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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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einen entlaufenen Sklaven erfahren, der die Information als Teil eines streng gehüteten persönlichen Geheimnisses zu betrachten scheint«, sagte Jack schließlich.
    »Danke«, sagte Churchill. »Wie geht’s denn dem Bein?«
    »Jemand scheint mit seinem Säbel reingestochen zu haben... ansonsten gut.«
    »Brauchst vielleicht etwas, um dich darauf zu stützen.« Churchill ging kurz vor die Tür und kam mit Jacks Krücke in der Hand zurück. Er hielt sie einen Moment lang quer vor sich und wog sie zwischen beiden Händen. »Erscheint mir an diesem Ende etwas schwer – eine ausländische Art von Krücke, oder?«
    »Ausgesprochen ausländisch.«
    »Türkisch?«
    »Spiel nicht mit mir, Churchill.«
    Churchill wirbelte die Krücke herum und warf sie wie einen Speer, sodass sie in dem Misthaufen stecken blieb. »Was immer du vorhast, mach es bald , und dann verschwinde auf dem schnellsten Weg aus Frankreich. Die Straße nach Marseille bringt dich in ein oder zwei Tagen durch das pays des Grafen von Joigny.«
    »Wer ist das?«
    »Das ist der Bursche, den du von seinem Pferd gestoßen hast. Ungeachtet meiner früheren beruhigenden Behauptungen findet er dich nicht amüsant – wenn du sein Hoheitsgebiet betrittst...«
    »Zange.«
    »Genau. Und als Versicherung habe ich einen guten Freund in einer Herberge gleich nördlich von Joigny. Er soll ein Auge auf die Straße nach Marseille haben und wenn er sieht, dass du auf ihr entlangmarschierst, dafür sorgen, dass du an dieser Herberge nicht lebendig vorbeikommst.«
    »Wie wird er mich denn erkennen?«
    »Bis dahin wirst du splitternackt – und dein bestes Erkennungszeichen allseits sichtbar sein.
    »Ihr habt wirklich Angst, ich könnte Euch Schwierigkeiten machen.«
    »Ich hab dir gesagt, dass ich in diplomatischer Mission hier bin. Es ist wichtig.«
    »Der Versuch, herauszubekommen, wie man England am besten zwischen Leroy und dem Papst von Rom aufteilt?«
    Churchill zog ein paar Mal in einer vornehmen, aber nicht ganz überzeugenden Demonstration von Gelassenheit an seiner Pfeife und sagte: »Ich wusste, dass wir im Gespräch an diesen Punkt kommen würden, Jack – den Punkt, wo du mich beschuldigen würdest, ein Verräter an meinem Land und meiner Religion zu sein. Deshalb bin ich darauf vorbereitet und werde dir tatsächlich nicht den Kopf abschlagen.«
    Jack lachte. Sein Bein tat ganz schön weh, und außerdem juckte es.
    »Ich war, allerdings nicht aus eigenem Entschluss, viele Jahre lang Mitglied des Haushalts Seiner Majestät«, hob Churchill an. Das verwirrte Jack, bis ihm einfiel, dass »Seine Majestät« nicht mehr Charles II., sondern James II., ehemals Herzog von York, bedeutete. Churchill fuhr fort: »Ich nehme an, ich könnte dir meine innersten Gedanken darüber offenbaren, was es heißt, ein protestantischer Patriot im Dienst eines katholischen Königs zu sein, der Frankreich liebt, aber das Leben ist kurz, und ich habe vor, so wenig wie möglich davon in dunklen Ställen mit Rechtfertigungen vor mit Scheiße bedeckten Landstreichern zu verbringen. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass es für England besser ist, wenn ich diese Mission erfülle.«
    »Nehmen wir an, ich verschwinde vor Joigny... was könnte mich daran hindern, aller Welt über die alten Verbindungen zwischen den Shaftoes und den Churchills zu erzählen?«
    »Niemand von Stand wird je ein Wort von dir glauben, Jack, außer du sagst es unter fachmännisch ausgeführter Folter... Gefährlich bist du nur, wenn du auf der Folterbank irgendeiner bedeutenden Persönlichkeit ausgestreckt liegst. Nebenbei bemerkt ist da noch das Shaftoe-Erbe, an das du denken solltest.« Churchill zog einen kleinen Geldbeutel hervor und schüttelte ihn, um die Münzen klingeln zu lassen.
    »Mir ist sehr wohl aufgefallen, dass Ihr mein Streitross in Besitz genommen habt, ohne dafür zu bezahlen . Das gehört sich nicht.«
    »Der Preis hier drin ist angemessen – ein ordentliches Sümmchen sogar«, sagte Churchill. Dann steckte er den Geldbeutel wieder ein.
    »Oh, jetzt aber -!«
    »Ein nackter galérien kann keinen Geldbeutel bei sich haben, und diese französischen Münzen sind so groß, dass nicht einmal du sie dir in dein Arschloch stopfen kannst, Jack. Ich werde dafür sorgen, dass deine Brut den Gewinn hiervon bekommt, wenn ich wieder in England bin.«
    » Es bekommt oder den Gewinn davon ? In diesen Worten liegt nämlich etwas Glattes, was mich beunruhigt.«
    Churchill lachte wieder, diesmal mit einer

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