Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
mit den Socken, die sich nicht recht hatten zurückstopfen lassen wollen, zuschob, hakte sie ein wenig, und es gab ein schleifendes Geräusch, das Dawill aufhorchen lie ss .
    Eine Makarit-Kommode, die hakte? Davon hatte die Welt noch nichts gehört. Er zog die Lade wieder auf und tastete die Unterseite der Lade darüber ab.
    Und fühlte dünnes Leder.
    Um ein Haar hätte er aufgeschrien. Er beherrschte sich gerade noch, zog die Lade vollends heraus. Tatsächlich, eine Mappe aus feinstem Orsang, ein Erbstück zweifellos, dem uralten Häkelverschlu ss nach zu urteilen. Dawill löste sie hastig aus ihrer Halterung, schob die Lade zurück an ihren Platz und machte sich daran, den Verschlu ss zu öffnen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er das Befehlspapier des Pantap erkannte, die Insignien, das Siegel, alles. So behutsam, wie es seinen bebenden Händen möglich war, zog er es heraus, schlug es auf, überflog die kunstvoll gepinselten Zeilen…
    …die im nächsten Moment alle seine kühnen Träume zerstörten.
    Er sank kraftlos auf das Bett des Kommandanten, ein Bett, wie er nie eines besitze n würde. Seine Gedanken rasten, rotierten, konnten es nicht fassen. Wie war das möglich?
    Schande. Nichts als Schande konnte er sich mit dieser Mission machen. Ein Glück wäre es schon, wenn der Pantap es nicht als Meuterei betrachtete. Und mit ganz viel Glück wü rde er sein Leben nicht in einem bionischen Rührbottich beschlie ss en müssen, aber ein Raumschiff würde er niemals wieder führen, geschweige denn kommandieren.
    »In der falschen Galaxis«, murmelte er entgeistert und las das Dokument wieder und wieder, ohne da ss sich an den Worten etwas änderte, Worte, die eigentlich unmöglich da stehen konnten. »Wir sind in der falschen Galaxis.«
    Es war eine beinahe willkommene Unterbrechung seiner sich zunehmend einer Panik nähernden Gedanken, da ss in diesem Moment Muntak nach ihm rief. »Dawill!« Es schien aus dem Empfangsraum zu kommen. »Schauen Sie sich das an!«
    Vielleicht war ja noch etwas zu retten. Er mu ss te sich das in Ruhe überlegen, zur Ruhe zurückfinden, erst einmal alles offen lassen. »Ich komme!« Nicht überstürzt Weichen stellen. Er stopfte den Befehl in seine Langjacke und warf die Ledermappe rasch in das Fach mit den Schamhosen. Er würde Muntak vorerst nichts davon sagen.
    Der Edle stan d vor dem geöffneten Schrank im Empfangsraum, hielt eine kleine Heilertasche in der einen und eine halb zerrissene Schachtel in der anderen. »Das sind Heilmittel, oder?« fragte er, als er Dawill herankommen sah. Er stellte beides auf einen niedrigen runden Tisch und nahm Flaschen heraus, eine mit einer blauen und eine mit einer wasserklaren Flüssigkeit, dann einen Schraubtiegel und eine Packung Injektionsnadeln. »Hier, was ist das? Was hat das im Schrank eines Kommandanten zu suchen? Oder das hier?« Er hob mit spitzen Fingern ein Gewirr von Leitungen, Klebstreifen und Tüchern aus der Schachtel, aus dem eine blutige Nadel herausragte.
    »Könnte es der Edlen Vileena gehört haben?« überlegte Dawill halblaut. Im Grunde interessierte ihn Muntaks Fund nur am Rande. Aber es galt, den Edlen abzulenken, ihn nicht auf den Gedanken zu bringen, er könnte in Quests Schlafzimmer auf etwas gesto ss en sein. »Aber sie hätte den Abfall doch bestimmt mit in die Heilstation genommen…« Er langte nach einer hellgrauen Notizakte, die aus der Tasche ragte, schlug sie auf, begann geistesabwesend zu lesen, und erstarrte.
    Das fiel auch Muntak auf. »Was ist mit Ihnen, Dawill?« fragte er.
    »Das ist… wichtig.« Unfa ss bar hatte er sagen wollen. Dawill hielt dem Ersten Piloten die Akte hin und sagte mit einer Stimme, die er kaum noch als die seine erkannte: »Das müssen wir dem Heiler zeigen.«
    Die Edlen Iostera und Ogur fühlten sich sichtlich unwohl. Sie hockten zusammengesunken auf ihren Stühlen und sahen zu, wie Uboron Quest behandelte. Karsdaro hatte dem Heiler vorhin hastig die Paste Grün hochgebracht und war gleich wieder verschwunden, nicht ohne etwas von dem Knochenkleber einzustecken und eine Handvoll Mikroklemmen, unten lag eine Werkstattmeisterin auf dem Tisch, die sich zwei Finger abgesägt hatte, das würde ihn den Rest des Tages beschäftigen. Quest hatte auf Paste Grün angesprochen, was zwar zu erwarten gewesen, aber doch ein gutes Zeichen war. Allerdings hatte es bis zu dem charakteristischen Seufzer ziemlich gedauert, und er war nicht aufgewacht, immer noch nicht. Das wiederum war ein

Weitere Kostenlose Bücher