Quicksilver
zum Stehen. Daniel erblickte flüchtig eine Hecke und die Ecke eines schönen Herrenhauses, ehe sein Blick aus dem Kutschfenster vom Kopf und mehr noch vom Hut eines Hauptmanns der Blauen Garde verstellt wurde. »William Penn«, sagte William Penn. Dann fügte er widerstrebend hinzu: »Und Dr. Daniel Waterhouse.«
Es war nur ein kleines Haus, nahe genug bei Den Haag, um leicht erreichbar zu sein, doch so weit davon entfernt, dass die Luft sauber war. Wenn sich Wilhelm von Oranien hier aufhielt, plagte ihn sein Asthma nicht, weshalb er zu den Zeiten des Jahres, in denen er sich unbedingt in Den Haag aufhalten musste, hier wohnte.
Penn und Waterhouse wurden in eine Wohnstube geführt. Draußen herrschte raues Wetter, und obwohl auf dem Herd ein frisches Feuer loderte, dessen Flammen gelegentlich ins Zimmer leckten, machten weder Penn noch Waterhouse Anstalten, die Mäntel abzulegen.
Es war eine junge Frau anwesend, eine zierliche Frau mit großen blauen Augen, und Daniel nahm zunächst an, es handele sich um eine Holländerin. Doch nachdem sie die beiden Besucher Englisch miteinander hatte reden hören, sprach sie sie auf Französisch an und erklärte irgendetwas über den Prinzen von Oranien. Penns Französisch war viel besser als das von Daniel, weil er ein paar Exilantenjahre in einem (mittlerweile aufgelösten) protestantischen College in Saumur verbracht hatte, deshalb wechselte er nun einige Sätze mit dem Mädchen und sagte dann zu Daniel: »Heute ist ein ausgezeichneter Tag zum Sandsegeln.«
»Das hätte ich mir aufgrund des Windes auch schon denken können.«
»Wir werden den Prinzen erst in einer Stunde sehen.«
Die beiden Engländer blieben vor dem Herd stehen, bis sie von beiden Seiten gut gewärmt waren, und ließen sich dann auf Stühlen nieder. Die junge Frau, die ein ziemlich biederes holländisches Kleid trug, setzte einen Topf Milch auf und beschäftigte sich dann mit Küchenverrichtungen. Nun war es an Daniel, irritiert zu sein, denn das Äußere der jungen Frau hatte etwas, das ihn vage beunruhigte oder ärgerte, und dem war nur dadurch abzuhelfen, dass er sie weiter ansah und der Sache auf den Grund zu kommen versuchte; wodurch sich das Gefühl verschlimmerte. Oder vielleicht auch linderte. So saßen sie eine Zeit lang da, Penn brütete über die Alleghenies nach, und Waterhouse versuchte zu enträtseln, was ihn an dieser Frau so provozierte. Die Empfindung war dem nagenden Gefühl verwandt, dass er einen Menschen vor sich hatte, dem er schon einmal begegnet war. Aber dem war nicht so; er war sich sicher, dass es das erste Mal war. Und dennoch war da dieser unstillbare Juckreiz.
Sie sagte irgendetwas, das Penn aus seiner Träumerei riss. Penn richtete den Blick auf Daniel. »Das Mädchen ist gekränkt«, sagte er. »Sie sagt, dass es in Amsterdam Frauen von unaussprechlicher Natur geben mag, die nichts dagegen haben, so angesehen zu werden, wie Ihr sie anseht; aber wie könnt Ihr, ein Besucher auf holländischem Boden, es wagen, Euch solche Freiheiten herauszunehmen?«
»Da hat sie mit fünf Worten Französisch aber viel gesagt.«
»Sie hat sich kurz gefasst, weil sie mir Witz zutraut. Ich bin ausführlicher, weil ich Euch solche Hochachtung nicht erweisen kann.«
»Wisst Ihr, sich dem König lediglich deshalb zu beugen, weil er Euch mit einer Duldungserklärung vor der Nase herumfuchtelt, ist noch kein Beweis von Witz – mancher würde sogar sagen, es beweist das Gegenteil.«
»Wollt Ihr wirklich einen neuen Bürgerkrieg, Daniel? Wir beide sind während eines solchen Krieges aufgewachsen – einige von uns haben sich dafür entschieden, sich Neuem zuzuwenden – andere, so scheint es, wollen ihre Kindheit noch einmal erleben.«
Daniel schloss die Augen und sah das Bild, das sich vor fünfunddreißig Jahren in seine Netzhäute eingebrannt hatte: Drake, wie er den Kopf eines steinernen Heiligen durch ein Buntglasfenster schleuderte, sodass das farbenfrohe Bild von grüner englischer Hügellandschaft abgelöst wurde und silbriges Geniesel durch die Öffnung eindrang wie der Heilige Geist und sein Gesicht benetzte.
»Ich glaube, Ihr erkennt nicht, was wir jetzt aus England machen können, wenn wir es nur versuchen. Ich bin in dem Glauben großgezogen worden, dass ein Weltuntergang bevorsteht. Ich glaube das schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber die Leute, die an diesen Weltuntergang glauben, sind meine Leute, und ihre Denkungsart entspricht der meinen. Ich bin in diesem Punkt
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