Quicksilver
persönliche Qualitäten – vornehme Qualitäten, die hier eine Rolle spielen.«
»Ich bin kein vornehmer Mensch, keine Standesperson – erzählt mir nichts davon. Es beweist nur, dass mein Hass auf die Sklaverei mich irrationale Dinge tun lässt – genau darum bittet Ihr mich nämlich.«
Bob lockerte den Griff um seinen Mantelbausch und setzte sich unsicher auf einen Stapel Bücher.
Eliza fuhr fort: »Sie warf eine Harpune nach meinem Bruder – sie wird ein bisschen Geld nach mir werfen – ist das die Art, wie es funktioniert?«
Bob Shaftoe hob die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen, so leise, dass jedes Geräusch, das er machte, durch das Surren und Ticken der Uhren übertönt wurde.
Eliza zog sich in die Küche zurück und ging nach hinten in eine kühle Ecke, wo einige Wursthäute auf einen Stock aufgerollt worden waren. Sie rollte sechs Zoll davon herunter – nach reiflicher Überlegung zwölf – und schnitt sie ab. Dann machte sie in ein Ende einen Knoten. Den kleinen Strumpf aus Schafdarm streifte sie über den Griff eines Schlachtbeils, das fest aus einem Hackklotz ragte, und brachte dann mit den Fingerspitzen das offene Ende dazu, sich am Griff entlang hochzurollen. Nachdem sie damit erst einmal angefangen hatte, rollte sie mit einer raschen Handbewegung den Darm in seiner ganzen Länge auf, sodass er einen durchsichtigen Wulst bildete, zwischen dem das geknotete Ende sich wie das Fell einer Trommel spannte. Sie raffte ihre Röcke an einem Bein hoch, steckte das Ding in den Saum ihres Strumpfs, der ihr ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels reichte, und ging schließlich wieder in den großen Raum, wo Bob Shaftoe immer noch weinte.
Besondere Finesse war hier nicht notwendig, und so zwängte sie sich zwischen seine Schenkel und drückte ihren Busen an sein Gesicht.
Nach anfänglichem Zögern nahm er die Hände zwischen seinen feuchten Wangen und ihren Brüsten weg. Sein Gesicht fühlte sich für einen Moment kalt an, aber nur für einen Moment. Dann spürte sie, wie seine Hände hinter ihrem Kreuz ineinander griffen, dort, wo ihr Oberteil an den Rock genäht war.
Er hielt sie einen Augenblick lang, weinte nicht mehr, dachte aber nach. Eliza fand das etwas ermüdend, und so hörte sie auf, sein Haar zu streicheln, und fing an, sich auf eine Weise an seinem Ohr zu schaffen zu machen, die er nicht lange aushalten würde. Dann wusste Bob endlich, was er zu tun hatte. Sie konnte sehen, dass für Bob die Entscheidung, was er tun sollte, immer der schwierige Teil, das Tun dagegen ein Leichtes war. In all diesen Jahre der Landstreicherei mit Jack war Bob immer der ältere und vernünftigere Bruder gewesen, der Jack streng in ein Ohr gepredigt hatte, während der Alb der Perversheit ins andere flüsterte, und das hatte ihn zu einer beharrlichen und besonnenen Art Mensch gemacht. Hatte er sich aber einmal entschieden, war er eine abgefeuerte Kanonenkugel. Eliza fragte sich, wie die beiden wohl als Partner gewesen waren und bedauerte die Welt dafür, dass sie es nicht zuließ.
Bob legte einen Arm fest um den schmalsten Teil ihrer Taille und hob sie mit dem Druck ziemlich kräftiger Schenkelmuskeln in die Luft. Ihr Kopf streifte einen staubigen Deckenbalken, und sie umklammerte seinen Kopf und drückte ihn hinunter. Er riss eine Decke von einer Couch; die Bücher, die über die Decke verstreut gewesen waren, lagen danach anders verstreut auf der Couch. Mit Eliza im Arm und der Decke im Schlepptau stapfte er unter dem Knacken der Fußbodendielen mit mächtigen Schritten zu einem elliptischen Esstisch, auf dem die Überreste eines Gelehrtenabendessens herumlagen: Apfelschalen und Goudarinde. Er umkreiste das Ganze langsam und schnippte die Ecken der Tischdecke in die Mitte. Zusammengenommen machten sie die Tischdecke zu einem Abfallbeutel, den er behutsam auf dem Boden ablegte. Dann warf er mit Schwung die Decke über den Tisch, schlug einmal mit der Handfläche darauf, damit sie nicht gleich wieder herunterrutschte, und ließ Elizas Körper auf die Mitte des wollenen Ovals gleiten.
Wie er so über ihr stand, hatte er schon begonnen, an seinen Kniehosen herumzunesteln, was ihr aber verfrüht erschien – deshalb zwang sie ihn, sich auf sie zu legen, indem sie ein Knie sacht zwischen seine Oberschenkel schob und ihn an einem Büschel Haare, das sie zu packen bekommen hatte, herunterzog. So lagen sie eine Weile da, die Oberschenkel verschränkt wie die Finger zweier gefalteter Hände, und Eliza
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