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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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interessante Unbekannte? Der aufregende Fremde? Ich war für dich die Befreiung aus der Starre des Oberdecks, aus der Leblosigkeit des Edeltums, und du warst für mich die Erfüllung einer körperlichen Sehnsucht, die du dir kaum vorstellen kannst. Es ist völlig unnötig, da ss du dir deswegen jetzt Schmerzen zufügst.«
    Sie hatte sich so sehr vorgenommen, unter keinen Umständen die Beherrschung zu verlieren, aber nun spürte sie doch Tränen auf ihren Wangen und einen Schmerz, der ihr die Kehle zuschnürte. »Kannst du das nicht verstehen? Da ss mir die Vorstellung weh tut, nur eine kleine Episode in deinem Leben zu sein? Eine Oase, an der ein Reisender kurz Rast macht, ehe er weiterzieht, ohne sich noch einmal umzusehen?«
    »Doch«, nickte er und kam näher, »das kann ich verstehen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Er strich ihr über die Wange, wischte die Tränen fort, sie wollte seine Hand wegsto ss en und tat es doch nicht. »Ich war mit vielen Frauen zusammen«, sagte er ernst. »Natürlich waren es viele. Manche habe ich geliebt, manche nicht. Wenn ich geliebt habe, wollte ich immer, es würde ewig dauern. Es gab Frauen, von denen ich wünschte, ich könnte einen Ersatz für sie finden, aber es ist niemals dasselbe, niemals. Selbst wenn es nur eine Nacht ist, ist es immer einzigartig. Alle Frauen haben Angst, austauschbar zu sein, und keine ist es.«
    »Das sagt sich leicht.« Sie verwünschte ihr Zittern. Was stand er da vor ihr, der Unsterbliche, und sah sie an mit Augen, die Jahrtausende hatten vorbeiziehen sehen?
    »Hast du mich gewollt an jenem Abend? Sag mir die Wahrheit«, verlangte er. »Sag vor allem dir die Wahrheit.«
    Sie atmete tief ein und spürte, wie ihr Brustkorb bebte. »Das ist nicht so leicht für mich, wei ss t du? Ich habe gedacht, ich… sei schon darüber hinweg, sonst wäre ich nicht gekommen. Aber es geht gerade erst los.«
    »Ja.« Als wü ss te er, da ss sie mehr nicht ertragen hätte, stand er einfach vor ihr und hielt ruhig ihre Hand. Er betrachtete sie lange, und sie betrachtete ihn und verstand immer weniger, was geschah und was das alles zu bedeuten hatte. »Ich wünsche mir, da ss du wieder zu mir kommst«, sagte er schlie ss lich leise. »Aber du mu ss t dir selbst treu bleiben bei allem, was du tust. Sonst tust du dir Schlimmeres an als alles, was ich oder sonst jemand dir antun könnte.«
    Sie wollte etwas sagen, aber alle Worte waren wie gro ss e, klobige Brocken in ihrer Kehle und wollten nicht heraus, also lie ss sie nur seine Hand los, sah ihn noch einmal an und ging.
    »Wir haben einen!« rief Felmori.
    Muntak war gleich bei ihm und beugte sich über die Instrumente der Navigationsdyade. Auf dem Schirm, wo die Messungen der Gravitondetektoren zusammenliefen, zeichneten sich die me ss baren Strukturen der Raumzeit ab. Er studierte die Daten, auf die die feinnervige Hand des Edlen von Derley deutete. Ein Katapultpunkt, ohne Zweifel. »Das sieht gut aus«, nickte er, angespannt auf seiner Unterlippe kauend. »Was für eine Drift hat er? Der Tensor sieht gut aus. Wenn der uns eine Weile erhalten bleibt…«
    »Die Drift ist minimal und so weit entfernt von den nächsten Sternen dürfte sie konstant sein. Ich denke, er ist erst vor kurzem entstanden.«
    Der Erste Pilot nickte. »Das denke ich auch. Aber wir müssen sicher gehen. Verfolgt die Drift, ich errechne inzwischen einen provisorischen Anflugkurs.« Er überflog die Zahlen, die die Ausprägungen des zwölfdimensionalen Tensors darstellten.
    »Der Lanta-Wert ist hervorragend. Wirklich hervorragend.«
    Es hing alles von der Drift ab. Jeder Eintauchpunkt driftete und änderte im Lauf der Zeit seine Ausprägung, aber normalerweise spielte das keine Rolle, da man im normalen Sternenflug höchstens einige Gyr benötigte, um ihn zu erreichen, sobald man ihn einmal angemessen hatte. Ein Katapultpunkt dagegen war ein bewegliches Ziel, das man über eine vielfach grö ss ere Distanz hinweg - und somit praktisch blind
    - ansteuern mu ss te. Einen Katapultpunkt anzufliegen, hatte sein Lehrer an der Akademie gesagt, das ist, als würde ein Jäger über tausend Schritt Distanz einem wilden Foruun, das gerade hinter einem Schleierbusch vorbeifliegt, das mittlere Auge ausschie ss en.
    Davon hatte Quest der Besatzung natürlich nichts gesagt bei seiner Ansprache. Der Block mit den javuusischen Metallspeicherplatten stand vor ihm auf dem Tisch. Kuton zog eine Platte heraus und schnupperte daran, sog

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