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Quitt

Quitt

Titel: Quitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sein Zimmer zu.
    Auch die anderen erhoben sich bald.
    »Ihr scheint bewegt«, sagte Lehnert, als er sich an L'Hermites Tür von diesem trennte.
    L'Hermite lächelte. »Oui, oui. Mais cela n'importe rien. Wir sind verpfuscht, cher Lehnert, verpfuscht durch die alte Legende. Heiland, Erlöser. Bah! Le grand Sauveur c'est l'idée.«
     
Dreißigstes Kapitel
     
    Früher als gewöhnlich war man am anderen Morgen auf und nahm das Frühstück, nachdem die Lichter am Baum noch einmal angezündet waren. Obadja las das Weihnachtsevangelium und zog sich dann in sein Arbeitszimmer zurück, um sich hier vorzubereiten, und zwar für die Christpredigt. Diese war, neben der Taufpredigt im September, die wichtigste Predigt im Jahre, zu der, schon weil die Mennoniten von Nogat-Ehre auf viele Meilen in der Runde die einzigen waren, die eine Gemeinde bildeten und einen Betsaal hatten, alles zusammenkam, was in der großen Talmulde zwischen den Shawnee-Hills und den Ozark-Mountains an Jesum Christum glaubte. Das waren, außer den Leuten von Station Darlington, ganz besonders auch die Besatzungen von Fort Holmes und Fort Gibson, die bei der Weihnachtspredigt nie zu fehlen und mit ihren bunten Uniformen die Kirche zu beleben pflegten.
    Und sie fehlten auch heute nicht. Überhaupt war es ein großes Andrängen, und unter der nun winterlich entlaubten Akazien- und Lindenallee standen in langer Reihe die Wagen, auf denen man herbeigekommen war. Einige fuhren auch auf die zum Teil weit ausgebauten Farmen, mit deren Bewohnern man schon aus Unterhaltungsbedürfnis auf dem besten Fuße stand. Um zehn Uhr begann der Gesang, bei dem Ruth wieder das Beste tat, und dann folgte Gebet und Predigt, die der Alte mit gewohnter Geschicklichkeit nicht bloß dem Tage, sondern auch den Anschauungen seiner gemischten Zuhörerschaft anzupassen wußte. Das Predigen über die Köpfe weg war nicht seine Sache. So ließ er auch heut alles bloß Lehrhafte fallen, hütete sich, vom »geistigen Leibe Christi« zu sprechen, und beschränkte sich darauf, in der schlichten Erzählung von der Geburt des Heilands das schön Menschliche zu betonen. Aus Not und Bedrängnis, aus Armut und Niedrigkeit sei das Heil geboren worden, und der Krippe zu Bethlehem entstamme die Welterlösung. Er verweilte hierbei, sprach aber trotzdem nur kurz, so daß schon um elf Uhr der Gottesdienst mit einem Vers aus dem Weihnachtsliede schließen konnte, bei dessen Verklingen Obadja den Saal als erster verließ. Dann folgte die Gemeinde, zuletzt die Kinder, die diesen Augenblick mit Sehnsucht erwartet hatten und, vom Betsaal in die Halle hinübergeführt, hier mit kaum unterdrückter Aufregung ihre Geschenke vom Weihnachtstische nahmen, um gleich danach unter Vorantritt Krähbiels und Nickels ihren Rückweg in ihre Dörfer anzutreten.
    Obadja hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, und eine halbe Stunde später erschien Ruth, um ihm das Frühstück zu bringen, das er um diese Zeit zu nehmen pflegte. Sie setzte das Tablett vor ihn hin und wollte wieder gehen, aber er hielt sie fest.
    »Du bist so still, Ruth. Hast du mir nichts zu sagen?«
    »Nein. Oder doch nur das eine, das du längst weißt, daß ich glücklich bin und dich liebe.«
    »Und
bist
du glücklich?«
    »Ja.«
    Sie sagte das mit einem Ton, der jeden Zweifel ausschloß. Und dann küßte sie seine Hand und verließ das Zimmer.
     
    In der Halle, darin eben noch alles so laut und lebendig gewesen war, war jetzt alles still, und diese Stille schien noch zu wachsen unter der Dunkelheit, die herrschte. Denn es war ein grauer Tag, ein rechtes Weihnachtswetter. Nichts war sichtbar als der weißgedeckte Tisch, von dem jetzt die Geschenke verschwunden waren, und daneben der Weihnachtsbaum, der wie ein dunkler Schatten in dem allgemeinen Dämmer aufragte. Ruth wollte daran vorüber, fuhr aber zusammen, als ihr Lehnert, den der Baum bis dahin verdeckt hatte, plötzlich entgegentrat. Indessen es währte nicht lang; im nächsten Augenblick lachte sie wieder: »Lehnert,
du
hier? Du schleichst ja wie durch den Forst.«
    Sie wußte nicht, wie das Wort ihn traf, und setzte scherzhaft und in wiedergewonnener guter Laune hinzu: »Du darfst nicht vorher die goldnen Nüsse zählen; dazu ist Zeit heut abend, wenn wir den Baum plündern. Und dafür mußt du Sorge tragen, daß Maruschka das Beste kriegt, sonst ist sie traurig und weint.«
    Lehnert versprach alles und fragte dann, ob der Vater in seinem Zimmer sei.
    »Willst du zu
dem

    »Ja.«
    »Und

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