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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Society anknüpfen. Daniel Waterhouse ist deren Sekretär. Ich werde ein Essen geben.«
    »Der Name Fatio klingt vertraut«, sagte William abwesend. »Er hat mich bedrängt, ihm eine Audienz zu gewähren.«
    »Ich werde herausfinden, was er will.«
    »Gut.«
    »Und was ist mit der anderen Sache?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr habt gesagt, Ihr hättet in Versailles etwas Wichtiges für mich zu tun.«
    »Ja. Kommt noch einmal zu mir, bevor Ihr geht, dann erkläre ich es Euch. Jetzt bin ich müde, müde vom Reden.Was Ihr dort für mich tun müsst, ist entscheidend, alles dreht sich darum, und ich möchte meine fünf Sinne beisammen haben, wenn ich es Euch erkläre.«
M. Descartes hat es dahin gebracht, dass seine Vermutungen und Fiktionen als Wahrheiten angesehen werden. Und den Lesern seiner Philosophischen Prinzipien ist etwas Ähnliches widerfahren wie den Lesern von Romanen, die erfreuen und den gleichen Eindruck machen wie wahre Geschichten. Die Neuheit der Bilder seiner kleinen Teilchen und Wirbel ist höchst gefällig. Als ich das Buch... zum ersten Male las, schien es mir, als ginge alles mit rechten Dingen zu; und wenn ich auf eine Schwierigkeit stieß, glaubte ich, es läge an mir, weil ich sein Denken nicht richtig verstand... doch da ich seither von Zeit zu Zeit Dinge darin entdeckt habe, die offenkundig falsch, und andere, die höchst unwahrscheinlich sind, habe ich mich von der einst gefassten Eingenommenheit gänzlich gelöst und finde in seiner ganzen Physik nun fast gar nichts mehr, was ich als wahr akzeptieren kann …
Huygens, S. 186 von Westfalls
The Concept of Force in Newton’s Physics:
The Science of Dynamics in
The Seventeenth Century (1971)
    Christaan Huygens saß am Kopfende des Tisches, dem Perihelion der Ellipse, und Daniel Waterhouse am gegenüberliegenden Ende, dem Aphelion. Dazwischen saßen Nicolas Fatio de Duilliers und Eliza einander gegenüber. Diverse Angehörige einer Familie, die schon lange Dienstboten in diesem Hause waren, trugen ein aus Gänsebraten, Schinken und Wintergemüse bestehendes Essen auf. Urheberin der Sitzordnung war Eliza. Huygens und Waterhouse durften nicht nebeneinander sitzen, da sie sonst praktisch miteinander verschmelzen und kein Wort mehr zu den anderen sagen würden. So war es besser: Fatio würde nur mit Waterhouse und dieser nur mit Eliza reden wollen, und sie würde so tun, als hätte sie nur für Huygens Ohren: Auf diese Weise würden die Gäste einander im Uhrzeigersinn ins Gespräch zu ziehen versuchen, und mit etwas Glück würde tatsächlich eine Unterhaltung zustande kommen.
    Es war nahe der Zeit der Sonnenwende, die Sonne war schon am Nachmittag untergegangen, und im Schimmer eines Stilllebens von Kerzen, die in wachsverkrusteten Flaschen steckten, schwebten die Gesichter der Anwesenden in der Dunkelheit wie Jupitermonde. Das Ticken von Huygens’ Uhrwerk am anderen Ende des Zimmers war zunächst störend, fügte sich später jedoch in die Struktur des Raums ein; wie ihren Herzschlag konnten sie es hören, wenn sie wollten, und sein stetiger Verlauf bestätigte ihnen, dass alles in Ordnung war, und erinnerte sie zugleich daran, dass die Zeit fortschritt. Es fiel schwer, in Gesellschaft so vieler Uhren unzivilisiert zu sein.
    Daniel Waterhouse war als Erster gekommen und hatte sich sofort bei Eliza dafür entschuldigt, dass er sie zuvor für eine Hausmagd gehalten hatte. Die nahe liegende Frage, was sie in Wirklichkeit sei, hatte er allerdings nicht gestellt. Sie nahm seine Entschuldigung mit bissigem Amüsement entgegen und verweigerte dann jede weitere Erklärung. Das war leichtes Flirten der alltäglichsten Sorte – in Versailles hätte es nur entnervtes Augenverdrehen hervorgerufen, wenn es überhaupt jemand zur Kenntnis genommen hätte. Es hatte jedoch mehr als ausgereicht, um Waterhouse in tiefste Konsterniertheit zu stürzen. Eliza fand das ein wenig beunruhigend.
    Er hatte es erneut versucht: »Mademoiselle, ich wäre alles andere als...«
    »So sprecht doch Englisch«, hatte sie auf Englisch gesagt. Das hatte ihm praktisch die Besinnung geraubt: erstens vor Überraschung darüber, dass sie überhaupt Englisch sprach, zweitens vor Entsetzen darüber, dass sie sein ganzes Gespräch mit William Penn mit angehört hatte. »Also, was wolltet Ihr gerade sagen?«
    Er bemühte sich heftig, sich zu erinnern, was er gerade hatte sagen wollen. Bei einem halb so alten Mann wäre eine derartige Verwirrtheit anbetungswürdig gewesen. So aber war Eliza

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