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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich nicht erinnern, sich jemals so gut gefühlt zu haben.
    »Was hast du mit mir gemacht?« fragte sie leise, als er die Augen aufschlug und sie ansah.
    Sein Lächeln schien mit wehmütigem Schmerz unterlegt.
    »Was hast du erwartet von einem Mann, der vierhundert Jahre lang keiner Frau beigelegen hat?«
    Sie mu ss te unwillkürlich lachen, obwohl sie den Witz nicht besonders originell fand. Vielleicht, weil er ihn trotzdem machte. »Nichts anderes«, sagte sie und breitete das Laken noch etwas ordentlicher über sich.
    Er sah ihr zu, ohne sich im Mindesten bemü ss igt zu fühlen, seinerseits seine Blö ss en zu bedecken. Dann schaute er hoch zu dem Sandbild über dem Bett. »Wer ist das?«
    »Mein Vater.«
    »Du hast ein Bild von deinem Vater über dem Bett hängen?«
    »Es ist ein Sandbild , ich bitte dich. Das wertvollste Kunstwerk, das ich besitze.«
    Er betrachtete es noch einmal und wirkte dabei ausgesprochen unbeeindruckt. »Bist du eigentlich… verheiratet? Oder wie immer man das heutzutage nennt?«
    »Man nennt es noch so.« Sie betrachtete sein Gesicht, das immer noch traurig wirkte, und fragte sich, ob er wohl eine Familie zurückgelassen hatte in seiner Zeit. »Die Antwort ist nein. Ich bin zur Reichsflotte gegangen, um der Verheiratung mit einem wohlhabenden, angesehenen, widerlichen Präpatriarchen zu entfliehen.«
    »Ich verstehe.«
    Vileena drehte sich herum, zog ein Kissen unter sich, auf das sie die verschränkten Hände stützen konnte und darauf ihr Kinn.
    »Wie ist das?« fragte sie neugierig. »Aufzuwachen und vierhundert Jahre verschlafen zu haben? Festzustellen, da ss man nun mit einer ganz neuen Welt zurechtkommen mu ss ?«
    Smeeth betrachtete sein Glas, fuhr mit dem Finger an dessen Rand entlang. »Leider ist diese Welt nicht so neu, wie du denkst. Ihr habt die Republik abgeschafft und seid einfach zurückgekehrt zu den Edelständen, den Clanschaften, dem ganzen alten Unfug. Mit anderen Worten, wir sind wieder da, wo wir vor zweieinhalbtausend Jahren schon einmal waren.«
    »Ja, du Republikaner. Blo ss haben wir die Republik nicht abgeschafft, sie ist in sich zusammengebrochen, weil sie korrupt war bis auf die Knochen.«
    »Was wei ss t du über die Republik?«
    »Nicht viel.«
    »Nenn mir den Namen eines Präsidenten. Nur eines einzigen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Komm. Es mu ss an die zweihundertfünfzig Präsidenten gegeben haben. Wenigstens einen davon wirst du doch kennen, wenn du so genau wei ss t, da ss die Republik in sich zusammengebrochen ist.«
    »Ich bin Heilerin. Was mich interessiert, sind Krankheiten und Heilmittel. Wenn du etwas über Geschichte wissen willst, mu ss t du Kuton fragen.«
    »Das habe ich gemacht. Und es war überaus enttäuschend.«
    »Wieso das denn?«
    Smeeth stellte sein Glas beiseite. »Der vorletzte Präsident, ehe ich zu meinem Flug gestartet bin, hie ss Linipata. Er stammte von Khuswah und war Baumeister von Beruf, bevor man ihn zum Präsidenten wählte. Er ging nach Gheerh und regierte achtzehn Jahre lang. Als ein neuer Präsident gewählt wurde, kehrte er nach Khuswah zurück und arbeitete wieder als Baumeister, genau wie vorher. Man konnte sich vom ehemaligen Präsidenten sein Haus bauen lassen, und die Leute von Khuswah taten das, ohne da ss sich irgend jemand etwas dabei gedacht hat. Es war normal.« Er seufzte. »Das ist die edelste Form der Regierung, die Menschen erreichen können. Das habt ihr weggeworfen, um ein verkommenes, archaisches System wieder zu errichten. Und diese Untat, glaub mir, wird sich rächen. Unweigerlich. Den Pantap wieder einzusetzen, war ein fataler Wendepunkt. Der Abstieg hat begonnen, und er ist nicht mehr aufzuhalten.«
    Es fröstelte sie richtiggehend, ihn so reden zu hören.
    »Übertreibst du nicht? Ich meine, abgesehen von der Bedrohung durch die Invasion geht es dem Reich doch gut.«
    »Das kommt dir so vor, weil du nicht wei ss t, wie es früher gewesen ist. Und weil du nicht wei ss t, wie die gemeinen Stände leben.«
    »Ich habe viel Kontakt mit Gemeinen. Ich arbeite oft in den anderen Heilstationen.«
    »Ja, sicher. Und der Erste Pilot hat auch viel Kontakt mit Gemeinen, wie man so hört.«
    Vileena wollte etwas erwidern, als ihr Kuton einfiel und dessen verzweifelte Liebe zu ihr. Zum ersten Mal fragte sie sich, wieso die Standesregeln den edlen Männern zugestanden, sich Mätressen unter den Freien zu suchen, während den edlen Frauen Entsprechendes untersagt war.
    »Es ist ein

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