Quest
wirklich gut gefühlt. Gesund. Als könnte ich zweihundert Jahre alt werden.«
»Dann war es sogar zuviel Paste Grün. Sie entzündet ein Feuer in dir, aber es sind deine Reserven, die sie verbrennt.«
Quest sah sie an, während Freude und Hoffnung aus seinem Gesicht verschwanden und nur düstere Entschlossenheit übrig blieb. »Ich verstehe. Es wäre ja auch zu schön gewesen…« Er begann, die Ärmel seines Langhemdes hochzukrempeln. »Also, tun wir, was getan werden mu ss .«
Vileena zwang sich, mit ihren Gedanken bei dem zu bleiben, was sie tat. Nicht abzudriften in endlose innere Monologe. Mit einem Seufzer öffnete die Erste Heilerin ihre Tasche, holte zwei Glasflaschen mit Sud Blau und Sud Klar heraus und den Infusor mit der Steuerung.
Bailan hörte durch das endlose Tosen der Triebwerke hindurch das unverkennbare Klappern eines Putzeimers vor der Kabinentür, ein Geräusch, das ihn vom Bett aufspringen und die Tür aufrei ss en lie ss . Doch davor stand nur ein grobknochiger Mann mit glänzender, tiefblauer Haut und wirr in die Stirn fallenden schwarzen Haaren, der ihn gro ss äugig ansah und sagte:
»Es ist ungeschickt, ‘nay? «
»Ungeschickt?« echote Bailan verständnislos. »Was soll ungeschickt sein?«
»Ich kann später wiederkommen, wenn Sie sagen, wann.«
Bailan sah den Putzeimer in seiner Hand, den Wischmop, die Tücher in seinem Gürtel, und begriff, da ss der Niedere hier war, um die Kabine zu reinigen. »Was ist mit Eintausendvier?
Warum kommt sie nicht?«
Der Mann blinzelte langsam. »Wie meinen Sie?«
»Bisher hat eine Frau hier gereinigt, Eintausendvier. Wissen Sie, warum sie heute nicht kommt?«
»Nay, sie wird nicht eingeteilt sein«, meinte der Mann verwirrt. »Ich wei ss nicht, wen Sie meinen. Man kennt nicht jeden.«
»Eine Tiganerin«, erklärte Ba ilan hastig, wilde Visionen von Verwundung, Krankheit, Tod vor Augen. »Eintausendvier.
Ziemlich jung, und sie hat goldbraune Flecken…«
»Nay, Tiganer reden nicht mit Blauen, wissen Sie? Tut mir leid, ich kenn’ sie wirklich nicht.« Er fa ss te den Wischmop fester.
»Soll ich später wiederkommen?«
Bailan schüttelte den Kopf. »Nein. Ist schon in Ordnung.« Er gab den Weg frei. »Ich wollte sowieso gerade in die Kantine gehen.«
Sie klopfte und wartete, bis Smeeth die Tür öffnete. Statt einer Begrü ss ung sagte sie: »Die Antwort lautet ja.«
Er sah sie ausdruckslos an. »Und wie lautete die Frage?«
»Du hast sie mir gestellt. Ob ich dich wollte.«
Das schien ihn nicht im mindesten zu überraschen. Er lächelte nicht einmal, sondern fragte: »Willst du hereinkommen?«
»Ich will reden, Smeeth«, sagte Vileena, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Einfach nur reden.«
»Natürlich«, nickte der Mann, von dem sie immer noch nicht als einem Unsterblichen denken konnte, und öffnete die Tür weiter, einladender.
Vileena schüttelte den Kopf. »Was ist mit dir?« wollte sie wissen. »Willst du auch reden? Mit mir? Oder willst du mich nur reden lassen? «
Endlich lächelte er, wenn auch schmerzlich. »Im Moment will ich nichts«, erklärte er leise. »Aber ich mu ss mich nicht mehr verstecken vor dir. Ich mu ss dir nichts mehr verheimlichen. Ich wei ss nicht, was sich daraus ergeben wird, aber ich bin gespannt.«
Endlich erreichte Bailan ein kleiner, gefalteter Zettel, von vielen Händen weitergereicht: von Eintausendvier. Sie wollte ihn an der Scherenmeisterei treffen, um die Nachtmitte. Er fand sich schon zwei Gyr vorher e in und wanderte ruhelos auf und ab, bis sie endlich auftauchte.
»Ich glaube, mein Obmann hat etwas gemerkt«, sagte sie, seine Umarmungen und Küsse abwehrend. »Jedenfalls teilt er mich nicht mehr für den Kabinendienst ein. Nur noch unteres Hauptdeck oder Sektor Grün und so.«
»Kann ich nicht einfach zu dir runterkommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Wenn nicht gerade roter Alarm ist, sitzen die Obmänner unten und passen auf wie die Wussen, wer kommt und wer geht.«
Bailan seufzte. »Aber was machen wir denn dann?«
Eintausendvier trat einen Schritt beiseite und schlang ihre Arme um sich, als sei ihr kalt. »Wir? Was hei ss t schon wir? Du willst mich einfach wieder haben. Du hast noch nie eine Frau umarmt und bist jetzt auf den Geschmack gekommen, klar. Aber das reicht nicht, um wir sagen zu dürfen.«
Bailan sah sie erschrocken an und spürte, wie ihm hei ss und kalt wurde. Er fühlte sich ertappt. Er hatte sich tatsächlich die ganzen letzten
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