Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
deutlich gekennzeichneten Linie. Hunderte von ihnen saßen auf jeder Seite, alle in feinste Gewänder gekleidet, die MacGils im tiefen Purpur ihres Clans, und die McClouds in ihrem gebrannten Orange. In Gareths Augen konnten die beiden Clans nicht unterschiedlicher aussehen: wenn sie auch fein gekleidet waren, hatte er das Gefühl, dass die McClouds sich nur verkleidet hatten, etwas vorgaben. Unter ihren Gewändern waren sie ungehobelte Raufbolde—das sah er an ihrem Gesichtsausdruck, in ihrer Art, sich zu bewegen, sich gegenseitig zu schubsen, zu laut zu lachen. Etwas lag unter ihrer Oberfläche, das sich von königlicher Kleidung nicht verbergen ließ. Es gefiel ihm nicht, sie innerhalb der Mauern zu haben. Ihm gefiel diese gesamte Hochzeit nicht. Es war eine weitere dumme Entscheidung seines Vaters.
Wenn Gareth König wäre, hätte er einen anderen Plan ausgeführt: auch er hätte diese Hochzeit veranstaltet. Doch dann hätte er bis spät in der Nacht gewartet, bis die McClouds reichlich getrunken hatten, hätte die Türen zum Saal verriegelt und sie allesamt in einem großen Feuer verbrannt, allesamt mit einem sauberen Streich getötet.
„Ungehobelte Klötze“, sagte Firth, als er die andere Seite des Hochzeitsflurs betrachtete. „Ich kann mir kaum vorstellen, warum dein Vater sie hereingelassen hat.“
„Es dürfte zumindest für interessante Spiele später sorgen“, sagte Gareth. „Er lädt unseren Feind hinter unsere Mauern ein und veranlasst dann Wettbewerbe zum Hochzeitstag. Sind da nicht Gefechte vorprogrammiert?“
„Meinst du wirklich?“, fragte Firth. „Kämpfe? Hier? Bei all diesen Soldaten? An ihrem Hochzeitstag?“
Gareth zuckte die Schultern. Er traute den McClouds alles zu.
„Die Ehre eines Hochzeitstages bedeutet ihnen gar nichts.“
„Aber wir haben hier tausende von Soldaten.“
„Sie aber auch.“
Gareth blickte sich um und sah eine lange Reihe an Soldaten—MacGils sowohl als McClouds—an beiden Seiten der Festungsmauern entlang aufgereiht. Sie hätten nicht so viele Soldaten mitgebracht, soviel wusste er, wenn sie nicht auf ein Gefecht vorbereitet waren. Trotz des Anlasses, trotz der feinen Gewänder, trotz der Üppigkeit der Szenerie, der endlosen Speisenbankette, der Sommersonnenwende an ihrem Höhepunkt, der Blumen—trotz alledem hing immer noch eine heftige Anspannung in der Luft. Alle waren aufgekratzt—Gareth konnte es daran erkennen, wie sie ihre Schultern hochzogen, ihre Ellenbogen hielten. Keiner traute dem anderen.
Vielleicht würde er Glück haben, dachte Gareth, und einer von ihnen würde seinem Vater ein Messer ins Herz rammen. Dann könnte er vielleicht doch noch König werden.
„Ich nehme wohl an, dass wir nicht beisammen sitzen können“, sagte Firth mit enttäuschter Stimme, als sie den Sitzen näher kamen.
Gareth warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Wie bescheuert bist du wirklich?“, zischte er, mit Gift in seiner Stimme.
Er fing langsam ernsthaft an, sich zu fragen, ob es eine gute Idee war, diesen Stalljungen zum Liebhaber zu nehmen. Wenn er ihm seine gefühlsduseligen Anwandlungen nicht bald austreiben konnte, würde er sie beide noch bloßstellen.
Firth blickte beschämt zu Boden.
„Ich sehe dich dann später, in den Ställen. Und jetzt fort mit dir“, sagte er und gab ihm einen kleinen Schubs. Firth verschwand in der Menge.
Plötzlich fühlte Gareth, wie ihn eisige Finger am Arm packten. Einen Moment lang blieb ihm das Herz stehen, als er sich fragte, ob er entdeckt worden war; doch dann spürte er, wie sich die langen Nägel, die dünnen Finger, in seine Haut gruben, und er erkannte sofort den Griff seiner Ehefrau. Helena.
„Du wirst mich an diesem Tag nicht blamieren“, zischte sie mit hasserfüllter Stimme.
Er drehte sich zu ihr um und betrachtete sie: sie sah wunderschön aus, fein herausgeputzt in einem langen weißen Kleid aus Satin, ihr Haar mit Nadeln hochgesteckt, mit ihrer feinsten Diamantenkette um den Hals und ihrem Gesicht von Schminke geziert. Gareth konnte objektiv feststellen, dass sie schön war, so schön wie an dem Tag, als er geheiratet hatte. Doch er fühlte sich nach wie vor nicht zu ihr hingezogen. Es war ein weiterer Einfall seines Vaters gewesen—zu versuchen, ihn aus seiner Veranlagung herauszuverheiraten. Doch die einzige Auswirkung war, dass ihm eine dauerhaft verbitterte Gefährtin zur Seite gestellt wurde—und am Hof noch mehr Spekulationen über seine wahren Neigungen aufgewirbelt
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