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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Feinheiten des deutschen Rechtswesens nicht ein. »Warum hatte das Bundesvermögensamt hier so viele Immobilien? Selbst Beamten musste doch klar sein, dass sich mit dem aufkommenden Reichtum der Wert der Grundstücke steigern würde.«
    »Vielleicht war der Staat gezwungen zu verkaufen, brauchte Geld oder man schmierte damals«, antwortete Arzu, froh, nicht mehr auf das Hackerthema angesprochen zu werden. »Und wenn der Mann auf dem Foto Ihr Großvater ist?«
    Quercher hob das Foto nah an sein Gesicht, ehe er es Hannah gab.
    Die sah sich das Bild aus dem Schützenstüberl noch einmal genauer an. »Was sagt uns das Bild?«
    Quercher gähnte. »Das kann eine Menge bedeuten. Damit hätten wir eventuell eine Verbindung zwischen der Leiche, dem Jagdhüttenbesitzer und deinem Großvater. Etwas dünn, zugegeben, aber dennoch naheliegend.«
    Es klingelte an der Haustür. »Das ist meine Schwester. Sie wohnt nicht weit von hier. Ihr könnt bei Anke schlafen. Sie hat zwei Gästezimmer frei. Alles etwas spartanisch und nicht so schick. Aber zumindest sicher. Ich bleibe hier in meinem gemütlichen Kinderzimmer. Morgen früh machen wir ein paar Besuche. Aber jetzt will ich schlafen.«
    Anke hatte Arzu und Hannah die beiden Zimmer, das Bad und die Küche gezeigt und sich dann mit dem Hinweis, dass sie sich wie zu Hause fühlen sollten, zurückgezogen.
    Als Arzu vor dem Waschbecken im Badezimmer stand und sich mit einem Wattepad abschminkte, kam Hannah mit einer Kanne Tee aus Ankes Küche herein. »Störe ich?«
    Arzu sah sie lächelnd an. »Ja, ich mache mich zwar bettfertig, wie man in Deutschland sagt, aber ich bin noch nicht müde.« Sie zögerte, überrascht über die eigene Schroffheit, und fügte hinzu: »Wir können uns noch in mein Zimmer setzen, wenn ich hier fertig bin.« Sie drückte vorsichtig, aber bestimmt mit ihrem Fuß die Tür vor Hannah zu.
    Die verstand und verschwand.
    Wenig später trafen sich die beiden in Arzus Zimmer. Hannah setzte sich in einen Korbstuhl aus den frühen Siebzigern, der neben dem Fenster stand, und sah der Deutschtürkin überrascht dabei zu, wie diese sich unbekümmert das T-Shirt über den Kopf zog und es mit einer laschen Handbewegung auf das Fensterbrett warf.
    »Wann ist es so weit?«
    »Ich bin nicht so eine Frau. Ich habe den Termin, den mir der Arzt gesagt hat, vergessen.«
    Hannah musterte Arzu interessiert. Sie hatte schon viele Schwangere gesehen. Aber seltsamerweise war sie noch keiner schwangeren Frau so nahegekommen. Sie sah auf die großen festen Brüste mit ihren geweiteten Brusthöfen und den gewölbten Leib. Fast schien es Hannah, als sei dies die absolut perfekte Körperform, was ihr für einen kurzen Augenblick Schmerz bereitete. Sie hatte nie Kinder gewollt. Zumindest hatte sie das lange geglaubt. Ihr war das alles zu viel. Sie wollte in der Männerwelt des großen Business bestehen. Und dann, plötzlich, vor zwei Jahren, hatte sie es doch gewollt. Er war groß, klug und verheiratet. Sie erzählte es ihm in einem Café in New York. Eine trächtige Katze war direkt vor ihnen vorbeigeschlichen auf der Suche nach Happen, die Touristen ihr zuwarfen. Ein gutes Zeichen, hatte sie noch gedacht. Aber er hatte nur geschwiegen. Dann hatte er auf den Boden gesehen und den Kopf geschüttelt. Sie war aufgestanden, hatte etwas Geld auf den Tisch gelegt und die Katze weggescheucht. Zwei Tage später war sie in einer Blutlache aufgewacht. Das Kind in ihr war gestorben, ihr Körper hatte es abgestoßen. Kein Sonderfall, wie ihr Arzt sagte. In ihrem Alter.
    Arzu bückte sich mit einem leisen Stöhnen und griff nach einer weißen Dose mit Hautlotion. Ihr olivfarbener Körper war für diesen Zeitpunkt der Schwangerschaft erstaunlich muskulös. Sie strich sich die Lotion mit Bedacht über die Arme und den Nacken. Ihre Brüste hingen herab. Mehr Fruchtbarkeit geht nicht, dachte Hannah bitter.
    »Freust du dich nicht?«, fragte sie.
    Offensichtlich duzte Hannah jetzt nicht nur Quercher, sondern auch Arzu.
    »Wieso freuen? Auf die Schmerzen der Geburt? Auf das Alleinsein danach im Krankenhaus? Das Stück Leben, das ich dann in eine viel zu kleine Wohnung nehme? Ich wollte kein Kind. Nie. Aber ich bin Türkin. Da ist ein Kind ein Geschenk. Zudem ist es ein Junge.«
    Jetzt waren ihre Beine dran. Mit lang ausholenden Bewegungen fuhren ihre schmalen Hände mit den langen Fingern über die Beine. Hannah betrachtete sie. Keine Delle an den Oberschenkeln, nichts deutete auf das Alter hin. Aber es

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