Quicksilver
und schöner als Eliza, kam herbeigeeilt und begann die schimmernden, verkrusteten Zeugnisse einer Schokoladenschlemmerei abzuräumen. Das Geklapper der Tassen und Löffel schien Wilhelm stärker zu irritieren als Geschützfeuer auf einem Schlachtfeld. Er schob sich auf seinen Lehnstuhl weit zurück, schloss die Augen und wandte das Gesicht dem Feuer zu. Für ihn glich die Welt einem dunklen, geschlossenen Keller, durchzogen von einem Netz verborgener Kanäle, fragil und unregelmäßig wie Spinnweben, durch die von Zeit zu Zeit undeutliche Nachrichtenchiffren übermittelt wurden, und so war ein Feuer, das deutliche, kräftige Strahlen in alle Richtungen warf, so etwas wie ein Wunder, ein heidnischer Gott, der in einer filigranen gotischen Kapelle erschien. Eliza blieb stumm, bis der Knabe fertig war, im Zimmer wieder Stille herrschte und die Falten und Runzeln im Gesicht des Prinzen sich geglättet hatten. Er war Mitte dreißig, doch die in Sonne und Gischt verbrachte Zeit hatte ihm die Haut und das Schlachtfeld die Mentalität eines älteren Mannes verliehen.
»Beide glauben dasselbe, und beide glauben es aufrichtig«, sagte Eliza in Bezug auf die beiden Engländer. »Beide sind durch Leiden auf die Probe gestellt worden. Zuerst dachte ich, der dicke sei korrumpiert worden. Aber der schlanke ist nicht dieser Meinung.«
»Vielleicht ist der schlanke naiv.«
»Nicht in dieser Hinsicht. Nein, die beiden gehören einer gemeinsamen Sekte oder dergleichen an – sie kannten sich schon vorher. Sie mögen einander nicht, und sie sind sich uneins, aber Verrat, Korruption, irgendein Abweichen von dem gemeinsamen Weg, für den sie sich entschieden haben, das ist unvorstellbar. Ist das dieselbe Sekte wie die von Gomer Bolstrood?«
»Ja und nein. Die Puritaner gleichen den Hindus – unglaublich verschieden und dennoch alle von einem Typus.«
Eliza nickte.
»Was fasziniert Euch eigentlich so an den Puritanern?«, fragte Wilhelm.
Die Frage wurde nicht in freundlichem Ton gestellt. Er verdächtigte sie irgendeiner Schwäche, irgendeines verborgenen Motivs. Sie sah ihn an wie ein kleines Mädchen, das gerade von einem Karren angefahren worden ist. Es war ein Blick, angesichts dessen die meisten Männer dahingeschmolzen wären wie Butter an der Sonne. Er verfehlte seine Wirkung. Eliza hatte bemerkt, dass sich Wilhelm von Oranien mit vielen hinreißenden Knaben umgab. Aber er hatte außerdem auch eine Mätresse, eine Engländerin namens Elizabeth Villiers, die eher mäßig schön, aber bekanntermaßen intelligent und voller Witz war. Der Prinz von Oranien würde sich niemals dadurch verwundbar machen, dass er ausschließlich auf ein Geschlecht zurückgriff; was er an Begierde für Eliza empfinden mochte, konnte er mühelos auf jenen Hausknaben umleiten, so wie holländische Bauern ihre Schleusentore handhabten, um ein bestimmtes Feld statt eines anderen zu bewässern. Das jedenfalls wollte er durch die Gesellschaft, in der er sich bewegte, vermitteln.
Eliza spürte, dass sie ganz unabsichtlich in Gefahr geraten war.Wilhelm war bei ihr auf eine Unstimmigkeit gestoßen, und wenn diese keine zufrieden stellende Erklärung fand, würde er Eliza als Feindin abstempeln. Und während Ludwig XIV. seine Feinde im goldenen Käfig von Versailles hielt, hatte Wilhelm vermutlich direktere Methoden, mit ihnen umzugehen.
Die Wahrheit war gar nicht so schlimm. »Ich finde sie interessant«, sagte Eliza schließlich. »Sie sind so anders als alle anderen. So eigenartig. Aber sie sind keine Dummköpfe, sie sind äußerst ernst zu nehmen; Cromwell war nur ein Vorspiel, eine Fingerübung. Dieser Penn beherrscht einen Besitz, der ungeheuer weitläufig ist. In New Jersey sitzen Quäker, und in Massachusetts wimmelt es von verschiedenen Arten von Puritanern. Gomer Bolstrood pflegte die verblüffendsten Dinge zu sagen... der Sturz der Monarchie war noch das Geringste. Er sagte, vor Gott seien Neger und Weiße gleich, überall müsse jegliche Sklaverei abgeschafft werden, und seine Leute würden niemals ablassen, bis jeder es so sehe wie sie. ›Zuerst ziehen wir die Quäker auf unsere Seite, denn sie sind reich‹, sagte er, ›dann die anderen Nonkonformisten, dann die Anglikaner, dann die Katholiken, dann die ganze Christenheit.‹«
Während sie sprach, hatte Wilhelm seinen Blick wieder dem Feuer zugewandt und gab so zu erkennen, dass er ihr glaubte. »Dass Euch Neger faszinieren, ist sehr absonderlich. Aber ich habe beobachtet, dass die besten
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