Quintessenzen
Wes halb »near perfection« lediglich in Computerprogrammen etwas verloren hat, mittels derer man Atomkraftwerke steuert oder den internationalen Zahlungsverkehr, aber nicht im alltäglichen Leben und auch nicht in der Kunst.
Und natürlich lässt sich das viel kürzer sagen: Hey, komm raus aus der Küche und serviere deine tollen 95 % -Gerichte, wir haben Hunger.
Große Erwartungen
Der sicherste Weg ins Unglück ist die Vorstellung, du hättest Kontrolle über dein Leben. Damit fährst du nämlich nur so lange prima, wie sich alles nach deinen Wünschen und Plänen entwickelt.
Du könntest auf deinem Weg, solange er dir angenehm erscheint, dem Irrglauben erliegen, dein Erfolg hätte mit deinem klugen Planen und Handeln zu tun, aber genau darin liegt die Gefahr. Geht nämlich irgendwas gründlich schief, bist du seelisch und intellektuell nicht vorbereitet und kannst dann wahlweise dir die Schuld geben oder den anderen oder Gott oder sonst wem, aber der Weg zu der Erkenntnis ist dir verstellt, dass du bislang einfach nur Schwein hattest (nicht → Das eine Glück ).
Du fährst daher wesentlich besser mit dem Wissen, dass das Leben nicht gerecht ist, sondern grundsätzlich voller Zufälle, Schlaglöcher und Hindernisse. Bleiben dir diese Schlaglöcher längere Zeit erspart, ist das weniger deiner Planung geschuldet denn einem gnädigen Schicksal. Bleibst du heute gesund, sterben deine Lieben heute nicht einfach so weg, wirst du heute nicht von einem Meteor erschlagen, verlierst du heute nicht Job, Vermögen oder andere Kleinigkeiten, ist das nicht dein Verdienst. Du hast keinerlei Einfluss auf die großen Ent scheidungen über dein Leben.
Sei nicht ohne Erwartungen, das wäre deprimierend. Im Gegenteil: Erwarte viel, plane, arbeite darauf hin – und sei nicht enttäuscht, wenn’s nicht passiert.
Erwarte aber vor allem nicht, dass dies und das passiert, weil du dies und das getan hast. Freu dich wie Bolle, wenn es passiert. Aber wenn es nicht passiert, zuck die Achseln und probier’s morgen noch mal. Die Chancen stehen nicht so schlecht, dass es das (übrigens unbestechliche) Schicksal wieder besser mit dir meint.
Das ¾ Leben
Wie in so vielem bist du auch hinsichtlich deiner Berufswahl, frei – freier jedenfalls als die meisten Menschen, die derzeit auf dieser Welt leben und erst recht freier als die Generationen vor uns. Du kannst also wählen – im weiten Rahmen deiner Interessen, Möglichkeiten und deines Talents.
Da Arbeit nicht nur das halbe Leben ist, sondern circa 3 / 4 des Lebens ausfüllt, such dir eine Tätigkeit, die dir Freude bereitet. Der Rat Älterer, du solltest dir vor allem etwas »Sicheres« suchen, etwas, das → Geld bringt, ist entweder aus Dummheit geboren oder aus dem Willen, dein Leben möge zu ¾ frustrierend verlaufen – also so wie das derer, die dir solche blöden Ratschläge geben.
Sicherheit und Geld sind im Zusammenhang mit deinem Tagwerk zwar nicht völlig egal, aber bestenfalls zweit- oder drittrangig. Keine Sicherheit und kein Geld der Welt gleichen das Unglück aus, das du in einem ungeliebten Job tagtäglich empfindest. Und wenn du täglich etwas tust, was dir Freude macht, wird auch Geld zur Nebensache.
Es gibt glückliche Friseurinnen. Es gibt glückliche Krankenschwestern. Womit ich nicht gesagt haben will, du solltest diese Berufe wählen, dazu kenne ich dich zu gut. Es gibt auch glückliche Bankkauffrauen, glückliche Verkäuferinnen, vielleicht sogar glückliche Steuerberater, auch wenn sich mir nicht erschließt, wie das geht.
Es gibt aber vor allem auch glückliche wohlhabende Friseure. Oder glückliche wohlhabende Köche. Die aber werden ihre Berufe nicht aus Sicherheitsgründen gewählt haben oder weil diese Geld bringen, sondern aus den oben genannten Gründen: Weil sie Freude haben wollten.
Fortune vorausgesetzt, kommen ausreichend oder mehr Geld und Sicherheit auf dem Weg zur Freude dazu; ohne Fortune bleibt dir nichts als Freude, also ¾ der Lebensmiete.
Lass daher nicht Sicherheit und Rentenansprüche zu deinen Leitsternen werden, wenn du dich fragst, womit du den größten Teil deiner Lebenszeit zubringen willst. Folge deinen Talenten und Herzenswünschen, soweit es irgend möglich ist. (Und nur sofern eine eigene Yacht und fünf Mal jährlich Schuheshoppen in Mailand ganz oben auf deiner Wunschliste stehen, prüfe die Karriereoptionen Waffenhändlerin und Model.)
Zur Berufswahl im Detail nur eine ganz undetaillierte Beobachtung: Es gibt
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