Quicksilver
bewerkstelligt, so dass alle Gäste der Abendgesellschaft vollkommen überrascht waren. Anschließend kreuzte die Traumflotte fast eine Stunde lang auf dem Kanal auf und ab, und alles drängte sich am Ufer, um sie zu bewundern. Jedes Schiff stand für eine Tugend, die La France repräsentiert, zum Beispiel Fruchtbarkeit, Heldenmut, Frömmigkeit, et cetera, et cetera , und jedes hatte als Kapitän einen Herzog oder Prinzen im entsprechenden Kostüm. Während sie den Kanal auf und ab trieben, warfen sie die erbeuteten Goldmünzen als Goldregen in die Reihen der Gäste.
Der Dauphin trug eine goldene Seemannsjacke, bestickt mit... Inzwischen habe ich diesen Upnor gesehen. Er nimmt einen hohen Rang am Hof von James II. ein und hat viele Freunde in Frankreich, denn er war als Junge zur Zeit Cromwells hier. Alle Welt möchte etwas über sein protestantisches Sklavenmädchen hören, und er gibt höchst bereitwillig Auskunft. Er ist zu wohlerzogen, um offen Häme zu zeigen, aber es ist nicht zu übersehen, dass es ihm großes Vergnügen bereitet, sie zu besitzen. Hier wird die Versklavung von Rebellen in England mit der französischen Gepflogenheit gleichgesetzt, Hugenotten auf die Galeeren zu schicken, und für menschlicher erachtet, als sie einfach alle zu töten, wie man es in Savoyen gemacht hat. Ich war nicht sicher gewesen, ob ich Bob Shaftoes Geschichte Glauben schenken durfte, und war darum ganz schön verblüfft, Upnor höchstpersönlich zu sehen und darüber reden zu hören. Ich empfinde es als eine Schande – einen Skandal, den die Schuldigen gerne vor der Welt verbergen würden. Doch für sie ist das nichts. Ich leide zwar einerseits mit Abigail Frome mit, bin aber andererseits froh, dass das passiert ist. Wenn die Sklavenhändler mehr Zurückhaltung gezeigt und sich ihre Opfer weiterhin nur aus Schwarzafrika geholt hätten, würde niemand es bemerken oder sich Gedanken darüber machen – selbst ich muss zugeben, dass ich wie jeder andere Zucker in meinen Kaffee tue, ohne an die weit entfernten Neger zu denken, die ihn für mich geerntet haben. Für James und seinesgleichen bedeutet es ein größeres Risiko, in Irland Menschen zu Sklaven zu machen, auch wenn sie Verbrecher sind. Aber englische Mädchen aus verträumten Städtchen zu nehmen, ist fast jedem (die Bewohner von Versailles ausgenommen) zuwider und eine Einladung zur Rebellion. Nachdem ich Upnor zugehört habe, bin ich sicherer denn je, dass es in England bald zu einem bewaffneten Aufstand kommen wird – James ist anscheinend derselben Ansicht, denn es geht das Gerücht, er habe am Rand von London große Heerlager errichtet und seine ausgezeichneten Regimenter mit Geld überhäuft. Ich fürchte nur, dass die Menschen dieses Landes im Chaos und Begeisterungstaumel der Rebellion die Schulmädchen von Taunton und ihre Bedeutung für die Sklaverei im Allgemeinen vergessen werden... dessen Ruder und Pinne alle mit echten Weinreben überwuchert waren.
Verzeiht mir diese endlose Beschreibung der verschiedenen Herzöge und ihrer Traumschiffe, ich schaue auf die paar vorausgehenden Seiten zurück und stelle fest, dass ich mich ziemlich vergessen habe.
An Gottfried Wilhelm Leibniz Oktober 1687
Doktor, Familie, Familie, Familie 61 ist alles, worüber jeder sprechen will. Ihr mögt Euch fragen, wer denn mit mir spricht. Die Antwort lautet, dass es in gewissen abgeschiedenen Winkeln dieses riesigen Schlosses große Salons gibt, die ausschließlich für das Spiel bestimmt sind, das Einzige, womit diese Adligen ihr Leben interessant machen können. An diesen Orten ist die übliche Etikette aufgehoben, und jeder spricht mit jedem. Der Trick besteht natürlich darin, zuerst einmal Zugang zu einem solchen Salon zu bekommen – aber nach meinem Erfolg mit dem »Fall von Batavia« standen mir einige dieser Türen offen (Hintertüren allerdings – ich muss durch die Dienstboteneingänge kommen), und so ist es für mich gar nichts Ungewöhnliches mehr, Worte mit einer Herzogin oder gar einer Prinzessin zu wechseln. Ich halte mich jedoch nicht so oft dort auf, wie Ihr vielleicht denkt, denn wenn man dort ist, muss man auch spielen, und ich finde kein Vergnügen daran. Ich verabscheue es ebenso wie die Leute, die es tun, trifft es besser. Doch manche der Männer, die diesen Brief hier lesen werden, sind leidenschaftliche Spieler und so halte ich mich lieber bedeckt.
Immer häufiger fragen Leute mich nach meiner Familie. Irgendjemand hat das Gerücht in die Welt gesetzt,
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