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Quintessenzen

Quintessenzen

Titel: Quintessenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Tätigkeiten, die man relativ leicht zu beherrschen lernt (Anstreicherin, Verkäuferin etc.), Tätigkeiten, die eine lange Ausbildung erfordern, aber dennoch perfekt beherrscht werden können (Gehirnchirurgin, Archäologin etc.) und Tätigkeiten, die man nach langen, langen Jahren sehr sicher beherrscht, aber nie ganz – weil sich das Umfeld, in dem sie stattfinden, im Lauf der Zeit ständig ändert (Künstlerin, Philosophin etc.). Aus welcher dieser drei Kategorien du deinen Beruf wählst, ist eine Frage an dein Innerstes, deine Seele, denn für alle drei Arten spricht natürlich einiges. Wer große Freude an der Illusion eines beherrschbaren Schicksals hat, sollte tunlichst die Finger von Berufen der zuletzt genannten Kategorie lassen – er oder sie wird ja nie fertig mit seiner oder ihrer Ausbildung. Wer sich hingegen sofort langweilt, sobald er etwas perfekt beherrscht, der meide die Berufe der ersten Kategorie – und vielleicht auch die der zweiten.
    Mir erscheinen die Berufe der zweiten und dritten Kategorie ideal, um auf dem schmalen Grat zu wandeln, der als unser Lebenskönigsweg in immer sonniger und sinniger Höhe verläuft – zwischen dem Abgrund Langeweile links und dem Abgrund Frustration rechts (und so, wie ich dich und deine schlanken Füße kenne, wirst du ihn in italienischen Schuhen gehen).
    Überzeugungsarbeit
    Wie, du bist wunschlos im Hier und → Jetzt ? In deinem Leben gibt es keine Rivalitäten, denn du weißt, dass alles Vergleichen Blödsinn ist ( → Vergleichsweise) , du weißt, dass → Liebe (wahre) alles ist und alles andere nichts, und du hast → Die Ich-Arena längst hinter dir gelassen?
    Gut, dann kannst du das hier überblättern …
    Aber falls du das da oben noch nicht vollständig unterschreiben kannst, gestatte mir ein paar unsortierte Anmerkungen zum profanen Irgendwaswollen, was andere nicht oder nicht sofort ebenfalls wollen. Lassen wir den Sonderfall »Du bist Königin resp. der Boss und kannst alles entscheiden« beiseite, denn in dem Fall kannst du ja eh machen, was du willst, vor allem Ansagen, die dann befolgt werden. Nehmen wir stattdessen die 99 % Normalfälle. Also die, in denen wir alle (= alle Egoisten) irgendwas wollen und selten dasselbe. Hierzu vergegenwärtige dir, was du über die → Hauptdarsteller weißt, und mit diesem Wissen in Herz und Kopf nimm in jeder Gruppensituation eine rasche und grobe Einschätzung der Stärken, Schwächen, Ängste und Sehnsüchte der einzelnen dich umgebenen Menschen vor. Vergiss dabei aber nicht den einen Menschen, den du nur im Spiegel siehst. Sun Tsu hat recht, wenn er vielzitiert festhält: »Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.« Das gilt für den Krieg, über den Meister Sun schrieb, aber es gilt auch für den Kleinkrieg um alles, was wir so wollen. Und andere eben nicht.
    Anders als Feldherr Sun Tsu haben wir es aber nicht nur mit feindlichen Armeen zu tun, sondern müssen auch unsere Verbündeten richtig einschätzen, denn jene sind ja nicht irgendwelche Soldaten, die machen, was wir ihnen sagen. Und auch wenn du selbst am besten weißt, was für alle Hauptdarsteller in deinem Team am besten ist, werden sie dir noch lange nicht folgen.
    Kennst du indes die Wünsche und Ängste aller Mitglieder des Teams, das dich umgibt, kannst du diese Einzelnen respektvoll beeinflussen. (Du kannst sie auch gegeneinander ausspielen, aber das ist nicht der Königsweg – und mir bleibt, falls du ihn dennoch kunstvoll einschlägst, nur zu hoffen, dass dein Ziel ein edles ist.)
    Bedenke aber jederzeit:
    1) Je mehr du etwas willst, desto vorsichtiger zeige es nach außen. Lass dir deine Begeisterung anmerken, aber hüte dich, deine Sehnsucht, dein Bedürfnis zu offenbaren, sei es nach einem Job, nach diesem tollen Tagessatz oder dieser besonderen Bühne. Beeindrucke den, von dem du etwas willst, mit deinem Wissen und deiner Leidenschaft, vor allem aber mit deiner Unabhängigkeit, und sei sie hundertmal erfunden. Selbst wenn du (unbemerkt, bitte) Blut und Wasser schwitzt: Je weniger man dir anmerkt, dass du etwas begehrst, desto mehr begehrt man dich.
    2) Formuliere Forderungen zu Fragen um. Mit »Setz dir ’ne Mütze auf!« erreichst du weit weniger als mit

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