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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den Geruch des Öls ein und fühlte sich zurückversetzt ins Pashkanarium. Wie er über die ledernen Rücken der Bücher im Archiv des Fürsten Quolonuoiti strich. Wie er das gestochen scharfe, angenehm vereinfachte Utak der Kuesch-Epoche las, das vom Leben am Fürstenhof erzählte und dem Leben der Landbevölkerung, von Liebesaffären und Intrigen unter Menschen, die seit Jahrzehntausenden tot waren. Ohne das Archiv der Bruderschaft wäre all das verloren gewesen.
    Er betrachtete die dünne, biegsame Platte im Schein seiner Tischlampe, das irisierende Schimmern der eng gestochenen Punkte darauf, mit denen Worte und Bilder praktisch für die Ewigkeit gespeichert waren. Es war ein herrlicher Anblick. Und es war herrlich, das zu wissen.
    Kuton blickte zu seinem Rüschenhemd hinüber, das verschmutzt und zerdrückt vor der Schranktür hing. Es erschien ihm plötzlich wie das Symbol seiner aussichtslosen Sehnsüchte.
    Der Pantap würde ihn nicht mehr edeln, nicht einmal, wenn sie erfolgreich vom Planeten des Ursprungs zurückkehren sollten.
    Nicht ihn, den Sohn eines Mannes, der den Pantap beleidigt hatte. Und Vileena würde ihn niemals lieben, nicht einmal, wenn er ein Edler wäre. All diese unleugbaren Wahrheiten schienen ihm etwas sagen zu wollen, schienen es ihm im Chor zuzurufen - nur war er au ss erstande, es zu verstehen.
    Gedankenverloren schob er die Platte zurück in den Block und griff nach der nächsten. Sie klemmte ein wenig. Als er kräftiger zog, schob sich ein Blatt turoplastische Schreibfolie hoch, das irgendwie zwischen die Platten geraten sein mu ss te. Er zog es vollends heraus. Es war an den Rändern bräunlich verfärbt, mu ss te also sehr alt sein. Älter als jede andere Turoplastfolie, die er je gesehen hatte. Die Schrift war selbstverständlich noch gut lesbar, aber ebenfalls alt. Altes Utak, um genau zu sein. Kuton überflog den handschriftlichen Text, verstand hier und da ein paar Brocken. Dann fiel sein Blick auf die Namenszeichnung, und sein Herz schien einen Satz bis hoch in seine Kehle zu machen.
    Die Drift des entdeckten Katapultpunktes erwies sich tatsächlich als minimal und überdies als konstant, und auch die sonstigen Daten versprachen einen erfolgreichen Sprung.
    Muntak lie ss , ganz gegen seine Gepflogenheiten, in jungen Jahren hatte er sich damit gebrüstet, Raumschiffe ohne jede Kursberechnung, rein nach Gefühl, durch den Hyperraum zu bringen, seine Berechnungen von all jenen Mitgliedern des Führungsstabs gegenprüfen, die etwas von der Mathematik des Sternenflugs verstanden. Nachdem man davon ausgehen konnte, da ss sich nach menschlichem Ermessen kein Fehler eingeschlichen hatte, unternahm die MEGATAO zunächst eine kleine Hypersprungetappe, die sie in die richtige Startposition für das Beschleunigungsmanöver brachte. Dort manövrierte sich das Fernerkundungsschiff in korrekte Raumlage, den Bug auf den unsichtbaren Punkt in unabsehbarer Entfernung gerichtet.
    Dann fuhren die Triebwerke in Bereitschaft, luden sich die Energiekammern singend auf, meldeten die Stationen, während alles in der Zentrale auf das Erscheinen des Kommandanten wartete, eine nach der anderen Bereitschaft.
    Endlich öffnete sich die Tür zwischen den Reliefkopien, und Eftalan Quest betrat die Zentrale. Er setzte sich nicht, sondern blieb hinter seinem Sessel stehen, sah prüfend in die Runde, mit einem Blick wie ein Durchleuchtungsstrahl.
    »Klar Schiff zum Katapultsprung, Erhabener Kommandant«, meldete Muntak.
    Quest nickte. »Danke«, sagte er und dann einfach: »Euer Schiff, Erster Pilot.« Damit ging er wieder.
    Muntak starrte irritiert auf die geschlossene Tür. Das war doch ein bi ss chen dürftig gewesen für einen Aufbruch in eine fremde Galaxis, oder? Andererseits, sagte er sich, würde der Anflug etwas über 247 Gyr dauern, über sechs Tage Vollschub, ehe sie auf den Katapultpunkt trafen. Sicher würde Quest dann da sein, im entscheidenden Augenblick.
    Ein Räuspern Bleeks erinnerte ihn daran, da ss die Uhr lief. Er wandte sich seinen Kontrollen zu, startete das Anflugprogramm und fühlte das Schiff unter seinen Fü ss en erbeben.
    Vileena legte die Hand um den Verschlu ss ihrer Tasche. »Ich will nicht schon wieder Paste Grün einsetzen, wenn es nicht sein mu ss . Ich will es hinauszögern, verstehst du?«
    »Du bis t die Heilerin. Aber…« Quest hob die Arme, lie ss sie wieder herabfallen. »Ich hatte ganz vergessen, wie es sich angefühlt hat, gesund zu sein und voller Kraft. Ich habe mich

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