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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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schaute ihn lächelnd an.
    »Kann die Hundestaffel abrücken? Die Tiere brauchen ihre Ruhezeit.« Der junge Bereitschaftspolizist in seiner deutlich zu weiten Winterjacke hatte vorsichtig gefragt. Er wusste um Pickers Rang.
    Langsam drehte sich Picker zu ihm um, machte einen Schritt nach vorn. »Von mir aus können die Hundsviecher verrecken!«, schrie er. »Finden können sie jedenfalls nichts!«
    Dann schritt er zu seinem Wagen. Er warf noch einmal einen Blick in Richtung des Lokals. Im Eingangsbereich stand der Geschäftsführer. Picker meinte, ihn grinsen zu sehen.
    Ganz leise, sodass der Kollege der Hundestaffel es nicht hören konnte, murmelte er: »Quercher, es gibt immer ein Rückspiel.«

Kapitel 29
    Rottach-Egern, Mittwoch, 20.   12., 11.45   Uhr
    Der Leeberg liegt am Ostufer des Tegernsees. Er bietet die sonnigste und teuerste Lage am gesamten See und einen grandiosen Blick über das Tal und den Alpenkamm. Die Preise für Villen fangen bei zwei Millionen Euro an. Wer hier von der Hauptstraße den Berg hinauffährt, sieht Schilder wie Privat und Kein Durchgang. Sie zeugen davon, dass Fremde nicht wirklich willkommen sind. Doch die Abgeschiedenheit ist bedroht: denn das abgeschottete Idyll kommt ins Rutschen. Eine Bürgerinitiative verweist seit Jahren auf geologische Gutachten, die belegen sollen, dass sich der Berg in Bewegung setzen könnte. Zigtausende Kubikmeter Erde und Geröll würden dann in Richtung See stürzen und einige der teuren Häuser unter sich begraben oder mit sich reißen.
    Dr.   Rieger hatte in den letzten Jahren immer wieder private Bohrungen des Untergrunds vornehmen lassen. Und tatsächlich hatten die von ihm beauftragten Geologen ein Risiko erkannt, aber gegen entsprechende Leistungen das Gegenteil behauptet. So war der Wert der Rieger’schen Immobilien stetig gestiegen. Eine dieser Villen diente als Gästehaus. Hier wohnten seine Freunde aus alten Tagen, genossen den Winter am See und fanden sich zum alljährlichen Winterfest in der Rieger-Villa ein.
    Er hatte gerade seinem Freund aus der bayerischen Staatskanzlei heimlich angewidert beim Vernichten einer Weißwurst zugesehen. Rieger kannte den Beamten Howinger schon lange. Sein fettes Gesicht wurde von einer zu kleinen Brille mit kreisrunden Gläsern nochmals verunstaltet. Hinzu kamen zwei braune Warzen am sonst käsigen Halswulst.
    Noch während er das letzte Stück Wurst kaute, redete Howinger auf Rieger ein und fuchtelte dabei mit der Gabel herum. »Du kannst dich nicht mehr auf uns verlassen! Die Zeiten haben sich spätestens mit diesem dämlichen Koalitionspartner geändert. Wir decken deine Arbeit nicht mehr. Die Beamten der Polizei in Miesbach haben keine Spur der Leiche in dem verbrannten Wagen gefunden. Das heißt, die geistert wie der Fliegende Holländer noch irgendwo hier im Tal herum! Du selbst musst da jetzt mit großem Fingerspitzengefühl dran. Uns rennt die Zeit davon. Im Frühjahr wird in diesem Bundesland gewählt. Einen solchen Skandal kann sich meine Partei nicht erlauben. Ein toter SS-Mann, der ganze Mist mit unserer glorreichen Vergangenheit. Wem wollen wir erklären, dass das in einer anderen Zeit war?«
    Auch ein Dinosaurier wie Rieger hatte sich diesen Regeln zu beugen, wollte Howinger noch hinzufügen, vermied es aber aus Respekt seinem Gastgeber gegenüber.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Rieger leise, während er mit einer Serviette spielte, sie faltete und auseinanderblätterte.
    Howinger spürte die unterdrückte Aggression in Riegers Stimme. »Du kannst nicht immer Gewalt sprechen lassen. Das ist die Sprache des Kalten Krieges. Die heutige Generation ist mit Geld und Status sehr schnell zu befriedigen. Die sind aus einem anderen Holz als wir damals. Du sollst wissen: Wir haben unsere Ressourcen. Du hast Handlungsvollmacht. Aber ich möchte kein Blut in den Zeitungen haben.«
    Rieger nickte. »Weißt du, Jörg, all die Jahre haben wir für euch die Drecksarbeit gemacht. Dein Ministerpräsident wollte seine Flugzeuge verkaufen. Was haben wir gemacht? Genau, gut Wetter vor Ort bei den Arabern und den Negern mit viel Geld und einer Ausbildung durch meine Leute. Kredite sollten eingefädelt werden, damit bayerische Firmen und Parteispezln verdienen konnten? Haben wir organisiert. Unliebsame Ausplauderer wurden stumm gemacht. Wir vom Dienst haben immer abgeraten. Aber ein Verteidigungsminister und späterer Ministerpräsident bestand darauf. Weil er Weltpolitik machen wollte. Ist halt schöner, mit

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