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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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damit die Tür geräuschlos aufschwang.
    Es roch nach Staub und Reinigungsmitteln und nach einem fremden Menschen. Teppiche dämpften ihre Schritte, schwere Vorhänge das Echo ihrer Stimmen. Lichtschienen glommen verhalten, tauchten alles in winterlich anmutende Dämmerung.
    Gepolsterte Sessel und Sitzkissen, dicke schwebende Schreibplatten und ein vornehm in Lapiszit gefa ss tes Terminal verbreiteten die einem Patriarchen zustehende Atmosphäre von Pracht und Würde.
    Dawill drehte die Beleuchtung auf maximale Stärke, was den Zauber vertrieb und die Kostspieligkeit der Ausstattung betonte.
    Ihr erstes Ziel war das Kommandantenschlie ss fach, das sich an der üblichen Stelle hinter einem Wandbehang befand und, wie üblich, gähnend leer war. Seit einem aufsehenerregenden Spionagefall vor hundert Jahren hatte es sich unter den Kommandanten der Flotte zuerst zur Manie, dann zur Gepflogenheit entwickelt, geheime Unterlagen keinesfalls in dem dafür vorgesehenen gepanzerten Sicherheitsfach aufzubewahren. Es enttäuschte Dawill ein wenig, da ss nicht einmal Quest sich dieser blödsinnigen Mode entzogen hatte.
    »Nun gut, das war klar«, meinte er zu Muntak. »Wie wollen wir vorgehen? Einer den Empfangsraum und das Ruhezimmer, der andere den Schlafbereich? Oder beide alles?«
    Muntak überlegte kurz, während sein Blick über die Wandstelen, Bilder und Ornamente schweifte. »Nehmen Sie den Schlafbereich«, meinte er.
    So waren sie wegen eines geldgierigen Schlüsselherstellers, der seinen Verrat vor über hundert Jahren in der Würgeschlinge gebü ss t hatte, gezwungen, in die persönlichsten Bereiche ihres Kommandanten einzudringen. Hinter die Bilder und Portieren seines Schlafzimmers zu spähen. Die Schränke in seinem Waschraum zu dur chstöbern. Decke und Boden nach Geheimfächern abzuklopfen. Dawill bemühte sich, nicht genauer als nötig hinzusehen, als er die Schubladen mit Quests Schamhosen durchwühlte. Die Fächer mit den Socken. Alles aus gemasertem Makarpit gearbeitet, dem versteinerten Harz des Makar-Baumes, dem einstigen Wahrzeichen des einstigen Toyokan. Die Socken fühlten sich unglaublich weich an, schienen sich wie von selbst um seine Finger zu schmeicheln…
    Dawill hielt inne, mu ss te die Augen schlie ss en. Es war Neid, was da in ihm aufkeimte, Neid auf diesen Reichtum und auf die Privilegien, die Quest zeit seines Lebens genossen hatte. Die jeder Edle wie selbstverständlich geno ss . Glühender Neid, der ihn wie eine hei ss e Nadel durchbohrte, so da ss ihm die Finger zitterten.
    Geedelt werden. Edler Dawill. Ein Gut zugesprochen bekommen in einer Clanschaft. Bei Hofe verkehren, wie selbstverständlich zu den kleinen Kreisen gehören, die die wirklich lohnenden Geschäfte untereinander ausmachten.
    Und, so hä ss lich es war, die Krankheit Quests konnte ihm den Weg genau dahin ebnen. Daran hatte er bis gerade eben noch überhaupt nicht gedacht, nur an die Mission, den Auftrag des Pantap und das Wohl des Schiffes. Doch jetzt wurde es ihm so jäh bewu ss t, als träfe ihn ein Hammer. Wenn Quest dauerhaft krank wurde oder starb und er, Dawill, das Kommando über die MEGATAO übernahm, und er zweifelte nicht daran, da ss er dieses Kommando letztlich bekommen würde, niemand sonst war qualifiziert genug, insbesondere Muntak nicht, dem man in den Prüfungen das Kommandantenpatent zweimal wegen mangelnder charakterlicher Eignung versagt hatte, und das wu ss ten auch die anderen Edlen, wu ss ten, wenn sie jemand wieder heil nach Hause bringen konnte, das nur er, Dawill, sein würde, wenn er also das Kommando in dieser entscheidenden Phase übernahm, kurz bevor sie den sagenumwobenen Planeten des Ursprungs erreichten, um dort was auch immer zu tun, das dem Pantap im Krieg gegen die Invasoren den entscheidenden Vorteil verschaffen würde, und wenn sie das unter seinem Kommando erfolgreich taten… Nichts im Universum konnte dann noch verhindern, da ss der Pantap ihn edelte. Wenn er ihm nicht sogar einen Tafelplatz anbot. Eftalan Quest würde natürlich der Held bleiben, der er ohnehin war, würde nach seinem Tod zur mythischen Figur werden; man würde ihm Denkmäler bauen, er würde sein Ehrenrelief in der Mauer des Thronsaals bekommen und so weiter. Nun, das sollte er, sicher stand das jemandem wie ihm zu. Er aber, Dawill, würde ein Edler sein, und am Leben. Alle Mühen und Entbehrungen, die harten Jahre und die einsamen Nächte über den Büchern würden sich letztendlich doch auszahlen.
    Als er die Lade

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