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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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peinlichen Schweigens trat ein. Kuton begriff, da ss es Zeit war, zu gehen. Von diesem herrlichen Stuhl aufzustehen und hinauszugehen, zurück und hinab in die nüchterne Profanität des Mittelschiffs.
    »Darf ich«, sagte Kuton langsam, und ein Teil des Mutes, den er dafür aufbringen mu ss te, rührte von dem Verlangen her, noch ein wenig länger in diesem Raum sitzen zu dürfen, »eine Bitte äu ss ern?«
    Smeeth nickte, einigerma ss en verwundert, zumindest kam ihm das so vor. »Ja?«
    »Ob Ihr mir vielleicht einige Fragen beantworten würdet, die Zeit der Republik betreffend.«
    »Gern«, sagte Smeeth sofort. »Wenn Sie mir erzählen, was seither geschehen ist. Was ich verpa ss t habe. Wenn Sie mir helfen, vierhundert Jahre Geschichte aufzuholen, beantworte ich Ihnen jede Frage, die Sie beschäftigt.«
    »Wirklich?« Kuton war verblüfft. Aus irgendeinem Grund hatte er erwartet, der hagere Mann würde seine Bitte rundheraus ablehnen. »Herzlich gern. Wann pa ss t es Euch?«
    Smeeth breitete die Hände aus. »Wann immer es Ihnen pa ss t.
    Von mir aus sofort. Ich hab e Zeit.« Kuton sah zu der Lampe hinauf, die weiches, wei ss es Licht spendete, sah die Quervorhänge mit Spitzenbesatz an, den Schubfachkasten aus Perlenholz an der gegenüberliegenden Wand, dann wieder den Tisch, an dem sie sa ss en. »Ich auch«, sagte er.
    »Ich glaube, man kann sich aus der Küche etwas zu trinken bringen lassen«, meinte Smeeth. »Möchten Sie etwas?«
    »Ja. Sehr gern.«
    Kuton hatte selten jemand getroffen, der sich wirklich für Geschichte interessierte. An Bord der MEGATAO niemanden.
    So sa ss en sie bei hei ss em Fiar und einer Schale Zemmet-Gebäck, sprachen über den Untergang der Republik, die Inthronisation des 183. Pantap und die Wiederherstellung des Reiches nach zweitausendjährigem Interregnum, und Kuton verga ss ganz, da ss er seinerseits hatte Fragen stellen wollen, so gut tat es, zu reden und dabei einen so aufmerksamen und wi ss begierigen Zuhörer zu haben.
    Vileena hatte, wie es ihre Aufgabe als Heilerin war, ein Auge auf den Mann gehabt, den sie aus seinem alten Raumschiff geborgen hatten. Sie war ihm selten begegnet in den Tagen, seit sie ihn untersucht hatte, eines Mittags einmal im Speiseraum, und da hatte er sie höflich gegrü ss t und nichts weiter, aber sie hatte Leute befragt, die ihn gesehen hatten, wie er durch das Mittelschiff gewandert war, um sich Maschinen und Einrichtungen anzusehen. Er beharrte darauf, weiterhin seine schlichte schwarze Kleidung zu tragen, und wäre sie nicht ausgerechnet schwarz gewesen wie die den Lehrern des Infanten vorbehaltene Tracht, er hätte unter den Edlen ausgesehen wie ein Bauer.
    Die MEGATAO donnerte weiter durch die Namenlose Zone, durchma ss eine tagelange Sprungetappe nach der anderen, und endlich war die Hälfte der kalkulierten Strecke geschafft. An dem Abend fragte Quest, währen d sie seine Werte kontrollierte und ihm Sud Blau spritzte, ob sie glaube, da ss Smeeth etwas vorhabe, das der Expedition schaden könne. Sie verneinte. Es kam ihr im Gegenteil so vor, als habe Smeeth überhaupt nichts vor. Als warte er einfach geduldig ab, was geschehen würde.
    Als sie in ihre Räume zurückkehrte, befiel sie eine seltsame Unruhe. Da an Schlaf nicht zu denken war, schlüpfte sie in ein Ruhekleid und versuchte, ein wenig zu lesen. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren, bildete sich ein, das Sandbild ihres Vaters beobachte sie. Die Unruhe wich nicht, sie zog an ihr und zerrte. Als hätte sie etwas vergessen, etwas übersehen, etwas Wichtiges, aber es wollte ihr nicht einfallen, was. Nur, da ss sie noch einmal gehen mu ss te und nachsehen.
    Also ging sie hinüber in den Heilraum, blätterte die Aufzeichnungen des Tages durch, kontrollierte die Medikamente. Die Flasche mit dem Trank Schwarz sah verlockend aus. Sie hob den Verschlu ss , roch daran. Aber es war keine Lösung, sich zu betäuben.
    Hier war alles in Ordnung. Sie sah sich noch einmal um, überprüfte die Notrufschaltung, die auf ihre Gemächer umgestellt war, löschte zögernd das Licht. Die Unruhe war immer noch da. Sie trat hinaus in den Mittelgang, der in nächtlichem Halbdunkel lag wie das ganze Oberdeck. Es war ein wenig kühler als während der Tagphase, und die Klimaanlage erzeugte einen sanften Luftstrom, der wie eine von einem Meer heranziehende Brise roch. Es gab keinen Grund, nicht den allerherrlichsten Schlaf zu finden, den ein Mensch haben konnte.
    Etwas zog ihre Schritte zum Speiseraum, ein

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