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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schwer auf ihm. »Bei den meisten physikalischen Zusammenhängen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt und verstanden werden. Aber die Gesetze des Hyperraums gehören eindeutig nicht dazu. Sie sind vermutlich nur ein einziges Mal entdeckt worden, und zwar von einem Wissenschaftler jenes Volkes, aus dem später das Reich des Sternenkaisers entstehen sollte. Was wiederum zwangsläufig war, denn die Fähigkeit, sich schneller als das Licht fortzubewegen, stellt einen Machtfaktor ersten Ranges dar. Erst wenn man das kann, kann man Sternenreiche errichten. Und wenn man es kann… dann tut man es auch.«
    Bailan musterte den Unsterblichen zweifelnd. »Aber Hypermathematik soll doch gar nicht so besonders schwierig sein. Ich meine, ich will nichts sagen, aber sogar der Edle Muntak…«
    Smeeth hob amüsiert die Augenbrauen. »Das ist ja der Witz.
    Wenn man sie erklärt bekommt, ist sie ein Kinderspiel. Wenn man die Prinzipien des Hypersprungs liest, leuchten sie einem sofort ein. Jeder kann einen Hyperkonverter nachbauen. Es scheint alles auf der Hand zu liegen. Aber aus irgendeinem Grund käme man nie im Leben von selber drauf.«
    »Und wieso können wir dann durch den Hyperraum fliegen?«
    »Weil vor ein paar tausend Jahren ein fremdes Raumschiff auf Gheerh abgestürzt ist«, sagte Smeeth. »Der legendäre Tennant Asiranis, dem man überall Statuen errichtet hat, ist genau das, eine Legende. Die Wahrheit erzählt das alte Märchen vom Feuer im Khulara-Fjord. Drei Männer haben das D ing geborgen, das da in einem Feuerball vom Himmel fiel, drei Männer, deren Namen Asido, Ratweke und Nisidi waren. Nimm die Anfänge ihrer Namen zusammen, dann hast du Asiranis. Es waren Techniker, Wissenschaftler, kluge Leute. Sie haben den Antrieb des Raumschiffes untersucht und schlie ss lich nachgebaut.
    Deshalb ist heute Gheerh das Zentrum des Reiches, aus keinem anderen Grund.«
    Am späten Nachmittag schaute Bailan auf dem Rückweg vom oberen Hangar bei Tennant Kuton vorbei. Er fühlte sich, als koche sein Hirn vor Gedanken über. All diese Zusammenhänge hatte er noch nie zuvor so gesehen, obwohl er sich im Tempel von Pashkan mit nichts anderem als Geschichte beschäftigt hatte. Oder vielleicht gerade deswegen? »Die Bruderschaft ist so mit Details und Kleinigkeiten beschäftigt«, resümierte er, als er dem Tennant in dessen Arbeitszimmer gegenübersa ss . »Welcher Herrscher wo von wann bis wann regiert hat, was er erbaut, verfügt, aufgehoben hat, wer sein Nachfolger wurde und wer nicht, welche Kriege er geführt und welche Friedensverträge er geschlossen hat. Welcher Gelehrte wann welchen Satz gesagt hat. Immer nur Könige und Fürsten und Reiche und Epochen und zu allem Wagenladungen von Papieren, Folien, Speicherdaten. Das sind so viele Einzelheiten, da ss man nicht einmal auf die Idee kommt, nach Zusammenhängen zu suchen, nach grundlegenden Prinzipien…«
    Er unterbrach sich, als er bemerkte, da ss Kuton ihm überhaupt nicht zuhörte.
    »Tennant?« fragte er verunsichert.
    Der Wissenschaftler starrte vor sich hin. »Vileena ist tot«, sagte er tonlos.
    Bailan schlo ss erschrocken den Mund, fühlte eine hei ss e Woge der Scham und des Entsetzens in sich emporsteigen.
    »Die Erste Heilerin?«
    »Im Unterdeck. Man hat sie gefunden. Das Genick gebrochen.
    Sie ist von einer Notleiter gestürzt, hei ss t es. Niemand wei ss , was sie dort überhaupt wollte…«
    Bailan schluckte. Er ahnte, von welcher Leiter die Rede war.
    »Das tut mir leid«, murmelte er beklommen. Kutons Gesicht war bis zu diesem Zeitpunkt eine starre Maske gewesen, bleich wie die Wand seiner Kabine. Jetzt fing es an, zu zerbrechen, zu zerbersten in zitternde Grimassensplitter, in alle Spielarten der Verzweiflung. »Sie ist tot, verstehst du?« brach es aus dem Mann heraus, und Tränen troffen von seinen zerflie ss enden Gesichtszügen. »Sie ist tot. Sie ist tot . Sie ist tot…« Er sank vornüber, fing sein Gesicht mit den Händen auf, und Schluchzen schüttelte ihn wie Fieberkrämpfe.
    Bailan wu ss te nicht, was er tun sollte. Sicher war es unangemessen, wenn er versuchte, den Tennant zu trösten, oder?
    Bestimmt wollte der jetzt allein sein. Er stand langsam auf und ging rückwärts zur Tür.
    »Alles vorbei, alles vorbei«, klagte der erbarmungswürdige Mann, mit dem Oberkörper hin-und herschaukelnd wie ein verzweifeltes Kind.
    Bailan öffnete leise die Tür und kam sich dabei wie ein Feigling vor. Trotzdem machte er, da ss er hinauskam.
    Die

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