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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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zurück.
    »Es tut höllisch weh«, verkündete sie. »Ich habe das als Demonstration auf mich genommen.«
    »Von was ?«, fragte er, verwundert, benommen, aber mit sich zufrieden.
    »Um Euch zu zeigen, was ich von Ehre halte, wie Ihr es nennt. Wo war Abigail jetzt gerade?«
    Bob Shaftoe versuchte wütend zu werden, ohne großen Erfolg. Ein vornehmerer Engländer hätte sie angefahren: »Was geht Euch das an?«, aber Bob verstummte und versuchte, sich aufzurichten. Darin hatte er mehr Erfolg – zu Anfang -, denn Eliza war kein kräftiges Mädchen. Aber dann kam eine Hand hinter dem Tarnvorhang hervor, und diese Hand hielt einen kleinen türkischen Dolch – sehr hübsch, eine sich hin und her bewegende Klinge aus Damaszener-Stahl -, der auf seinen linken Augapfel zukam und ihn zwang, sich wieder flach hinzulegen.
    »Die Demonstration ist sehr wichtig«, sagte – oder besser, knurrte – Eliza, denn ihre Lage war wirklich sehr unbequem. »Ihr kommt mit aufgeblasenem Gerede über Ehre daher und erwartet von mir, dass ich in Verzückung gerate und Abigail für Euch zurückkaufe. Ich habe viele Männer über Ehre reden hören, solange Damen im Raum waren, und dann gesehen, wie jeder Gedanke daran sie verließ, sobald die Begierden und Schrecken des Körpers ihre edlen Absichten überwältigten. Wie Royalisten, die ihre polierten Rüstungen und leuchtenden Standarten wegwarfen, um vor einem angreifenden Landstreicherheer davonzulaufen. Ihr seid nicht schlechter – aber auch nicht besser. Ich werde Euch nicht helfen, weil ich von Eurer Liebe zu Abigail berührt oder von Eurem Gefasel über Ehre bewegt bin. Ich werde Euch helfen, weil ich etwas mehr sein möchte als nur eine weitere Welle, die sich auf einem gottverlassenen Strand ausbreitet und vergeht. Monsieur Mansart baut vielleicht majestätische Häuser, um zu beweisen, dass er einmal existiert hat, und Ihr heiratet vielleicht Eure Abigail und zieht einen Shaftoe-Clan groß. Falls ich mir aber auf dieser Welt einen Namen machen sollte, wird er etwas mit der Sklaverei zu tun haben. Ich werde Euch nur so weit helfen, wie es diesem Ziel dient. Und die Freiheit einer Maid zu erkaufen, dient ihm nicht. Aber Abigail könnte mir auf andere Weise nützlich sein... Ich werde darüber nachdenken müssen. So lange ich das tue, wird sie Sklavin dieses Upnor sein. Falls sie sich überhaupt an Euch erinnert, dann als einen Überläufer und Feigling. Ihr werdet ein jämmerlicher armer Tropf sein. Und mitten in der Zeit der Schwermut werdet Ihr das Vernünftige an meiner Position vielleicht einsehen.«
    Jetzt wurde die Unterhaltung – wenn man sie überhaupt so nennen konnte – von einem mächtigen Räuspern am anderen Ende des Raums unterbrochen, bei dem Gallonen von Luft Schleimklümpchen aus dem Hauptkanal hinausbeförderten. »Wo wir schon von Positionen sprechen«, sagte eine raue holländische Stimme, »wäret Ihr und Euer verehrter Freund wohl so nett, eine andere zu finden? Da Ihr nämlich das Schlafen unmöglich gemacht habt, würde ich gerne essen .«
    »Mit dem größten Vergnügen, mijnheer , aber Eure Mieterin hält mir einen Dolch ans Auge«, sagte Bob.
    »Ihr seid viel gelassener im Umgang mit Männern als mit Frauen«, bemerkte Eliza, sotto voce .
    »Eine Frau wie Ihr wird einen Mann nie gelassen antreffen, außer Ihr schaut ihn Euch durch ein Astloch an«, erwiderte Bob.
    Erneutes Räuspern des Hausbesitzers, eines jovialen, angegrauten Herrn Mitte fünfzig mit allem, was das in Sachen Augenbrauen bedeutete. Eine davon hatte er wie eine pelzartige Fahne hochgezogen und starrte darunter hervor Eliza an; typisch für einen Astronomen, der am besten mit nur einem Auge sah. »Der Doktor hat mich vorgewarnt, dass ich mit sonderbaren Besuchern rechnen müsste … von geschäftlichen Transaktionen hat er nichts gesagt.«
    »Manche würden mich eine Hure nennen, und manche werden es tun«, räumte Eliza ein und warf Bob einen scharfen Blick zu, »aber in diesem Fall unterstellt Ihr zu viel, Monsieur Huygens. Die Transaktion , über die wir sprechen, hat nichts mit dem Akt zu tun, den wir vollzogen haben...«
    »Warum tut Ihr dann beides auf einmal? Habt Ihr es so eilig ? Ist das die Art, wie man es in Amsterdam macht?«
    »Ich versuche, diesem Burschen hier einen klaren Kopf zu verschaffen, damit er rückhaltloser denken kann«, sagte Eliza und richtete sich dabei auf, denn ihr Rücken begann zu ermüden, und ihr Mieder zwickte sie in den Magen.
    Bob schlug ihre Hand

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