Quest
Reich auf andere Galaxien ausgedehnt haben. Sie haben es getan, weil wir dorthin geflüchtet waren.«
Vileena blickte ihn an und meinte zu spüren, wie ihr Herz zermalmt wurde von der Gewalt seiner Worte. »Das… ist nicht wahr, oder?« wisperte sie. »Du erzählst mir nur eine Geschichte.
Sag, da ss du mir nur eine Geschichte erzählst.«
Smeeth legte den Kopf zurück und schlo ss die Augen. Ein ganz normaler nackter Mann. Nicht einmal besonders gutaussehend. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und sagte:
»Ich erzä hle dir nur eine Geschichte. Nur eine Geschichte, nichts weiter…«
Sie konnte dabei sein Herz schlagen hören, sein uraltes, ewiges Herz, und es schlug wie eine Kriegstrommel.
Klar Schiff!
Endlich war es soweit. Ging es weiter. Würden sie hineinsto ss en in das fremde, unerforschte Sternenmeer einer anderen Galaxis. In die Galaxis, in der alles Leben im Universum seinen Ursprung hatte.
Es gab kaum einen an Bord, den das nicht seltsam berührte.
Die derben Witze in den Kabinen der unteren Mannschaften fielen plötzlich weniger derb au s. Die Zahl der Besucher in der astronomischen Aussichtsstation verzehnfachte sich. Man sah Leute, die sonst nur Würfelspiele im Kopf hatten, in den Aufenthaltsräumen sitzen und die Maximen des Ukoa lesen oder Risuma Lekes Gesängen der Alten lauschen. Briefe an die Familien wurden geschrieben, die diese erst in Jahren erreichen würden, vielleicht nie.
Die Triebwerke fuhren singend hoch, der Boden begann wieder zu vibrieren, wie man es gewohnt war. Im Grunde hatte sich nichts geändert, oder? Sie würden einen Eintauchpunkt anfliegen und zurück in den Hyperraum gehen, wo es keine Rolle spielte, aus welcher Galaxis man gekommen war. Auch diese Galaxis bestand aus Sternen, Staubwolken und Planeten.
Die Sterne waren nicht einmal älter, es waren nicht mehr, es gab nichts, was vermuten lie ss , da ss hier einst das Leben begonnen hatte. Zufall, weiter nichts. Irgendwo hatte es eben beginnen müssen - und hier war es gewesen.
Das Alarmlicht ging auf Orange. Erste Etappe, dreitausend Lichtjahre etwa, ein weiter Sprung, wie man ihn nur in einer Randzone wagen konnte. Jeder atmete ein, als das Zittern des Vollschubs die MEGATAO durchlief. Es ging los.
Bei der Verteilung des Tranks war Vileena etwas aufgefallen, das sie veranla ss te, sich die Unterlagen der unteren Heilstation genauer anzusehen. Was sie fand, bestätigte ihren Verdacht.
»Die Frau mit den Mördermalen«, sagte sie zu Heiler Uboron und wedelte mit der Ausgabeliste vor seiner Nase herum.
»Fünfhundertsechs. Sie hat den Trank Grau für einen Mann mit der Nummer Sechshundertacht abgeholt. Der nicht kommen konnte, weil er krank war.«
»Möglich«, räumte der Heiler mit steinernem Gesicht ein.
»Die Frau war schon einmal da, vor etlichen Zehntagen. Sie wollte ein Fiebermittel für jemanden. Ich erinnere mich an sie.
Und daran, da ss ich die Bettnu mmer des Kranken aufgeschrieben habe, zusammen mit dem Vermerk, da ss Sie, Heiler Uboron, den Kranken aufsuchen würden. Hier, Bettnummer 196. Ich schaue in den Belegungsplan, und wen finde ich? Sechshundertacht.
Derselbe Mann. Aber ich finde keinen Untersuchungsbericht.
Alles, was ich finde, ist eine Krankmeldung durch seinen Obmann. Durch seinen Obmann! Ist Ihnen klar, wie schlecht es einem Niederen gehen mu ss , damit sein Obmann ihn krank meldet? Und Sie waren nicht bei ihm, Heiler Uboron.«
Uboron nahm die Listen, die sie ihm hinhielt, und sah sie durch, das Gesicht eine unbewegte Maske. »Ich nehme an, ich hatte anderes zu tun.«
»Sie hatten anderes zu tun als das, was ich Ihnen aufgetragen habe?«
»Vielleicht habe ich es auc h vergessen.«
»Dann sind Sie auffallend verge ss lich, Uboron. Ich habe gerade die Dateien durchgesehen. Sie waren noch nie im Unterdeck.«
»Zum Rahbass«, brach es aus dem Heiler heraus, »es ist doch nur ein Niederer!«
Vileena trat vor ihn hin und bohrte ihren Blick in seine von Abscheu erfüllten Augen. »Uboron, wenn der Pantap will, da ss jemand tot ist, dann lä ss t er ihn hinrichten. Er niedert ihn nicht.
Ein Niederer schuldet der Gemeinschaft seine Arbeitskraft, aber er hat ein Recht auf Gesundheit wie jeder andere Mensch auch.
Erinnern Sie sich an diese Passage aus Ihrem Heilerschwur, Uboron? Erinnern Sie sich daran?«
Er schlug die Augen nieder und trat einen Schritt zurück.
»Schon gut«, murmelte er. »Verzeiht mir. Ich werde gleich nachher nach diesem Sechshundertacht
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