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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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etwas kann, ein bi ss chen angefangen hat, etwas vom Leben zu verstehen, endet es schon wieder, und alles, was man gelernt, erlebt, erfahren, verstanden hat, vergeht ohne eine Spur.
    Sag mir, was ergibt das für einen Sinn? Wozu das alles?«
    »Jeder mu ss einmal sterben. Jeder Mensch, jedes Lebewesen.
    Es ist ein universelles Grundprinzip, da ss alles, was entsteht, auch wieder vergehen mu ss . Sogar Planeten, Sonne n, Galaxien.
    Alles.«
    »Aber wozu? « Quest drehte sich herum, griff nach ihrer Hand. »Ich akzeptiere das nicht, verstehst du? Es mag ein universelles Grundprinzip sein oder auch nicht, aber deswegen mu ss ich es nicht gut finden! Und ich finde es nicht gut. Ganz und gar nicht.«
    Vileena lag neben ihm und betrachtete das glimmende Lichtspiel an der Decke, das den Schlafraum erhellte. Das Wummern der Triebwerke, die die MEGATAO seit Tagen durch die unbeschreibbare Dimension des Überlichtfluges jagten, war hier oben kaum zu hören. In den unteren Decks dröhnte es, da ss die Leute sich schreiend verständigen mu ss ten.
    Quest hatte Vollast angeordnet. So schnell wie mögl ich. Er hatte es eilig, und die Maschinen waren ihm egal.
    »Die Lebenden müssen wieder Platz machen für die Ungeborenen«, sagte sie. »Die Alten müssen sterben, damit eine neue Generation entstehen kann. Nur so kann es Evolution geben, Entwicklung.«
    Quest gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Und wieso mu ss das so sein? Wieso mu ss eine neue Generation entstehe n?
    Du sagst, damit es Entwicklung gibt. Aber was ist mit der Entwicklung des Einzelnen? Nimm einen Künstler wie Risuma Leke. Er hat Jahrzehnte gearbeitet an seinem Gesang, hat Lieder von unfa ss barer Schönheit geschaffen, aber so wenige! Wie viele Jahre waren es denn, in denen man ihn erleben konnte? Fünf?
    Sechs? Und dann rascher Verfall, ein früher Tod und Tausende von Versen, deren Melodien mit ihm dahingegangen sind. Wo ist da die Entwicklung? Ich sehe nur Verschwendung, vergeudete Mühsal, ein Universum, dem das einzelne Lebewesen abgrundtief gleichgültig ist.«
    Vileena schwieg. Sie hätte ihm gerne widersprochen, aber was immer ihr einfiel, klang angelernt und einstudiert. Im Grunde wollte Quest keine Antworten von ihr, es genügte ihm, da ss sie da war und seine Hand hielt. Das war alles, was je zwischen ihnen vorgefallen war. Die Gerüchteküche des Schiffs machte daraus eine heimliche Affäre, vermutete wilde Ausschweifungen und exzessiven Gebrauch jener Drogen, die nur den vornehmsten Kreisen der Edlen zugänglich waren. Sie kannte die Gerüchte, und manchmal wünschte sie sich, es wäre wenigstens ein wenig Wahres daran gewesen. Alten Bildern nach zu urteilen, mu ss te Quest in seinen guten Zeiten, vor dem Überfall auf Toyokan, ein stattlicher Mann gewesen sein.
    »Es tut mir leid, da ss ich Dawill so heruntermachen mu ss te«, sagte Quest leiser, versöhnlicher. »Ich wollte, er hätte das nicht getan. Einsicht zu verlangen! Keiner von den anderen hätte den Mut dazu gehabt, glaubst du nicht auch? Keiner. Deshalb ist Dawill so ein guter Verweser. Es ist eine Schande, da ss man ihn nicht zum Kommandanten machen kann.«
    »Du könntest beim Pantap ein gutes Wort für ihn einlegen.
    Vielleicht edelt er ihn.«
    »Ein Wort einlegen? Du wei ss t genau, was der Pantap dann tun würde. Wahrscheinlich würde er seine Linie bis ins siebte Glied bannen, ihn selbst meiden und mich vom Hof jagen. Ganz bestimmt aber würde er Dawill nicht edeln.«
    »Du kennst den Pantap besser. Ich habe ihn nur ein einziges Mal getroffen, bei meiner Einführung am Hof, kurz nach meiner Fraureife.«
    »Der Pantap nimmt keine Ratschläge an, keine
    Empfehlungen, nichts, was auch nur entfernt danach aussieht, als wolle ihm jemand sagen, was er zu tun hat. Wenn man öfter am Hof verkehrt, lernt man schnell, seine Ideen für sich zu behalten und im Gespräch bei den Tatsachen zu bleiben. Keine schlechte Übung übrigens.«
    »Bei Drohung der Ungnade? Na, vielen Dank.«
    »Auf diese Weise ist dafür gesorgt, da ss sich alle Mühe geben.«
    Wieder senkte sich Schweigen herab. Ein hellerer Ton mischte sich in das weit entfernte Donnern, ein klagendes, pfeifendes Geräusch. Jemand hatte ihr einmal erklärt, wie das Gerät hie ss , das dieses Geräusch machte, aber sie verga ss es immer wieder. Irgendwas mit Metaquanten. Es war jedenfalls der Ton, der die Rückkehr in den Normalraum verhie ss . In einigen Gyr allerdings erst.
    »Was, wenn doch herauskommt, da ss du mich gedeckt

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