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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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dem amerikanischen Präsidenten zu frühstücken als mit dem Chef der Isar Amper Werke . Jahrzehntelang haben wir vom BND euch gut dastehen lassen und die Prügel aus Bonn und später Berlin bekommen. Und jetzt, wo deine Partei nur noch aus mittelmäßigem Personal besteht, bekommt ihr Fracksausen. Lieber Fehler vermeiden, als mit Risiko Erfolge vermelden.«
    Howinger lächelte. Riegers Bitterkeit war ihm ein vertrautes Schauspiel und in gewisser Weise konnte er ihn verstehen. Die Welt, in der er jetzt lebte, war nicht mehr so einfach in Schwarz und Weiß einzuteilen. Es gab für einen Rieger eigentlich keinen Platz mehr in Zeiten der Globalisierung.
    Rieger hingegen fühlte sich für einen Moment erleichtert, wenn er dieser Parteischranze, die einst sein Freund gewesen war, die Meinung sagen konnte.
    Howinger musste Rieger auf das Kernproblem aufmerksam machen, ihn von der Weltpolitik und der Vergangenheit in die Gegenwart holen. »Aber was ist denn nun mit dieser Leiche?«
    »Diese Leiche ist nicht entscheidend«, zischte Rieger. »Der Kürten ist 1963 auf natürliche Weise gestorben. Wir haben ihn nicht exekutiert. Aber du hast recht: Wir müssen handeln. Wenn klar wird, dass wir mit Judengeld aus dem Dritten Reich Grundstücke gekauft haben, im Auftrag des BND und mit Wissen der Regierung, dann bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Und wir alle hängen da drin.«
    Rieger hatte sich diese Drohung für den Schluss aufgehoben. Howinger sollte sich nicht zu sicher sein und ihn als Außenseiter positionieren.
    Er stand auf, sah hinaus in das Schneetreiben auf seiner Terrasse. Eine Meise hatte sich in dem Freisitz versteckt, suchte die Wärme. Sie hatte sich aufgeplustert und dicht an die Wand gedrückt. Regungslos saß sie da. Der Vogel sah nicht die rot-weiße Katze, die sich tief gebückt durch den Schnee an den Rand der Terrasse geschlichen hatte. Der Kater des Nachbarn.
    Rieger sah ins Tal hinab. Er wollte noch einmal auf die Langlaufpiste. Allein, um die Wut, die sich in dieser kurzen Zeit in ihm aufgestaut hatte, abzubauen.
    Der Kater sah die Meise, verharrte ebenso, wobei er die rechte Vorderpfote anhob.
    Langlaufen, dachte Rieger, war das, was am Ende übrig blieb. Wie sehr er früher das Abfahrtskifahren geliebt hatte. Aber eine künstliche Hüfte hatte all das zunichte- und ihn mit sechzig Jahren zu einem Greis gemacht. Mühsam und mit vielen Therapiestunden hatte er sich inzwischen immerhim zum Langlaufen vorgearbeitet.
    Die Katze verengte ihre Augen. Sie setzte zum Sprung an.
    Noch würden die Gemeinden die Loipen spuren lassen. Aber bald würde der viele Schnee alles bedecken, ihn in das Haus zu seinen Freunden zwingen, zu ihren belanglosen Reden über Krankheiten und Sterben.
    Mit einem Satz war der Kater in der Ecke. Der Vogel hüpfte kurz hoch. Aber mit nur einer Pfote drückte der Kater ihn auf den Boden zurück und biss ihm in den Kopf. Der Vogel hatte keine Chance.
    Der Schneefall wurde jetzt so dicht, dass er vom Tal nichts mehr sah.
    Der Kopf der Meise hing schlaff herunter. Bedächtig schritt der Kater mit dem Vogel im Maul davon.
    Rieger griff in den großen Porzellantopf, nahm eine dampfende Weißwurst heraus und legte sie auf Howingers Teller. »Ich muss noch zu einem Termin. Wir sehen uns heute Nachmittag zum Tee wieder«, war seine knappe Verabschiedung.
    Wenig später hatte er seinen Mercedes-Geländewagen auf dem Parkplatz unterhalb des tausendsiebenhundert Meter hohen Wallbergs an der Südseite des Sees geparkt. Rieger trug eine graue Jacke, eine ebenso graue Skihose und eine Fellmütze, die auch die Wangen schützte. Er war wie all die anderen gekleidet, die sich hier für einen Aufstieg zum Gipfel mit Stöcken, Schlitten oder Skiern bereit machten. Ihr Ziel war die mehrere Kilometer lange, ausgesprochen anspruchsvolle Rodelbahn, die vom Gipfel des Wallbergs ins Tal führte.
    Rieger sah einen Mann in einem eleganten Lodenmantel und einer knallroten Pudelmütze. Das war Brunner. Ein Mann, der die Bedeutung der Unsichtbarkeit nie begriff. Zu viel verlangt von einem Makler.
    Rieger ging an ihm vorbei, grüßte nicht. Das wenigstens verstand Brunner. In geringem Abstand stapften sie durch den Schnee hinauf in das Kassenhaus. Sie standen hintereinander und warteten in der Schlange an der Seilbahn. Jeder löste eine Karte und sie stiegen wie zufällig zusammen in eine der blauen Gondeln.
    Es war noch keine Ferienzeit. Der Trubel am Berg ging erst in wenigen Tagen los. Die knapp fünfzehn

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