Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Geräusch vielleicht oder ein Duft oder eine Eingebung. Die Türflügel mit den handgeschnitzten Zierrahmen glitten fast geräuschlos zur Seite, ein Hauch von Gewürzen und Gesottenem wehte sie an.
    Die erloschenen Glutkristalle hingen von der Decke wie seltsame mineralische Abszesse, im Speiseraum war es dunkel bis auf das diffuse Licht, das von den halbrunden Vitrinen ausging und die mit zartgelbem Flockentuch bespannten Wände grau aussehen lie ss . Die Anrichtetische waren leer bis auf das übliche Arrangement von Früchten und Gebäck für den Fall, da ss einer der Edlen von nächtlichem Appetit heimgesucht wurde.
    Und die Abdeckung der Bar stand offen.
    Jetzt erst bemerkte sie Smeeth, der schweigend an einem der vier Tische sa ss , einen mit sa nfter Fla mme glimmenden Jalada vor sich. Und irgendwie war sie nicht wirklich überrascht.
    »Was tut Ihr denn hier?«
    Er sah sie ruhig an. »Dasselbe könnte ich Euch auch fragen.«
    Sie bedeckte den Ausschnitt ihres Kleides mit der rechten Hand. Mit einem Ruhekleid war sie nicht unbedingt passend gekleidet für diese Situation. »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie und fragte sich im selben Moment, wie sie dazu kam, über so etwas zu sprechen.
    »Ich auch nicht.«
    »Leidet Ihr daran öfter? An Schlaflosigkeit, meine ich.«
    Etwas wie ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. »Ich leide nicht an Schlaflosigkeit. Ich konnte nur einfach nicht schlafen.«
    »Also geht es Euch gut.«
    »Alles ist nahezu vollkommen.«
    »Nahezu?«
    Er nickte. »Nahezu.«
    Sie wu ss te nicht, was sie darauf erwidern sollte, und er sagte weiter nichts dazu, so da ss es zu einer Pause kam, die beinahe peinlich lang war. Sie stand nur da, sah auf ihn hinab und auf seinen Jalada, der in zarten gelben und grünen Farbtönen brannte. Den Ablagerungen auf dem langen Trinkrohr nach zu urteilen, hatte Smeeth so gut wie nichts davon getrunken, sondern ihm die letzten Stunden beim Verbrennen zugesehen.
    »Darf ich Euch um etwas bitten?« fragte er schlie ss lich.
    »Worum?«
    Er deutete auf die Vitrinen entlang der Wände. »Das sind alles Kunstwerke, nicht wahr? Hättet Ihr die Liebenswürdigkeit, sie mir zu erklären?«
    Vileena zögerte. Sie kannte die Stücke, die alle aus dem Besitz des Kommandanten stammten, aber sie verstand nicht viel von Kunst. Andererseits, was konnte es schaden, ihm das zu erzählen, was sie darüber wu ss te?
    Sie deutete auf die Vitrine unmittelbar neben dem Tisch. »Das hier kommt von Fuosch, einem Planeten der Urga-Gruppe. Eine primitive Welt. Die Menschen dort sind wieder auf die Stufe von Jägern und Sammlern zurückgefallen, dreckig, abergläubisch, von Krankheiten und wilden Tieren geplagt und bereit, jedes Fluggerät für den Himmelswagen von Göttern zu halten. Die Weltschiffergilde macht dort ihre Geschäfte. Nun, und auf Fuosch gibt es ein Raubtier, das man Shuman nennt. Es gelingt den Fuoschi selten, einen zu erlegen, doch wenn, dann rei ss en sie ihm das Horn heraus und machen so etwas daraus.«
    In der Vitrine stand ein spitz zulaufendes Horn, länger als ein Unterarm und am breiten Ende dicker als ein Oberschenkel, von metallisch grauer Farbe und über und über mit Rillen und eingekratzten Schriftzeichen bedeckt. Auf dem Kopf eines entsprechend gebauten Tiers mu ss te es in der Tat eine verheerende Waffe sein.
    »Das da ist die Schrift der Fuoschi?« vergewisserte sich Smeeth und ging ganz dic ht an das Vitrinenglas heran, um die Inschriften in Augenschein zu nehmen.
    »Ja. Es sollen Zaubersprüche, Bannflüche und dergleichen sein.«
    »Beeindruckend«, sagte Smeeth. »Aber was ist daran Kunst?«
    »Ich wei ss es nicht. Offen gestanden, verstehe ich nicht sehr viel von den Künsten. Ich bin Heilerin.«
    Er deutete auf das Horn. »Aber Ihr wi ss t, was es in Euch auslöst. Welches Gefühl dieser Anblick in Euch wachruft.«
    Vileena betrachtete das Shumanhorn blinzelnd, versuchte in sich hineinzuhorchen. »Ich spüre die Angst der Menschen, die das gemacht haben«, sagte sie schlie ss lich. »Sie fühlen sich von dem Shuman bedroht und sie ritzen ihre Beschwörungen in seine gefährlichste Waffe, um ihn zu bannen. Ihre ganze Hoffnung steckt in diesen Inschriften.«
    »Und Ihr selber? Was fühlt Ihr?«
    Sie zögerte. Wenn es Worte dafür gab, dann waren sie ihr im Augenblick entfallen. »Ehrfurcht«, versuchte sie es zu fassen.
    »Vielleicht auch Grauen. Ja, es ist ein Grauen.« Sie sah ihn an und sagte: »Jetzt Ihr. Was seht Ihr darin?«
    Smeeth

Weitere Kostenlose Bücher