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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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niemand vorhersieht.«
    Bailan mu ss te an den Tempel von Pashkan denken und an die Maximen der Bruderschaft. Er fragte sich mit hei ss em Schrecken, ob die Aufgabe, der sich die Bewahrer gewidmet hatten, am Ende doch wichtiger war als er dachte?
    »Der kulturelle Niedergang führt in die Barbarei, in die Herrschaft der Gewalt und der rohen Instinkte. Die Menschen leben wieder in Höhlen, essen erschlagene Tiere, vergessen ihre Herkunft. Alles, was bleibt, sind Märchen, Mythen und Legenden, unzusammenhängend, verdreht und unglaubwürdig.«
    Mit einem metallischen Schnappgeräusch fügte sich das nächste Paneel in Position. Die Steuerkanzel sah zunehmend aufgeräumt aus. »Wenn die Menschen in dieser langen Periode nicht aussterben, was in der Regel nicht geschieht, denn wir sind eine zähe Spezies, dann folgt ein langsamer, mühsamer Aufstieg aus eigener Kraft. Erfindungen werden wieder gemacht, Zusammenhänge neu entdeckt. Typisch für diese Zeit ist, da ss man über die Stellung des Menschen in der Welt rätselt.
    Einerseits findet man eine eindeutige Verwandtschaft zwischen Menschen und der übrigen Natur, selbstverständlich, denn es hat ja eine genetische Anpassung gegeben. Andererseits scheinen die Menschen eine Sonderrolle zu spielen, ebenfalls selbstverständlich, schlie ss lich sind sie von einer anderen Welt gekommen. Aber diese Zusammenhänge sind vergessen und nicht mehr rekonstruierbar, denn das Raumschiff, mit dem man einst gelandet ist, wurde damals restlos zerlegt und verwertet.
    Von ihm ist keine Spur mehr übrig, die man finden könnte. Statt dessen findet man Artefakte aus alter Zeit, aus denen man komplizierte Abstammungstheorien herleitet. So kommt es, da ss jede von Menschen besiedelte Welt von sich denkt, Ursprung der Spezies zu sein. Fast immer bezeichnen sie ihren Planeten mit demselben Wort, das sie für fruchtbaren Boden verwenden: Erde - in ihrer jeweiligen Sprache.« Immer mehr Paneele verhüllten Schaltungen, Rohre und Leitungen. »Zu diesem Zeitpunkt hat man schon entdeckt, da ss die Sterne am Himmel weit entfernte Sonnen sind, und fragt sich, ob sie möglicherweise auch Planeten besitzen. Irgendwann bestätigt sich, da ss es so ist. Man entdeckt, da ss manche dieser Planeten für Menschen bewohnbar sind. Und von da an ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    Bailan blinzelte irritiert. »Eine Frage der Zeit? Bis was geschieht?«
    »Bis wieder Raumschiffe aufbrechen. Wir Menschen sind so beschaffen, da ss wir die Existenz einer unberührten, bewohnbaren Welt nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen können. Sie wird uns so lange locken, bis wir hingehen.« Die Paneele fügten sich ineinander. »Und dann beginnt alles wieder von vorne. Manchmal sind die Planeten relativ nahe benachbart, so da ss man in weniger als, sagen wir, einem halben Menschenleben von einem zum anderen gelangen kann. Dann kommt es vor, da ss der Kontakt bestehen bleibt und die Phase des Niedergangs ausbleibt. Aber selbst in diesen Fällen… Wenn es einen besiedelbaren Planeten in unmittelbarer Nachbarschaft gibt, sagt man sich, da ss es zahllose andere in grö ss erer Entfernung geben mu ss . Also fliegt man weiter hinaus. Man verfehlt angepeilte Ziele und landet Lichtjahre entfernt endlich auf einer halbwegs brauchbaren Welt. Oder eine Gruppe von Menschen will sich bewu ss t abgrenzen und macht sich zu einem möglichst weit gelegenen Ziel auf. Und dieselbe Geschichte nimmt ihren Lauf. So haben die Menschen sich über das Universum ausgebreitet, ohne etwas davon zu ahnen. Und sie tun es immer noch. Jetzt, in diesem Augenblick, sind Auswanderschiffe unterwegs, Tausende und Abertausende.«
    Endlich war die Wandverkleidung vollständig. Smeeth fuhr mit der Hand andächtig über das wei ss e Metall. »Und niemand wei ss , wie lange das schon so geht. Manche Auswanderschiffe haben in eigenzeitreduziertem Flug andere Galaxien erreicht, müssen also vor über einer Million Jahre aufgebrochen sein.
    Unsere Spezies ist alt, Bailan, sehr alt. Sie hat nur keine Geschichte.«
    Bailan bemerkte, da ss er den A tem angehalten hatte, und holte nun tief Luft. Im Tempel hatten sie immer gelacht über dieses Thema. Nur dumme Fremdweltler fragten nach den Ursprüngen der Menschheit, interessierten sich für die erste Erde .
    »Vielleicht sollte man sagen, sie hatte keine Geschichte. Denn eines Tages entdeckte jemand etwas, das alles verändert hat, den Hyperraum.« Der Unsterbliche setzte sich, als laste dieser Teil seiner Erzählung

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