysteriösen Besucher schließlich nicht

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