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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Tage geradezu danach verzehrt, Eintausendvier wiederzusehen, und das vor allem deshalb, weil er wieder tun wollte, was sie während des Rotalarms getan hatten, in dem Versteck zwischen den Kisten und Stoffballen, weil er wieder eintreten wollte in den Himmel, den sie ihm gezeigt hatte. Und ja, es stimmte: er hatte sich kein einziges Mal gefragt, was sie wollte oder nicht wollte.
    »Es tut mir leid«, sagte er betreten. »Ich… wollte nicht aufdringlich sein.«
    Sie sah ihn an und lächelte plötzlich, fast wie an dem Morgen, als sie ihn zu ihrem Fest eingeladen hatte. »Du bist nicht aufdringlich. Und es ist nicht so, da ss ich dich nicht leiden kann, klar? Aber ich will mich nicht einfach benutzen lassen. Ich bin eine Niedere, mir gehört nicht viel, doch mein Körper gehört mir noch.«
    »Wenn du den Eindruck hattest, da ss ich dich… benutzen wollte«, brachte Bailan mühsam heraus, »dann tut mir das…«
    »Schsch.« Ihre Hand berührte seine Lippen. »Schon gut. So hab’ ich das nicht gemeint. Du bist ein lieber Kerl, und ich habe dich völlig durcheinandergebracht. Ich sollte mich entschuldigen.«
    Er legte die Arme um sie, scheu, fast hilflos, weil er nicht wu ss te, wie das, was er wollte, und das, was er durfte, in Übereinstimmung zu bringen war. Jedenfalls war er bereit, Eintausendvier beim leisesten Zeichen von Widerstreben sofort freizugeben, aber sie widerstrebte nicht, sondern kü ss te ihn sacht auf den Mund. »Ich mu ss wieder hinunter, ehe jemand etwas merkt«, sagte sie dann. Sie strich ihm über die Wange, die Schläfe hinauf. »Da ss du keine Syrta trägst… Du siehst richtig nackt aus im Gesicht, wei ss t du das?«
    »Was bei allen Sternteufeln ist das?« hörte man den Ersten Raumüberwacher plötzlich murmeln.
    Der Erste Pilot warf dem Patriarchen von Suokoleinen einen argwöhnischen Blick zu. Die Spannung in der Zentrale war so deutlich zu spüren, da ss man unwillkürlich erwartete, jeden Moment Funken überspringe
    n zu sehen. Nur noch wenige
    Augenblicke bis zum Sprung. Der Zeitpunkt, bis zu dem ein Abbruch gefahrlos möglich gewesen wäre, war längst verstrichen.
    »Da ist irgend etwas. Auf Kollisionskurs. Bei allen Sterndämonen… so viele! Tausende von Ortungsschatten. Was ist das?«
    »Ihr wollt mir nicht sagen, da ss wir den Anflug auf den Katapultpunkt abbrechen sollen? Das wollt Ihr nicht, Edler Suokalan Hunot, oder?«
    »Ich… Es werden immer mehr. Ich wei ss nicht, was das ist.
    Wir sind schon zu schnell, um Reaktorsignaturen zu erfassen.«
    »Wir sind vor allem schon zu schnell, um noch zu manövrieren.«
    Hunot drehte sich zu Quest um. »Kommandant! Das könnte der Beginn der Invasion sein. Mü ss ten wir nicht Gheerh warnen…?«
    Quest sah ihn unter schweren Lidern hervor an. Er hatte nicht einmal einen Blick für die Ortungen übrig. »Gheerh ist längst gewarnt. Unsere Befehle sind eindeutig. Wir springen wie vorgesehen.«
    Die Automatik gab Aufmerksamkeitsalarm und blendete die Ortungen auf dem Hauptschirm ein. Schweigend sahen sie zu, wie immer mehr und mehr Lichtpunkte erschienen, als schüttle sie jemand aus einer Streubüchse, eine unfa ss bare Zahl davon, und sie bekamen trockene Münder vom Zusehen.
    »Ich messe nichts an«, flüsterte Hunot erschüttert, »wir sind zu schnell… wenn das alles Raumschiffe sind…«
    Er brauchte nicht weiter zureden. Jedem in der Zentrale war klar, da ss sie, wenn wahrhaftig jeder dieser Lichtpunkte für ein Raumschiff der Invasoren stand, sie auf eine Wand aus Stahl Zurasten.
    Es gab nichts weiter zu tun. Die MEGATAO traf in genau dem richtigen Winkel, in genau dem richtigen Augenblick und mit genau der richtigen kinetischen Energie auf einen Punkt in Raum und Zeit, dem man ohne spezielle Instrumente keinerlei Besonderheit angemerkt hätte, der Hyperkonverter wurde im genau richtigen Moment geflutet, und die sternendurchsetzte Dunkelheit jenseits der Sichtfenster wich dem körnigen Grau des Hyperraums.

 
     
    2
     
    NICHTS GESCHIEHT IM HYPERRAUM. Selbst wenn man unterwegs ist in eine andere Galaxis, sieht man nur das immer gleiche, nie zu begreifende Bild: ein unendliches Grau, unendlich weit entfernt, das aussieht wie der Schaum in einem frisch eingeschenkten Glas Blök. Die Triebwerke arbeiten, scheinbar ohne etwas zu bewirken, man bewegt sich, scheinbar ohne sich zu bewegen, man kann nichts empfangen, kann nichts senden, ist völlig abgeschieden von der Welt, aus der man gekommen ist und in die man zurückkehren wird,

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