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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte sich nicht wirklich die Nacht um die Ohren geschlagen. Das war nur ein fiebriger, eifersüchtiger Traum.
    »Halt«, sagte Muntak entschieden. Auf seiner Oberlippe glänzten feine Schwei ss tröpfchen. Sie sahen sehr real aus.
    »Einen Moment. Entschuldige, wenn ich das sage, Kikimana, aber du irrst dich.«
    »Ich irre mich sicher oft«, räumte sie mit
    zusammengekniffenen Augen ein, und Kuton hatte den Eindruck, da ss sie das durchaus doppeldeutig meinte, »aber in diesem Fall nicht.«
    »Doch. Auch in diesem Fall«, versetzte Muntak nicht minder heftig. »Denn ein Mann hat in einer dieser Kühlkammern überlebt. Dort vorne, die zweite. Die leere. Darin hat er fast vierhundert Jahre übersprungen.«
    »Unmöglich.«
    »Smeeth. Der Mann, der ganz in Schwarz herumläuft, als sei er der Lehrer des Infanten. Hast du den noch nicht gesehen? Er ist oft halbe Tage lang in den Mitteldecks unterwegs.«
    »Der?« Offenbar hatte sie ihn tatsächlich schon einmal gesehen. »Ich habe mich schon gefragt… Aber das kann trotzdem nicht sein.« Sie zerfurchte grübelnd die Stirn, rieb sich nachdenklich die Schultern. »Nein. Unmöglich.«
    »Als er losgeflogen ist, gab es die Republik noch. Und er steigt jede Nacht zur Ersten Heilerin ins Bett. Erklär mir das«, forderte Muntak.
    »Ich habe keine Ahnung.« Kikimana beugte sich hinab und
    rollte ihr Bündel mit den Werkzeugen wieder zusammen. »Ich wei ss nicht, wie er das fertiggebracht hat. In diesen Kühlkammern jedenfalls nicht.«

 
     
    2
     
    »DAS IST JA NOCH VIEL ABENTEUERLICHER, als ich gedacht habe«, meinte Muntak. Sie hatten alle Kühlkammern herausgewuchtet und umgedreht, so da ss man bei jeder einzelnen die Rüc kseite abnehmen und die Aggregate dahinter untersuchen konnte. Trotz der Kälte im Kühlraum waren sie dabei ins Schwitzen gekommen.
    Doch dann konnten sie erst einmal nicht weitermachen, weil Kikimanas Schicht begann und Muntak wieder in die Zentrale mu ss te. Die Injektionsphase hatte unüberhörbar schon eine ganze Weile begonnen, das Austauchen stand unmittelbar bevor. »Wir treffen uns heute Abend wieder hier«, sagte der Erste Pilot und zupfte sein Kurzhemd zurecht. »Und zu niemandem ein Wort.«
    So mu ss ten sie die Rrigg zurücklassen, gro ss und schwarz und rätselhaft. Der Hangarverweser blickte mi ss trauisch drein, fuhr sich durch seine braunroten, hochgeknoteten Haare und sagte drohend: »Ich berufe mich auf Sie, Tennant!«, ehe er Kutons Bitte folgte und die Versiegelung durch eine andere ersetzte.
    Nur für den Fall, da ss Dawill die Schlüssel zurückhaben wollte.
    Den Tag über war der Wissenschaftler reizbar und unleidlich; er scheuchte seine Mitarbeiter davon, weil er seine Ruhe wollte, und konnte sich dann doch nicht auf die Arbeit konzentrieren.
    Und wenn schon. Es gab ohnehin nichts zu tun oder unendlich viel, je nachdem, wie man es betrachtete. Gegen Mittag ertappte sich Kuton dabei, da ss er nur dasa ss und eine der dünnen javuusischen Speicherplatten in den Händen drehte, gedankenverloren. Was wu ss ten sie eigentlich über die Kultur der Javuusier, diese alte menschliche Hochkultur, die lange vor der Republik und den ersten Pantaps existiert hatte? Nichts. So gut wie nichts. Man kannte Javuus, das in irgendeinem vergessenen Krieg zerstört worden war, man hatte Artefakte, eine Handvoll, alles fremd u nd unpersönlich anmutende Zeugnisse einer Epoche, die glanzvoll gewesen sein mochte oder auch nicht, aber die Träume dieser Menschen, ihre Hoffnungen und Legenden, all das war verloren, als hätten sie nie gelebt.
    Er warf die Speicherplatte auf den Tisch, wo sie scheppernd auf dem Stapel der anderen liegenblieb. Müde war er. Müde und verwirrt. Er drehte das Licht und den Temperaturregler herab, hängte ein Schild vor die Tür, da ss man ihn nicht stören solle, und ging zu Bett, wo er bis zum Abend schlief und klatschna ss aus gewalttätigen, aufwühlenden Träumen hochfuhr.
    Die MEGATAO donnerte schon wieder durch den Hyperraum, ihrem geheimnisvollen fernen Ziel entgegen, als sie sich vor dem oberen Hangar trafen, wo sie ein mi ss mutiger Verweser einlie ss .
    »Wir fressen die Lichtjahre«, berichtete Muntak, der natürlich kein Auge zugetan hatte und bleich und ungesund aussah. »Wir fegen durch den Raum, da ss die Aggregate glühen, aber Quest…
    Die Etappen sind ihm zu kurz. Die Orientierungsphasen dauern ihm zu lang. Er ist wie besessen. Man hat das Gefühl, am liebsten würde er hinausgehen und

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