Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)
unausgesprochener Worte, beladen mit Erinnerungen.
„Rose …“
Sie blickte in seine Augen, und der Raum und ihr Gastgeber rückten in den Hintergrund. Zögerliche Schritte brachten sie näher zu ihm, während auch er sich auf sie zubewegte, als zögen ihn unsichtbare Fäden.
Für einen Moment erlaubte sie sich, sich der Situation zu ergeben, seinen Duft aufzunehmen, seine Gegenwart. Einen schwachen Augenblick lang wünschte sie sich, es könnte anders sein, dass sie ehrlich mit ihm sein könnte, dass sie ihm die Wahrheit sagen könnte. Dass sie alles gestehen könnte.
Als er seine Hand zu ihrem Gesicht hob, schmiegte sie sich hinein. Sie wollte seine Berührung, sehnte sich danach. Als seine Fingerspitzen sich mit ihrer Wange verbanden, schloss sie ihre Lider und atmete tief ein. Sie ließ den Atemzug nicht wieder heraus, denn er hätte sich zu einem Schluchzen geformt.
Quinns Herz frohlockte bei ihrem Anblick. „Du lebst!“
Freude erfüllte jede Zelle seines Körpers, ließ ihn sich zum ersten Mal seit zweihundert Jahren lebendig fühlen. Gleichzeitig wanderten seine Augen gierig über ihren Körper, nicht fähig, genug von ihrem Anblick zu bekommen.
Sie war so jugendlich-frisch wie das letzte Mal, als er sie gesehen hatte. Er war aus dem Krieg zurückgekehrt, um sie für sich zu fordern. Sie hatte genauso ausgesehen wie jetzt. Ihr Haar war golden, ihre Augen glitzerten in einem tiefen Blauton, ihre roten Lippen flehten nach einem Kuss. Keine einzige Falte markierte ihr makelloses Gesicht. Und ihr Körper: schlank, jung und durch und durch verführerisch. Damals war sie in der Mode der damaligen Zeit gekleidet gewesen, ihre Beine immer verhüllt von einer dicken Lage Stoff. Hätten die Männer ihre Beine damals so gesehen, wie er sie jetzt sehen konnte, in engen, figurbetonten Jeans, hätten sie sich öffentlich lächerlich gemacht.
Ja, öffentliche Erklärungen von Lust hätte es gegeben.
Auch er wollte sie jetzt packen. Er hob eine Hand, berührte ihr goldenes Haar. Sie war keine Illusion, die sein liebeskrankes Ich heraufbeschworen hatte – sie war echt. Fleisch und Blut.
Seine Finger berührten sie, strichen über ihre seidene Haut.
Seine Rose lebte. So schön wie damals, jedoch anders: Sie war ein Vampir.
Diese Erkenntnis brauchte nur Sekunden, um in ihn einzudringen. Zu verarbeiten, was dies bedeutete, dauerte länger: Sie hatte all die Jahre gelebt, während er sie für tot gehalten hatte, während er um sie getrauert hatte.
In dem Moment als diese Erkenntnis Halt fand, riss etwas in seinem Inneren. Das Herz, das zweihundert Jahre die Liebe zu ihr in sich getragen hatte, brach entzwei. Ein Abgrund, so tief wie die St.-Andreas-Spalte, tat sich vor ihm auf.
Seine Stimme wurde eisig, als er sich wieder an sie richtete. „Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass du tot wärst.“
All die Jahre war sie am Leben gewesen und hatte ihn nie aufgesucht. Hatte sie ihn denn nicht zumindest ein bisschen geliebt? Zweihundert Jahre hatte er um sie getrauert, geschmachtet, und sie war die ganze Zeit am Leben gewesen.
„Das habe ich nicht getan.“
Ihre Stimme nach so langer Zeit das erste Mal zu hören brachte ihn fast um den Verstand. Abgesehen von den Worten war der Klang süß wie Vogelgesang. Er wusste, dass er ein Idiot war, doch wenn es Rose betraf, war er nie im Besitz all seiner Sinne gewesen.
„Ich war an deinem Grab! Ich habe den Grabstein gesehen. Du starbst kurz nach meiner Rückkehr aus dem Krieg.“
Sie machte eine abweisende Handbewegung. „Ich bin auch gestorben.“ Dann versteifte sie ihr Rückgrat. „Aber ich bin nicht hier, um über die Vergangenheit zu sprechen. Ich bin hier, um unseren Enkel zu beschützen.“
Erschreckt taumelte er einige Schritte zurück. „Wen?“, würgte er heraus.
„Nun, Blake ist unser Ur-ur-ur-ur-enkel, aber dieses Wort ist einfach zu lang.“
Gott, wie einfach es für sie war, zu ihm zu sprechen, als bedeutete es ihr nichts, als berührte sie dieses Wiedersehen kein bisschen. Ihre Worte klangen so sachlich, wohingegen er kaum einen ganzen Satz formen konnte. Wie kalt sie war, die Frau, die er einst seine Ehefrau genannt hatte.
„Wir hatten ein Kind?“, konnte er nur stammeln, während er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
„Eine Tochter.“
Ein Räuspern ließ ihn sich zu dem Geräusch hinwenden.
„Ich denke, ich lasse euch besser alleine“, sagte Gabriel, als er zur Tür ging.
Quinn hatte gar nicht bemerkt, dass dieser
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