Quest
schlechtes Zeichen.
Uboron betrach tete den aufgedunsenen Leib des Kommandanten, während er den letzten Pastenpunkt in die schwammige Haut einmassierte. Sicher würde er zum Ersten Heiler berufen werden. So oder so. Aus Dankbarkeit, falls Quest überleben sollte, wovon man allerdings kaum ausgehen konnte.
Und wenn Quest starb, nun, die anderen hatten ihm die Rolle des Ersten Heilers faktisch schon aufgedrängt, der Nachfolger des Kommandanten würde kaum auf die Idee kommen, ihn nicht zu berufen.
Und man mu ss te noch weiter denken. Wenn er es war, der Quest in seinen letzten Stunden zur Seite stand, würde man ihn nach Gheerh und vor den Heldenrat bestellen, zum Bericht darüber. Sein Name würde in den Annalen verzeichnet werden, klein zwar, aber immerhin, und das eröffnete weitere, noch kaum zu erahnende Möglichkeiten…
Eine Bewegung lie ss Uboron aufsehen. Der Unsterbliche stand in der Tür, immer noch so fahl im Gesicht und so hager wie damals, als er aus seinem Raumschiff gestiegen war. »Es gehen Gerüchte um, der Kommandant habe einen Herzanfall erlitten«, sagte Smeeth mit ausdrucksloser Stimme. »Da scheint offenbar etwas dran zu sein.«
»Es geht ihm nicht gut, das stimmt«, nickte Uboron grimmig, das Pastenmesser reinigend. »Aber es ist kein Herzanfall.«
Auf dem Gang hinter Smeeth kamen aufgeregte Schritte und Stimmen näher. Mit einem »Ihr entschuldigt« drängte Dawill sich an dem Unsterblichen vorbei, ihn nicht weiter beachtend, dichtauf Muntak. Der Erste Verweser hatte eine Notizakte in der Hand, die er Uboron hinstreckte. »Sehen Sie sich das an, Uboron. Und sagen Sie mir, ob mein Eindruck richtig ist, da ss Quest schon die ganze Zeit krank war, seit Beginn der Mission.«
»Quest?« Uboron drehte die Akte um, aber die
entsprechenden Felder waren leer. Eine absolut regelwidrig geführte Notizakte. »Hier steht kein Name. Nichts.« Er las die ersten Seiten quer. »Und im Protokoll ist nur die Rede von ›dem Kranken…‹«
»Heiler, ich bitte Sie! Wir haben das und eine Reihe von Heilmitteln in Quests Gemächern gefunden. Und schon auf d er ersten Seite ist die Rede vo n Funukas Fluch.«
»Ja, ich sehe.« Uboron blätterte zurück, las mit wachsender Erregung. Die Handschrift der Ersten Heilerin, ohne Zweifel.
Sie führte die Gründe auf, warum es sich bei der Krankheit nicht um Funukas Fluch handeln könne. Und da, die
Behandlungsmethode, äu ss erst einfallsreich. Sud Klar und Sud Blau, um die negativen Wirkungen zu dämpfen. Ein paar Mal hatte sie Paste Grün gesetzt, deshalb also war der Tiegel unauffindbar gewesen. Sud Klar. Das mu ss te er gleich ausprobieren.
»Und?« fragte Dawill.
Uboron sah widerstrebend hoch. »Was ich sagen kann, ist, da ss dies das Protokoll der Behandlung eines Kranken ist, der mit Absicht nicht genannt wird, da ss es allem Anschein nach von der Edlen Vileena angelegt und geführt wurde und da ss die Behandlung schon mindestens zwei Jahre dauert.«
»Also hat sie ihn behandelt, seit sie an Bord gekommen ist«, erklärte Dawill, sich den Edlen zuwendend.
Uboron schlug die Akte wieder auf, diesen kostbaren Schatz, den das Schicksal ihm in die Hände gelegt hatte. Er würde die Behandlung so fortsetzen, wie Vileena sie begonnen hatte, und wenn er eines Tages vor dem Konzil der Heiler darüber referierte, würden sie die Krankheit Uborons Fluch nennen.
»Es hat immer enge Beziehungen zwischen dem Hause Toyokan und dem Salzner-Clan gegeben«, bestätigte der Edle Hunot, selber Patriarch von Suokoleinen. »Meines Wissens kannten Quest und Vileena sich seit langem. Sie hat das Jahr vor ihrer Fraureife auf Toyokan verbracht. Eftalan Quest stand damals kurz vor der Ausrufung zum Patriarchen. «
Der Mann, von dem die Rede war, lag immer noch reglos da und bekam von einer leise summenden Maschine eine blaue Flüssigkeit in den gewaltigen Körper gepumpt. Immer mehr der Edlen tauchten wieder in der Hei lstation auf. Dawill machte die beunruhigende Feststellung, da ss Bleek anscheinend der einzige war, der noch in der Zentrale ausharrte.
»Er wu ss te also, da ss er ihr vertrauen konnte. Und er hat sie zur Ersten Heilerin berufen, damit sie ihn heimlich behandelt«, schlu ss folgerte Felmori, unwillkürlich in den Dialekt seiner Heimat Derley verfallend, der klang, als brauche er selber eine Behandlung der Atemwege. »Weil er das Kommando über die MEGATAO nicht verlieren wollte.«
»Ich fürchte, ganz so einfach liegt der Fall nicht«, warf Dawill düster
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